Ich habe bisher recht wenig Science Fiction im Bereich Young Adult gelesen. Das waren immer zwei Kategorien, die für mich nicht zusammen gehörten. Aber warum eigentlich? Für viele ist Science Fiction ein Genre, an das sie sich nicht herantrauen, wegen komplizierten Fachbegriffen und abstrusen naturwissenschaftlichen Theorien. Es ist praktisch ein anderes Universum. Aber tatsächlich ist es doch die beste Art jemanden ein Genre näher zu bringen, indem man schon früh anfängt. Und es zudem mit vertrauten und beliebten Schemata verknüpft.
All das erfüllt Constellation – Gegen alle Sterne perfekt und ist damit der perfekte Einstieg in das Science-Fiction-Genre.
Darum gehts
Noemi Vidal lebt auf einem Planten, der so ziemlich perfekt ist. Genug Rohstoffe, kaum Umweltverschmutzung, keine Überbevölkerung. Aber all das kann sich ändern, sollte der Krieg gegen die Erde nicht beendet werden. Denn Noemis Planet Genesis war als Kolonie gedacht, um die Bewohner der Erde zu retten. Doch Genesis möchte sich nicht ausbeuten lassen und deswegen kämpft Noemi in einem Krieg, den sie vielleicht nur durch ihren Tod gewinnen kann. Mit einer verzweifelten Strategie versucht Genesis sich dem Zugriff der Erde zu entziehen. Doch etwas geht schief und Noemi muss ihre beste Freundin auf ein verlassenes Raumschiff bringen, um ihr Leben zu retten. Nur ist dieses Raumschiff nicht so verlassen, wie es scheint und die künstliche Intelligenz an Bord ist ihr keineswegs Freundlich gesinnt.
Meine Meinung
Ich hatte zu Beginn meine Schwierigkeiten mit diesem Buch. Zuallererst wird man in die Handlung hineingeworfen, ohne Informationen worum es geht. (Was ich bisher immer gemocht habe.) Das hat den Anfang recht verschwommen gestaltet, da ich mir weder die Umstände der Handlung, noch den Handlungsort selber erklären oder vorstellen konnte. Im Laufe des ersten Kapitels wurde das allerdings dann recht schnell erklärt. Das Buch wird aus der Sicht von zwei Protagonisten erzählt: Von Noemi, einer Widerstandskämpferin von Genesis und Abel, der künstlichen Intelligenz.
Noemi beschreibt sich selbst als Übellaunig und unfähig Nett zu sein, dem konnte ich allerdings weniger zustimmen. Ich finde, ihren Charakter hätte man durch den Schreibstil ein bisschen klarer gestalten können, da sich ihre Aussagen über ihren Charakter für mich nicht mit dem gedeckt haben, was ich gelesen habe. Sie ist mir sympathisch geworden, was ja eigentlich nach ihrer Selbsteinschätzung nicht möglich sein sollte. Noemi hat ein Ziel, eine Überzeugung und kämpft dafür. Sie ist sich nicht zu Schade anzupacken und bringt erstaunlich viel Mitgefühl auf, für jemanden der sich selbst als schwierig und unmögbar sieht.
Abel ist ein sehr faszinierender Protagonist gewesen, da er als Mech – eine Art Roboter – nicht dem gefühlsgeleiteten Denkprozessen eines Menschen folgt und gerne Situation durchanalysiert und bis auf die letzte Prozentstelle berechnet. Abel ist seinem Schöpfer tief ergeben und hat eigentlich nur das Ziel, zu ihm zurück zukehren. Noemis Auftauchen wirbelt seine Prozessoren ganz schön durcheinander und er lernt eine Menge über sich selbst und die Menschen.
Meine bereits erwähnten Schwierigkeiten hatte ich sowohl mit dem Schreibstil, als auch mit dem Spannungsbogen. Beides hängt unmittelbar zusammen, weshalb ich eine gefühlte Ewigkeit brauchte, um die erste Hälfte des Buches zu lesen. Der Schreibstil ist an sich ganz gut: Zeitform ist die Gegenwart, es wird aus der 3. Person Singular (Er/Sie) erzählt und eben abwechselnd von Noemi oder Abel. Allerdings hätte ich gerne ein paar mehr Ausführungen zu Gefühlen oder der Umgebung gehabt. Manche Sachen waren mir einfach nicht genug beschreiben worden, was den Lesespaß geschmälert hat. Außerdem wurde die Handlung nur durch Noemi und Abel erzählt, was ich mittlerweile nur noch sehr selten lese. Gerade der Anfang hat sich für mich sehr gezogen, da sich die beiden Protagonisten nicht über den Weg trauen und jedes Wort dreimal umdrehen. Lange Sequenzen des gegenseitigen Beobachtens sind gerade im Weltall nicht besonders spannend und ich war wenig motiviert weiterzulesen. Da es sich am Anfang auch nur um Noemi und Abel gedreht hat, war ermüdend. Irgendwie war ich von einem größeren Cast an Figuren ausgegangen und immer nur an ein Paar gefesselt zu sein, war ungewohnt. Es war fast eindimensional, ich hätte gerne etwas mehr über den Bösewicht erfahren, damit ich vielleicht auch selbst spekulieren könnte. Das ist in so vielen Büchern mittlerweile Gang und Gebe, dass es mir hier gefehlt hat. Was eigentlich ein doofer Kritikpunkt ist, denn immerhin ist auch Harry Potter und Eragon so geschrieben worden, und da hat es mich nicht gestört. Man sollte also eine gewisse Erwartungshaltung ablegen, ehe man dieses Buch liest.
Nachdem ich mich also an die neue Situation angepasst hatte, gefiel mir das Buch zunehmend besser. Es gibt erstaunlich viele philosophische Ansätze, die sich unter anderem mit dem Mensch-sein, der Zerstörung der menschlichen Rasse durch sich selbst und auch Religion beschäftigt haben. Das fand ich ziemlich cool, das es so den Leser auch zum weiterdenken anregt und das Buch nicht nur an ihm vorbei kleckert.
Ich denke, dass Constellation eines der Bücher für mich sein wird, die man erst mit der Zeit zu schätzen lernt. Denn die andere Hälfte des Buches hat schon viel eher dem entsprochen was ich erwartet hatte und lesen wollte. Ich bin durch die anderen 50% geflogen, habe alles innerhalb von 12 Stunden verschlungen und war mit dem Ende recht unzufrieden. Ich hätte gerne noch mehr gelesen. Aber da ist es dann nur gut, dass es sich um eine Reihe handelt. Also lest dieses Buch, liebt dieses Buch, damit der Verlag einen Ansporn hat auch Band Zwei übersetzen zu lassen.
Autor: Claudia Grey | Titel: Constellation – Gegen alle Sterne (Constellation #1) | Verlag: cbj Seiten: 500 | Format: Gebundes Buch mit Schutzumschlag, eBook | Preis: 18,99 (GB); 13,99 (ePub) | Erscheinungstermin: 20. November 2017 | Neugierig?
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Bloggerportal und dem Verlag als digitales Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
[…] ist, ist es mir hier umso leichter gefallen. Obwohl meine Erinnerungen an die Geschehnisse von Constellation: Gegen alle Sterne mehr als schwammig waren und ich oftmals bei Namen, die im Zusammenhang damit erwähnt wurden, […]