Als ich von diesem Buch das erste Mal hörte, war ich von dem Titel eher weniger angetan. In den letzten Jahren wurde bei New Adult Romanen auf einen eher poetischen Titelstil gesetzt und dieser fällt stark aus dem Rahmen, wie ich finde. Aber das führte auch dazu, dass ich mehr zu dem Buch wissen wollte und als die Autorin dann ein Instagram-Takeover beim Verlag gemacht hat und ihren Romane vorgestellt, war mein Interesse geweckt. Zur Belohnung für die abgegebene Hausarbeit (Mediävistik) zog das Buch bei mir ein und begleitete mich dann eine Weile in den Semesterstart hinein.

Zum Inhalt

Kayla hat fest vor sich ihrem Stipendium an der Brown würdig zu erweisen und hält eher weniger von College-Partys und Hook-up-Culture. Ihre letzte Beziehung hat sich als Fehler erwiesen und fortan begegnet sie interessierten Männern mit Abweisung. Ihre schnippische Art findet aber gerade Jason sehr interessant und sie laufen ich öfter über den Weg als Kayla gut findet. Bis sie eines Nachts etwas erlebt, dass ihren Blick auf Jason ändert.

Meine Meinung

Mein erster Eindruck von Kayla war der einer jungen Frau, die ihre schnippischen Erwiderungen manchmal nicht bremsen kann, sie aber teilweise schon bereut. Ich fand das sympathisch, weil ich ähnliche Probleme mit den richtigen Kommentaren zum richtigen Moment und zur richtigen Person hatte, als ich versuchte Schlagfertiger zu werden. Bei Kayla ist es ein Schutzmechanismus, gespeist aus schlechten Erfahrungen und einer Abwehrhaltung, damit sie nicht wieder verletzt wird. Deswegen können ihre Kommentare gerade am Anfang etwas sehr zynisch klingen, aber sobald sich eine richtige Beziehung aufbaut und Freundschaften entstehen, verliert Kayla diese harte Note. Ich fand das sehr realistisch, ihr Verhalten wurde gut begründet und ändert sich mit der Zeit schrittweise. Ein weitere Eigenschaft von Kayla, die ich erwähnen muss, ist dass sie Menschen gerne in Kategorien sortiert. So weiß sie besser mit ihnen umzugehen und hat durch ihre Zeit am Internat auch eine gewisse Bestätigung bei diesen Stereotypen gefunden. Dass dieses System nun am College weniger funktioniert und sie damit mehr Menschen wehtut, als es ihr hilft, merkt sie erst langsam und oftmals braucht es einige Kommentare von Jason, bis ihr voll bewusst wird, wie verletzend ihr Denken ist. Kayla lernt über das ganze Buch hinaus dieses Denken wieder abzulegen, was mir gut gefallen hat. Sie kann es nicht von einen Tag auf den anderen Abschalten, sondern arbeitet stetig daran, ihre Vorurteile abzulegen, gerade wenn Jason in seinem Verhalten gerne mal eines davon bestätigt.

Die Handlung wird aber nicht allein von Kayla getragen, Jason hat auch seine Kapitel und Handlungsstrang. Dieses Buch erzählt ähnlich wie Falling Fast die Geschichte beider Figuren, was mir immer besser gefällt, denn zu einer guten Beziehung gehören ja auch zwei. Jason ist eine ziemlich coole Socke, er hat einen Podcast, der fast auf dem ganzen Campus gehört wird, kann mit jedem gut umgehen und ist allgemein ein sehr lockerer Typ. Sein ständiges Zwickern ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig, gerade weil es in den letzten Jahren eine negative Konnotation bekommen hat. Kayla triggert es aus bestimmten Gründen auch, die im Buch aber schnell erklärt werden. Jason kämpft sehr mit seiner Daseinsberechtigung, weil seine familiäre Situation nicht ganz einfach ist und er sich damit sehr belastet. Seine Reise fand ich fast etwas spannender als Kaylas, weil sie sein Leben auf so vielen Ebenen beeinflusst hat und er langfristige Folgen kämpfte.

Ein Aspekt der mich wesentlich zu dem Buch gezogen hat, war der Handlungsort der Brown University. Ich hatte durch Youtube eine ziemlich genaue Vorstellung vom Leben an der Brown und wollte sehen, dass es gut umgesetzt wird. Ich finde es zur Abwechslung mal sehr spannend, wenn man genau weiß, wie man sich den Campus und das Leben an einer nicht fiktionalen Universität vorstellen kann. Ich hätte mir zwar ein paar mehr Details gewünscht, aber die Grundlagen waren in Campus Love vorhanden.

Die Dynamik zwischen Kalya und Jason ist neckend, fast schon mein geliebtes Hate-to-Love-Trope, das gerade am Anfang viel Schwung in die Handlung bringt. Dann passiert schon relativ früh etwas, dass die Dynamik ändert und wie mit diesem Thema umgegangen wird, fand ich sehr gut. Ich habe da zwar auch keine Erfahrungen, konnte aber wenig problematisches aus den folgenden Situationen lesen. Ich will natürlich nicht spoilern, aber weil es einige Leser vielleicht stärker belasten könnte, als andere setzte ich das angesprochene Thema in den Spoiler-Kasten, damit ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr das Buch lesen wollt.

Spoiler / Trigger
Partydrogen, versuchte Vergewaltigung

Die Handlung wird, wie ich finde, ab dem ersten Drittel etwas ausgebremst und es dauert eine Weile, bis Kayla und Jason auf einer Kommunikationsebene sind und tatsächlich eine Beziehung entstehen kann. Das kam mir aber keinesfalls schlimm vor, viel mehr fand ich es ziemlich realistisch, dass die Figuren wirklich lernen müssen miteinander umzugehen und zu interagieren, bevor etwas zwischen ihnen passieren kann. In diesem Buch findet man keine dramatischen Wendepunkte wie es in New Adult mittlerweile Mode ist, sondern eine ehrliche Beziehung, wie sie im echten Leben entstehen kann.

Fazit

Campus Love überzeugt durch eine tiefgründige Handlung und mit einer ehrlichen Beziehung, die ohne große Dramen auskommt. Neben dem witzigen Schreibstil ist es der perfekte Roman zum Semesterstart.

Campus Love: Kayla & Jason

Verlag: KnaurSeiten: 384 ・Format: Taschenbuch, eBook ・Preis: 9,99€ (TB); 9,99€ (ePub) ・Erscheinungstermin: 2. September 2019 ・Link zur Verlagsseite

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