*Rezensionsexemplar

Seid ihr bereit für ein weiteres Jugendbuch, das ich weniger mochte? Ich schwöre, ich mache das nicht mit Absicht. Ich suche mir keine Jugendbücher aus, nur um sie dann zu kritisieren. Ich tappe nur immer wieder in die Falle der vielversprechenden Klappentexte und schönen Cover. Emily Bones kann dennoch für jemanden das perfekte Buch für Halloween sein, denn wenn ich eines wirklich mochte, dann waren es die Untoten.

Darum gehts

Als Emily ausgerechnet an Halloween stirbt, denkt sie zuerst, dass es ein schlechter Scherz ist. Wer stirbt schon an Halloween? Und bleibt dann als Geist mit Steckdosenfrisur und Gruffti-Klamotten zurück? Als Emily aber erfährt, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist, ist für sie klar, dass sie den Täter finden muss und so vielleicht die Chance hat, ihr Leben zurück zugewinnen.

Meine Meinung

Emily Bones hat gut angefangen. Emily erwacht in ihrem Sarg und muss ihren Tod erstmal verarbeiten. Diverse Anekdoten über das Geisterdasein sind unterhaltsam und die Welt des Friedhof Père Lachaise ist wunderbar. Die Feinheiten der Geister, Skelette und Draugr sind spannend und die magischen Aspekte des Friedhofs, der sich Nachts für die Untoten verwandelt und richtig gemütlich wird, waren spannend und liebevoll ausgearbeitet. Allgemein mochte ich die Idee von Paris als Setting sehr gerne. Für meinen Geschmack kam die Darstellung Paris nicht perfekt durch, allerdings sind die Schauplätze auch auf ungefähr drei beschränkt.

Willkommen in der Welt der Geister und Untoten, der Schattenspieler und Nekromanten, der Wiedergänger und Gespenster. Willkommen im Refugium der Nacht!

S. 15

Die Handlung des Buches hat sich für meinen Geschmack etwas zu sehr gezogen. Es gibt drei wichtige Abschnitte und zwei davon sind Anfang und Schluss. Der Mittelteil war leider wenig aufregend, was auch daran lag, dass man eigentlich nur zwei Figuren gefolgt ist, Emily und noch jemand anderem. Das machte die Handlung etwas einsam, nur manchmal unterbrochen von einem kurzen Auftritt einer Nebenfigur, zu der aber keine wirkliche Bindung aufgebaut wird, geschweige denn diese gezeigt. Das fand ich etwas Schade, weil so Emilys Kreis an Vertrauten recht klein blieb und man mit den wenigen Wesen nicht groß mitfühlen konnte.

Emily selber ist eine der nervtötendsten Mischungen aus Mary-Sue und Gryffindor, von der ich bisher gelesen habe. Emily ist immer frech, weiß immer alles besser und gibt einen Bockmist auf das, was die anderen Figuren ihr raten. Sie ist enorm stur und tappt deswegen auch öfter in Fallen als mir lieb war. Dass durch diese Kombinationen auch ein Chosen-One-Trope entstand fand ich zusätzlich ermüdend.

Der Schreibstil ist zu Beginn sehr angenehm, aber dann hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich in Metaphern verrannt hat und konnte bald nicht mehr zwischen einem schönen Vergleich und einer Tatsache unterscheiden. Vielbenutzte inhaltsleere Floskeln gehörten leider auch dazu und für mich starb die Spannung in dem Moment, wo ein Gespräch seinen Inhalt verlor und nur noch dramatisch klang. Durch den etwas unpräzisen Schreibstil erschienen auch einige wichtige Grundpfeiler der magischen Welt unklar und beispielsweise das Besondere an Emilys Fähigkeiten oder den Grenzen einer anderen Art gingen völlig verloren.

Fazit

Für mich war das Buch leider weniger was, das erste Drittel fand ich noch ganz unterhaltsam und dann begann es sich zu ziehen und Emily ging mir auf die Nerven. Dennoch kann ich es des Settings und der Untoten wegen empfehlen, gerade wenn man sich an Halloween nicht zu Tode gruseln möchte. Ich habe das Buch übrigens an meine kleine Schwester weitergereicht, die genauso alt ist wie Emily – 13 – und bin sehr gespannt auf ihre Einschätzung.

Emily Bones: Die Stadt der Geister

Verlag: Planet!Seiten: 444 ・Format: Gebundenes Buch, eBook ・Preis: 15,00€ (GB); 11,99€ (ePub) ・Erscheinungstermin: 17. Juli 2018 ・Link zur Verlagsseite

*Danke an den Verlag und NetGalley für die Bereitstellung eines digitalen Rezensionsexemplar.

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