Guten Tag, Hi, Hallo!

Ich melde mich nach laaanger Zeit mal wieder mit einem Blogpost und wollte kurz eine Art Disclaimer da lassen. Seit Beginn der Pandemie haben ich mehr oder weniger nicht mehr viel gebloggt – mir fehlt für vieles die Motivation und Kreativität und zudem bin ich perfektionistisch. Auf Ideen kaue ich super lange herum, frage mich ob ich überhaupt berechtigt bin etwas zu bestimmten Themen zu schreiben und wenn es nicht zu 100% Perfekt ist, dann poste ich es lieber gar nicht. Weil das aber der Tod von so ziemlich jedem Blogpost ist, der keine Rezension ist, muss ich daran was ändern. Also versuche ich jetzt einfach in dem Moment, wo die Inspiration da ist, alles aufzuschreiben und das dann gleich zu posten. Es wird nicht perfekt sein, eventuell schwer nachzuvollziehen, wenn ich ins sinnieren abrutsche und auf jeden Fall kürzer, als ich es für angemessen halte. (Woher kommt die Haltung, dass Blogposts eine bestimmte Länge haben müssen?) Aber entweder gibt es das oder gar nichts. 

Zitate finden 

Ich hab das Gefühl – seit Bookstagram mehr denn je – dass schöne Zitate zur Identität eines „richtigen“ Booklovers dazugehören. Während des Lesens die richtig bedeutungsvollen Zitate rauszusuchen und zu markieren, scheint vielen Leuten so einfach von der Hand zu gehen und dann werden diese Zitate meist in Bullet Journals, Instagramposts, Grafiken etc. umgewandelt. Auch für Rezensionen sind solche Zitate echt hilfreich, weil sie die Texte auflockern können und nochmal einen Punkt verdeutlichen. 

Und dann gibt es da mich, die vielleicht alle Jubeljahre mal ein richtig gutes Zitat während des Lesens findet. Meist komme ich auf diese Zitate erst durch Grafiken, die ich nach dem Lesen finde, im Text selbst fällt mir beim ersten Lesen – und das ist aktuell auch das einzige Lesen –  wenig auf. 

Ich glaube, für mich ist es besonders schwer diese Zitate zu „erkennen“, weil ich alles im Kontext der erzählten Geschichte lese. Wenn ich lese und richtig im Fluss bin, dann ergeben alle Sätze zusammen die Geschichte für mich, jeder Satz ist die logische Fortsetzung des vorherigen und baut aufeinander auf. Oftmals bin ich so „drin“ in der Geschichte, dass mein Kopf nicht innehält, um Sätze zu sezieren und außerhalb des Kontexts zu betrachten. 

Das ist es nämlich, was für mich ein gutes Zitat ausmacht: Allgemeingültigkeit. Wenn ein Satz außerhalb seines Kontextes immer noch seine Bedeutung hat, dieses erschütternde Gefühl von „Das ist voll wahr!“, dann funktionieren Zitate. Zumindest meiner Erfahrung nach. Oftmals haben Zitate auch eine nostalgische Funktion, wenn ich das Buch, dem sie entnommen worden sind, vorher schon gelesen habe und sie mich wieder in die Szene katapultieren können, aus der sie kommen. Aber Zitate, die ich an meine Zimmerwand schreiben möchte, haben eine Allgemeingültigkeit.  

Ich komme selten an den Punkt, wo ich beim Lesen innehalte und merke „Wow, dieser Satz funktioniert auch in der realen Welt“. Einerseits muss ich dafür die Illusion brechen, die während des Lesens entsteht und das mache ich nicht sehr gerne, weil es für mich eben um genau diese Illusion geht. Andererseits stolpere ich manchmal über gute Zitate, weil ich gar nicht ordentlich ins Buch rein komme. Dann hänge ich mich nämlich an jedem Satz auf, brauche eigentlich ewig zum Lesen, aber finde eben auch mehr Zitate. (Wie gut diese dann sind ist debattierbar.)  

Es ist also irgendwie eine Hui-oder-Pfui-Situation bei mir: Entweder bin ich so im Lesen drin, dass ich nicht innehalte, um schöne Sätze wahrzunehmen oder ich komme gar nicht wirklich rein ins Lesen und nehme jeden Satz überdeutlich wahr.  

Unterm Strich sind in meinem Leben also wenige schöne Zitate vertreten, was ich teilweise wirklich bedauere, weil sie einfach cool sind. Ich kann mein eigenes Leseverhalten aber auch schwer ändern und muss wohl damit leben. Seufz. 

Wie sieht es bei euch aus? Noch jemand an der „Lese zu stark, um Zitat-würdige Sätze wahrzunehmen“-Front?  

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