Es gab schon länger keinen Jahresrückblick mehr auf diesem Blog, aber ich kann meine Gedanken einfach nicht in einen Instagram-Beitrag quetschen. Also sind wir wieder hier (liest das noch jemand? halloooo?) und ich lasse meine Gedanken erneut (fast) ungefiltert auf das Internet los.
Ich kann diesen Beitrag nicht streng als Leserückblick deklarieren, weil mein 2023 lesetechnisch so stark von meinem Privatleben beeinflusst wurde, dass es ohne Kontext wenig Sinn ergeben wird. Also kommt hier ein kleiner chaotischer Einblick in mein Leben der letzten zwölf Monate. (Wenn ihr mir auf Instagram folgt wird hier nicht viel Neues dabei sein, aber vielleicht mehr einem roten Faden folgen. hopefully.)
2023 bin ich umgezogen. Im Prinzip nur so 10 Kilometer, bisschen näher an die Arbeit und Uni heran, praktisch ein Katzensprung. Dieser Prozess hat sich allerdings ingesamt fast ein halbes Jahr gezogen, von den ersten Versuchen einen Mietvertrag zu bekommen im Januar 2023 bis Juni 2023, wo ich mich dann irgendwie halbwegs angekommen fühlte und das alte WG-Zimmer abgeben hatte. Das war erst der zweite Umzug in meinem Leben – mit wesentlich mehr Büchern – und ich hatte völlig vergessen wie entwurzelnd das sein kann.
Ich habe einige Monate wirklich damit gekämpft mich „Zuhause“ zu fühlen; etwas, das enorm wichtig für mich ist, weil ich sonst buchstäblich nicht entspannen kann. Dieser Umzug hat, meiner Einschätzung nach, eine für mich schwere Episode von Anxiety losgetreten, die das Einleben zusätzlich erschwerte (Von der Bürokratie eines Umzugs will ich gar nicht reden.) Das spiegelte sich dann auch direkt in meinem Leseverhalten, weil ich entweder gar nicht gelesen habe oder nur vertraute Werke erneut.
Ein paar Statistiken
Beendete Bücher: 43
Abgebrochene Bücher: 26 (Hätte ich die alle beendet, wäre ich einfach bei 69 gelesenen Büchern gelandet, lol.)
gelesene Fanfiktions: ca. 40 (ich habe den Überblick verloren, okay?)
Meine 5-Sterne-Bücher (ohne Re-reads):
A Night of Promises and Blood von Anne Pätzold
Nightsky full of Promise von Mounia Jawayanth
Staying was the hardest Part von Rabia Doğan
The Bone Season von Samantha Shannon
Yellowface von R. F. Kuang
Like words on our skin von Mehwish Sohail
Laut meiner Statistik habe ich 2023 14 Bücher erneut gelesen, darunter die ganze Helden des Olymp-Reihe von Rick Riordan und Rubinrot & Saphirblau von Kerstin Gier. Das sind Bücher, die ich seit 7 Jahren nicht mehr angerührt habe. Aber ich brauchte den Komfort und das nostalgische Gefühl von Sicherheit, das sie mir vermittelt haben, besonders auch, weil ich sie zuletzt in meiner Abiturphase gelesen habe, wo ich noch Zuhause wohnte und mein Leben nicht so viel Selbstinitiative erfordert hat. Meine durchschnittliche Bewertung wurde dadurch auch stark angehoben, 4 Sterne habe ich meist vergeben, was für mich eher selten ist. Aber das kommt ja nicht von ungefähr, wenn ich alte Lieblingsbücher in so großer Zahl lese (auch wenn ich jetzt einige Dinge kritischer sehe.)
An der Statistik der gelesenen Bücher im Monat kann man gut sehen, wie beschäftigt oder mental aufgewühlt ich war: Im März habe ich meinen neuen Mietvertrag unterschrieben, danach ist der Durchschnitt der gelesenen Bücher abgesackt, ehe ich im Sommer meine Re-read-Phase hatte und der Durchschnitt stieg. Das lag aber allein daran, dass ich wusste wo die Bücher enden würden und mich nicht so gestresst habe. (Irgendwann werde mich mal meine Gedanken zu The Mark of Athena, Annabeths Anxiety & Survivalmode und die Wirkung davon auf mich aufschreiben.) Im August fiel der Durchschnitt dann wieder, weil ich hauptsächlich Fanfiktions gelesen habe. Schön, diese Spiegelung. 🙂
Es fiel mir 2023 auch wesentlich leichter Printbücher zu lesen, als eBooks. Ich glaube, das lag daran, dass ich öfter die visuelle Erinnerung hatte, das ich ein Buch lese, weil ich es „rumliegen“ lassen kann. Bei einem eReader fällt mir das meist nicht so sehr ins Auge.
Durch meine Re-reads ist mein Bewertungsdurchschnitt auch relativ hoch, was auch irgendwie schön ist. Ich sehe mich normalerweise als recht kritische Leserin, im letzten Jahr war mein eigener mentaler Zustand aber so wackelig, dass ich kaum Kapazität hatte mich sonderlich kritisch mit Büchern auseinanderzusetzen. Mir sind natürlich problematische Verhältnisse ausgefallen, aber ich hatte nicht die Kraft diese tiefer zu analysieren. Zumindest nicht so, wie ich das von mir kannte.
Ich weiß übrigens nicht wie dieses „Did I cry?“-Diagramm zustande gekommen ist, ich kann mich NICHT erinnern, bei den meisten meiner Büchern geweint zu haben. Aber die Tabelle lügt nicht, nehme ich an?
Was Diversität angeht kann ich definitiv immer noch mehr lesen; dass nur 10% meiner Autor*innen letztes Jahr BiPOC waren finde ich selbst ganz schrecklich (ob ich es dadurch ausgleichen kann wie viele neue Bücher von BiPOC-Autor*innen bei mir eingezogen sind?).
Mit August 2023 kam auch ein weiteres Comeback in mein Leseleben: Fanfiktions. Ich habe seit 2015 keine Fanfiktions mehr gelesen und plötzlich wieder in diese Welt zu stolpern war erschütternd wie aufregend. Das sollte ich vielleicht nicht unterschlagen: Ich lese Fanfiktions zu K-Pop. Ich glaube ich könnte auch einen Verbindung aus K-Pop-Gruppen, found family und meiner Anxiety ziehen, aber das ist mir dann doch etwas zu privat und tiefschürfend. K-Pop ist für mich oft ein Ventil zu Selbsterkenntnissen und das ist ganz allgemein eine wilde Erfahrung. Jedenfalls hatte ich im September plötzlich einen Account bei AO3 (Archive Of Our Own) angelegt und freue mich nun immer wie ein kleines Kind, wenn die E-Mail Benachrichtigung kommt, dass jemand ein neues Kapitel/neues Werk veröffentlicht hat.
Bis Dezember 2023 habe ich grob geschätzt 40 Fanfiktions gelesen und einige davon mehrmals. Vieles sind One Shots (also nur ein Kapitel), auch eher kurz, aber ihr Impact war dafür umso größer. Den Serotoninschub, den ich während einer fluffy Fanfiktion gespürt habe, war das Einzige, was mich durch die letzten Wochen des Jahres gebracht hat. Das ich mit 26 nochmal zurück ins delulu-Land der Fanfiktions zu Musiker*innen stolpere, hatte ich so gar nicht erwartet. Ich hatte fest damit abgeschlossen, als ich mich von meinen One-Direction-Fanfiktions verabschiedete. Und doch können mir diese zumeist silly und fluffy fics ein Level an Komfort geben, dass ich nirgendwo sonst finde. Ich liebe meine Lieblingsbücher, aber diese Fanfiktions sind meist einfach nur wholesome und lustig, ohne größere Handlungen oder Spannungsbögen. Und manche Autor*innen schreiben SO gute emotional arcs, das ist der Hammer. Ich glaube deswegen bin ich auch so oft zu den Fanfiktions zurückgekehrt, weil es einfach richtig gut geschrieben war. Also seht das hier vielleicht auch als kleines Plädoyer für mehr Fanfiktions in eurem Leben. (Aber auf die legale Art, versteht sich. Was ich gerade im englischen BookTok für Entwicklungen beim Binden und Vertreiben von FanFiktions sehe, ist unter aller Sau. Es ist illegal Fanfiktions kommerziell zu vertreiben, wenn wir uns nicht daran halten, kann die ganze Subkultur untergehen.)
Meine Grafiken, die ich hier eingebunden habe, habe ich übrigens vom Reading Tracker von Emma Skies, sie ist eine BookTokerin, der ich super gerne zuhöre und ihr Exel-Template ist super praktisch. Ich verlinke euch mal ihren Linktree, falls ihr es euch angucken wollt: EmmaSkies Linktree.
Das war es auch irgendwie schon. 2023 war ein etwas komisches Lesejahr, ich werde auch noch einen Post zu meinen Lesehighlights verfassen, weil ich diesen Beitrag nicht super lang gestalten möchte.
Wie lief euer Lesejahr 2023? Irgendwelche neuen Erkenntnisse gewonnen? Ich freue mich über Kommentare!
Alles Liebe
evilgenius meint
Diese Diagramme sind total satisfying, nicht wahr? ^^ Ich bastel mir seit einer Weile auch welche für das ganze Jahr zusammen, und der Vergleich der Jahre ist immer super interessant. Meine Reread-Quote liegt lustigerweise konstant bei ca. 15 %, aber ich sollte wahrscheinlich weit öfter Bücher abbrechen, an denen ich keine Freude habe, damit letztlich nicht so viele Reinfälle dabei sind. Nur fällt mir das so schwer …
Inzwischen bin ich schon begeistert, wenn mehr als ein oder zwei richtig gute Bücher pro Monat dabei sind. Und ganz deprimiert, wenn ein Monat ganz ohne verstreicht. In der Hinsicht hat 2023 für mich großartig begonnen und ernüchternd geendet :/
Friederike meint
Hii!
ja, die Diagramme sehen nice aus, freue mich schon wenn ich genug habe für einen Vergleich.
15% Reread-Quote fühle ich, ich glaube ungefähr da lande ich auch oft. Bücher abbrechen kann ich auch nicht gut, ich lege sie immer mit der Ausrede „pausiert“ beiseite und versuche es ein paar Monate später nochmal.
Ich hoffe dein Lesejahr 2024 läuft besser, als letztes Jahr und dass es mehr als nur zwei gute Bücher dabei sind.
Ganz liebe Grüße,
Friederike.
Bookish Tina meint
Mir ist auch nach dem letzten Jahr aufgefallen, dass ich viel zu wenig divers lese. Alles zusammengezählt war ich glaube bei hochgerundet 40% :‘) Dieses Jahr sollen es mindestens 75+% werden (und es läuft richtig gut, hab schon ein paar Highlights gehabt!)
Friederike meint
aah, das freut mich so für dich! ich hoffe auch, meine Rate nach oben zu pushen, es ziehen so viele diverse Bücher bei mir ein, da muss ich das doch hinkriegen.