Mit Wie der Falke fliegt startet Maggie Stiefvater die Spin-Off-Reihe zu den Raven Boys – allerdings kann man das Buch unabhängig von der anderen Reihe lesen, alle wichtige Dinge werden verständlich erklärt, sodass man sich gleich in das neue Abenteuer stürzen kann. Und können wir kurz über dieses wunderschöne Cover reden? Ich liebe die Farben sehr und freue mich, dass der Verlag sich entschieden hat, das UK-Cover zu übernehmen.
Zum Inhalt
Ronan Lynch ist ein sogenannter Träumer. Er kann sowohl Wunderbares als auch Entsetzliches aus seinen Träumen in die fragile reale Welt holen.
Jordan Hennessy ist eine Diebin. Je näher sie dem Traum-Objekt kommt, hinter dem sie her ist, desto untrennbarer ist sie mit ihm verbunden.
Carmen Farooq-Lane ist eine Jägerin, die Träumer jagt. Denn ihr Bruder war ein Träumer – und ein Mörder. Carmen hat gesehen, was Träume einem Menschen antun können. Und sie hat den Schrecken gesehen, den die Träumer verursachen können. Doch das war nichts im Vergleich zu der Zerstörung, die bald entfesselt werden wird …
via Droemer Knaur
Maggie Stiefvater-ismus
Maggie Stiefvater schreibt seit Jahren erfolgreiche Jugendbücher, die alle mehr oder weniger unter das Subgenre des magischen Realismus fallen. Magischer Realismus zeichnet sich durch die Vermischung fantastischer und realer Strukturen raus, was im ersten Moment wie das normale Rezept für einen Fantasyroman klingt, wenn man sich aber einmal in einen Maggie Stiefvater Roman einliest, merkt man schnell, dass sie eine sehr prägnante Version des Subgenres schreibt.
Die fantastischen Elemente in ihren Büchern wirken meist willkürlich, sie scheinen eine etwas verzerrte Art von märchenhafter Magie zu haben, die scheinbar wild in der Natur lebt und ihren eigenen Regeln folgt. Menschen stolpern da meist zufällig drüber und weigern sich zu glauben, was sie vor der Nase haben. Außer natürlich die Menschen, die ein bisschen offener für das Übernatürliche sind und an die magischen, versteckten Winkel in unserer Welt glauben.
Aber zurück zu Wie der Falke fliegt – mit einer hoffentlich klareren Vorstellung davon, wie sich eine Welt aus der Feder von Maggie Stiefvater anfühlt stelle ich euch nun die Protagonisten von Wie der Falke fliegt vor:
Ronan Lynch war bereits ein wichtiger Charakter in der Raven-Boys-Reihe, zusammen mit den anderen Protagonisten Blue, Gansey, Adam und Noah suchte er nach dem Grab des Königs Glendower und entdeckte dabei seine Fähigkeiten als Träumer*.
*Träumer sind Menschen, die Dinge aus ihren Träumen mit in die Realität nehmen können, die monströs und fabelhaft sein können und jeglicher Logik und Physik wiedersprechen. Ronan kann Autos träumen, die ohne Motor fahren (super umweltfreundlich!), Schwerter, die brennen und so ziemlich alles, was man sich so vorstellen kann.
Aber nicht nur Ronan ist Gegenstand dieser Reihe, in bester Maggie-Stiefvater-Manier folgt man einer ganzen Gruppe von Figuren, die je nach Relevanz für die Handlung viel und wenig erzählen. Die größten Stimmen neben Ronan sind sein älterer Bruder Declan; der ein bisschen an seiner Arschloch-Reputation arbeitet (oder sie sogar zerstört?).
Neu dazu kommt eine weitere Träumerin namens Hennessy, deren Schwester Jordan. Große Liebe für diese Schwestern, sie sind chaotisch und kompliziert, aber sie halten zusammen – meistens – und kämpfen sich durch jeglichen Mist gemeinsam durch.
Dann ist da noch Carmen Farooq-Lane, die ich als Antagonistin einordnen würde. Sie arbeitet für eine Organisation, die das Ende der Welt verhindern will, dass durch Träumer ausgelöst wird, die sie Zeds nennen. Carmen muss dabei eng mit dem jungen Parzifal zusammenarbeiten, der Visionen hat wo der/die nächste Träumer*in ist, die unschädlich gemacht werden muss.
Mentales Puzzlen
In dieser Spin-Off-Reihe taucht man in die Feinheiten der Träume tiefer ein, was an Stellen verwirrend und anstrengend sein kann, aber auch eine Geschichte offenbart, die man nur ganz selten liest.
Die Handlung setzt sich aus zwei Themensträngen zusammen, die sich langsam aufeinander zubewegen, aber welche Verbindung sie genau haben, wird eine Weile im Dunklen gehalten. Das kann anstrengend werden, besonders wenn die Kapitel von einer Person zur nächsten springen und man noch keinen Überblick über alle Figuren hat. Ich finde auch, dass dieses Springen zwischen den erzählenden Personen manchmal den Schwung aus der Handlung genommen hat, das Buch hatte merkwürdige Längen an Stellen, wo man eigentlich etwas sehr wichtiges gelernt hat. Maggie Stiefvater schreibt außerdem auch immer so, dass man zwischen den Zeilen lesen können muss, es wird den Lesenden nicht alles auf dem Silbertablett serviert, ein gutes Leseverständnis ist meiner Meinung nach nötig, um die beste Leseerfahrung mit dem Buch zu haben.
Der eine Themenstrang beschäftigt sich stark mit Ronan und dem Träumen, denn eine bittere Erkenntnis bestimmt Ronans Leben: Er kann sich nicht weit von seinem Geburtsort entfernen, der ein Ankerpunkt für seine Träumer-Fähigkeiten zu sein scheint. Während seine Freunde nach dem Highschool Abschluss in die Welt hinaus ziehen, sitzt Ronan mehr oder weniger in den Schobern fest, dem Hof seiner Eltern. Sobald Ronan sich von den Schobern entfernt und schlafen/träumen will, beginnt er eine schwarze Flüssigkeit auszubluten, die ihn umbringen kann. Seinem Freund Adam nach Washington zu folgen scheint damit unmöglich zu werden oder zumindest sehr gefährlich, weil Ronans Zustand sich mit wachsender Entfernung immer mehr verschlechtert.
Declan geht schon seit einer Zeit den Fußspuren seines Vaters da, der mindestens genauso viele Rätsel hinterlassen hat, wie er Jahre gelebt hat und arbeitet sich dabei durch einen magischen Flohmarkt, auf der Suche nach einem besonderen Gemälde. Dort kreuzt sich sein Weg mit Hennessy, die nach demselben Gemälde sucht und es Declan prompt vor der Nase wegschnappt. Declan lernt in diesem Buch einiges über seinen Vater und wie dieser die Familie Lynch geformt hat; ich gehe davon aus, dass diese Entdeckungen eine wichtige Rolle beim Lösen der Probleme der Reihe spielen und ich habe jeden neuen Hinweis geliebt, auch wenn sie immer abstruser wurden.
Carmen fühlt sich manchmal wie eine schlecht bezahlte Babysitterin und auch, wenn sie sieht was die Träumer mit der Welt machen können, welche Macht sie wirken können, so lernt sie doch langsam, dass ihr vertrautes schwarz-weiß-Denken sie nicht länger schützen kann. Carmens Entwicklung fand ich zugegebenermaßen am spannendsten, weil man durch sie einen gänzlich anderen Blickwinkel auf die Magie der Reihe bekommt und auch sehr offensichtlich die Schattenseiten und Machtmissbrauch sieht, der passieren kann.
Fazit
Maggie Stiefvater erweitert ihre Welt um die Träumer meisterhaft vielschichtig in Wie der Falke fliegt und entführt die Lesenden auf eine noch verworrener Reise als in den Raven Boys. Eine abenteuerliche Geschichte die ihresgleichen sucht!
bibliographische Daten
übersetzt von: Jessika Komina, Sandra Knuffinke • Verlag: Droemer Knaur • Format: Paperback, eBook • Preis: 17,99€ (PB); 14,99€ (ePub) • Erscheinungsdatum: 02. November 2022 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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