Blutmagie ist Band zwei der Midnight Chronicles-Reihe, die in 2020 ihren Auftakt nahm. Die Reihe wird gemeinsam von Bianca Isoivoni und Laura Kneidl geschrieben und jede Autorin hat ihre eigenen Figuren in ihren jeweiligen Büchern. Dennoch kann man die Bände nicht unabhängig voneinander lesen.
Zum Inhalt
Cain hat hohe Ziele in den Hunterkreisen Edinburghs und ist deswegen mehr als sauer, als sie wegen einer erfolgreichen Jagd auf einen Vampir zu Strafarbeit verdonnert wird – ausgerechnet mit niemand andrem als Warden, der sie abgrundtief hasst. Aber Wardens Abscheu ihr gegenüber ist bald das geringste ihrer Probleme, denn ihr Cousin und Freund Jules verschwindet und plötzlich scheint Warden die einzige Person zu sein, an die Cain sich um Hilfe bittend wenden kann …
Langjährigen Laura Kneidl-Fans mögen die Namen bekannt vorkommen und vielleicht ebenfalls Parallelen im Setting, denn ihre Elemente der Schattenwelt-Reihe wurde in die Midnight Chronicles integriert. (Die Rechte für die Trilogie gingen an die Autorin zurück, man kann die Reihe nun nicht mehr kaufen.) Da ich die Elemente der Schattenwelt sehr geliebt habe, wusste ich schon grob, was im Buch auf mich zukommen wird und war umso gespannter, diese neue Version von Cain & Wardens Geschichte kennenzulernen. Es fühlte sich ein bisschen wie ein Blick in eine Parallelwelt an, was ich wirklich cool finde.
Die Figuren
Warden und Cains Beziehung startet im Buch sehr angespannt – die beiden haben seit drei Jahren kein Wort mehr miteinander geredet, obwohl sie einmal Hunterpartner waren. Warden fühlte sich vor drei Jahren von Cain verraten und hat den Kontakt abgebrochen. Seitdem arbeitet Cain (deren Namen man übrigens wie Jane ausspricht) mit ihrem Cousin Jules zusammen und Warden ist im Alleingang unterwegs – was eigentlich verboten ist. Eines abends geht Cain allein auf die Jagd, was gegen die Regeln des Quartiers verstößt. Cain wird suspendiert und muss Strafarbeit verrichten – zusammen mit Warden. Die beiden wollen sich eigentlich nur aus dem Weg gehen, aber dann verschwindet Jules während einer Patrouillie. Cain will ihn suchen, obwohl es ihr vom Leiter des Quartiers verboten wurde, und wendet sich an Warden, der Einzige, von dem sie weiß, dass er bereit ist die Regeln zu brechen. So zu einer erneuten Partnerschaft gezwungen kommen sie sich wieder näher.
Das Buch wird zu Beginn auch durch Rückblicke erzählt, damit die Lesenden wissen, was genau zwischen Cain und Warden vorgefallen ist. Die Tragik ihrer Beziehung wird dort sehr in den Vordergrund gestellt, macht bestimmte Entscheidungen sehr gut nachvollziehbar. Cain und Warden konnten damals nicht aus ihrer Haut, haben nach ihren tiefsten Überzeugungen gehandelt, die dann nur leider völlig gegeneinander liefen. Das war ein sehr schöner Schachzug, der gleich zu Beginn der Beziehung eine etwas emotionalere Note verleiht, hat die Handlung aber auch etwas gebremst. Während man den Anfang des Buches damit verbringt die Hintergründe des Streits von Cain und Warden zu verstehen, dauert es ungefähr 150 Seiten, ehe die angeteaserte Handlung einsetzt.
Ich hatte Warden beschützen wollen, anstatt ihm das Einzige zu nehmen, was ihm als Konstante in seinem Leben noch geblieben war.
S. 125
Cain wird dabei gleich als ambitionierte junge Huntress etabliert, die gerne die patriarchalischen Strukturen der Hunter aufbrechen möchte und alles tut, um ihre Vertrauenswürdigkeit zu erhalten – Cain möchte irgendwann einmal Leiterin des Quartiers werden, eine Rolle die bisher nie an eine Frau vergeben wurde. Allerdings hat sie einen Nebenjob als Partyprinzessin – wo sie sich als verschiedene Disney-Prinzessinen verkleidet und auf Kindergeburtstagen auftritt – und hält das lieber vor dem Großteil der Hunter geheim. Cain ist pflichtbewusst und verantwortungsvoll, denkt aber, dass sie niemals Schwäche zeigen kann, wenn sie sich in den Strukturen der Hunter nach oben arbeiten will. Mit Jules Verschwinden rückt das allerdings alles sehr in den Hintergrund und wird auch zu Ende des Buches nur noch kurz angesprochen. Cains Karriere ist etwas, das man dann vielleicht in den späteren Büchern noch weiter verfolgen kann, worauf ich sehr gespannt bin.
Warden ist ein sehr stoischer Mensch, dem der verfrühte Tod seiner Eltern etwas den Boden unter den Füßen fortgezogen hat. Seitdem ist er auf der Jagd nach dem Vampirkönig und hat sich dabei den Ruf eines eiskalten und sehr erfolgreichen Hunter erarbeitet mit genug Tötungen, dass sein einer Arm mit unzähligen tattoowierten Strichlisten verziert ist. Warden ist sonst ein eher stiller Mensch, der erst nach einer Weile auftaut und sich öffnet. Seine Entwicklung in dem Buch ist keine leichte und an manchen Stellen hätte ich mir ein bisschen mehr Gefühl von seiner Seite gewünscht. Da hat die Verknüpfung zwischen Erzähltem und Gefühltem für mich nicht so ganz gepasst.
Seit dem Vorfall mit Isaac war Warden nicht mehr derselbe. Er war wütend und verbittert und lebensmüde – keine gute Kombination.
S. 33
Was ich allerdings sehr mochte war die Beziehung zwischen Warden und Kevin, dem Todesboten. Die beiden pflegen eine etwas ungewöhnliche Freundschaft, die aber genau deswegen mein leises Highlight des Buches war.
Apropos Verknüpfen: Die Protagonist:innen aus Band eins, Roxy und Shaw, tauchen in diesem Buch ebenfalls auf und haben sogar eine relativ große Rolle. Roxy und Shaw haben Roxys Kampfpartner Finn nach Edinburgh begleitet, um dort die Jagd nach Roxys Geistern fortzusetzen und eventuell auch mehr über Shaw herauszufinden. Ich mochte das richtig gerne, weil sich die Bücher dann nicht so voneinander abgetrennt anfühlen. Außerdem sind sie mittlerweile ganz gut mit Warden befreundet, der bereits einen kleinen Gastauftritt in Band eins, Schattenblick, hatte. Die losen Fäden werden also alle sehr schön miteinander verwoben.
Wenn mich eines an dem Buch wirklich gestört hat, dann wie schnell Gefühle akzeptiert wurden – alles hat sich zwischen Cain und Warden sehr schnell entwickelt. Sobald sie sich ihrer Gefühle bewusst wurden, ging es sehr schnell voran und auch andere große Enthüllungen wurden fix hingenommen. Das kann natürlich vorkommen, aber wenn ich bedenke wie lange die beiden nicht miteinander zu tun haben wollten und sich aktiv verabscheut haben, dann hätte ich da schon mit etwas mehr Entwicklungszeit gerechnet. So gesehen ist ihre Beziehung schnell von „kompliziert“ zu „unkompliziert“ gewechselt, was mal eine schöne Abwechslung war.
Das Ende ging mir an manchen Stellen etwas zu schnell und einfach vonstatten. Man merkt zwar, dass der Konflikt noch lange nicht vorbei ist, sondern man hier eher ein Vorgeschmack bekommt, aber dennoch las es sich etwas lasch. Durch Warden und Cain bekommt man nur eine sehr begrenzte Perspektive auf das allgemeine Geschehen, da erhoffe ich mir von den nachfolgenden Bänden eine größere Verschränkung der Erzählperspektiven.
Das Buch ist sehr gut aufgebaut, man kann ausmachen, wie viel Mühe sich die Autorin gegeben hat. Jede Szene ist irgendwo wichtig und hat eine bestimmte Rolle, das einzige was für mich dabei auf der Strecke geblieben ist, ist das Gefühl. Für mich haben vielen Momente einfach nicht ordentlich gezündet, die Gefühle zwischen Cain und Warden und den anderen Nebenfiguren kamen bei mir nur schwach an. Die Geschichte von Cain und Warden ist eine ohne Schnörkel und Abschweifungen, sondern sehr gerade heraus und direkt. Was nicht schlecht ist, nur leider nicht ganz mein Ding.
Ebenfalls wunderschön zu lesen war, wie gut schon die Figuren der zukünftigen Bücher auf Lauras Seite der Geschichte eingebunden worden. Wenn die Pärchen so bleiben, wie ich das aus den EdS kenne, dann hat die Autorin sich hier schon viel Mühe gemacht deren Handlung vorzubereiten.
Abschließend kann ich sagen, dass dieses Buch sehr stark durchgeplottet war, viele lose Fäden wurden aufgegriffen, die in zukünftigen Büchern wohl noch enger miteinander verflochten werden, was ich wirklich toll finde. Man merkt den Büchern die enge Zusammenarbeit der Autorinnen an und ich kann mir vorstellen, dass, wenn die Reihe einmal vollständig ist, man viel Spaß daran haben wird die Handlungsstränge und Easter Eggs der einzelnen Figuren über alle sechs Bücher zu verfolgen.
Fazit
Blutmagie ist ein handwerklich starker Nachfolger zu Schattenblick und knüpft an die Ereignisse des ersten Bandes gut an, bleibt aber dennoch etwas eigenes. Cain und Warden sind ein Powercouple, die Edinburgh mächtig aufmischen und dabei einer Verschwörung nahe kommen, die die Welt der Hunter auf ewig verändern kann.
Verlag: LYX • Seiten: 432 • Format: Taschenbuch mit Klappenborschur, eBook, Hörbuch • Preis: 14,90€ (TB); 9,99 (ePub); 16,99 (Audio-Download) • Erscheinungstermin: 24. Februar 2021 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an die Lesejury und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
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