Der zweite Band der Neon Birds-Trilogie ist bereits im Frühjahr erschienen und von mir gelesen worden. Allerdings habe ich mit dem Buch sehr viel mehr gekämpft, als angenommen und die Rezension entsprechend lange vor mir hergeschoben. Allerdings denke ich, dass ich nun die richtigen Worte gefunden habe und hoffe, dass ihr meine Gefühle nachvollziehen könnt. Viel Spaß beim Lesen!
Zum Inhalt
KAMI ist weiter auf dem Vormarsch und die Helden sind über die Welt zerstreut. Luke und Flover versuchen Flovers Schicksal davonzulaufen, während Andra, Okijen und Byth versuchen mehr über KAMI und die Mojas zu lernen. Je mehr die Helden über KAMI lernen, desto mehr lernt KAMI selbst und steht ihnen bald schon wieder gegenüber.
Anders als Erwartet
Man folgt auch in diesem Band wieder den Perspektiven von Luke, Flover, Okijen, Andra und KAMI, Byth kommt ergänzend hinzu, obwohl ich begonnen habe ihr zu misstrauen. Es wird fast direkt an die Handlung von Band eins angeknüpft, was ich sehr mochte, weil man sozusagen keine Zeit verliert. Die Reise der unterschiedlichen Figuren bewegt sich in diesem Band in interessante und neue Richtungen, zeigt Perspektiven, die man zuvor ignoriert hatte und bringt einige neue Erkenntnisse auf den Weg. Dennoch fehlte mir etwas in diesem Buch und ich denke, es liegt an einer Kombination von Dingen.
Schreibstil
Etwas, das ich während des Lesens akzeptieren musste, war, dass ich mich den Figuren emotional einfach nicht verbunden fühle. Für mich liegt das definitiv am Schreibstil, der sehr knapp und präzise ist, für mich aber nicht genug Emotionen und Tiefe der Figuren transportiert. Ich komme nicht in ihre Köpfe rein und fiebere dementsprechend kaum mit ihnen im Buch mit. Das habe ich bereits im ersten Band festgestellt, aber gehofft, dass es mir noch gelingen wird, wenn ich nur mehr Zeit mit den Figuren verbringe. So schnell der Schreibstil mich also durch das Buch getragen hat, so überraschend auch die Handlung war – ohne einen Zugang zu den Figuren kam mir das alles recht fad vor.
Handlung
Wenn ich an die Handlung denke, dann kann ich ihr zugute halten, dass sie mich überrascht hat. Ich hatte mit einer wesentlich langsameren Entwicklung im Kampf gegen KAMI gerechnet und auch der Weg dahin sah in meinem Kopf anders aus. An sich ist es mein Fehler, dass ich mir relativ feste Vorstellungen vom zweiten Band gemacht habe, dennoch fand ich die Entwicklungen nicht so ganz harmonisch – zumindest wenn ich die Hergänge aus Band Eins betrachte. Ich dachte, ich hätte ein Gefühl für die Reihe bekommen und wurde nun eines Besseren belehrt.
Zudem empfand ich die Entwicklungen auch sehr frustrierend, weil meist nur mit Andeutungen gearbeitet wurde und nicht Klartext gesprochen. Ohne einen Zugang zu den Figuren konnte ich manche Entscheidungen nicht nachvollziehen, habe den Geistesblitz, den sie hatten, nicht verstanden. Ich fühlte mich den Großteil des Buches, als würde ich genauso im Dunkeln tappen wie die Figuren, nur irgendwie schlimmer, weil ich als Leserin ja alle Perspektiven kannte und demzufolge mehr wissen können sollte, als die Figuren.
Figuren
Ich kann natürlich so viel ich will über Schreibstil und Handlung lamentieren, aber darüber hinwegtäuschen, dass ich einfach nicht für die Figuren und ihre Geschichten brenne, kann ich damit nicht. Ich dachte, wie vorher schon erwähnt, dass ich einfach mehr Zeit brauche, um die Figuren ins Herz zu schließen, aber das ist auch in diesem Band nicht eingetreten. An sich sind die einzelnen Figuren Luke, Flover, Andra, Okijen und KAMI gut konzipiert, aber irgendwas fehlt mir – Tiefe, Konflikte, irgendwas. Ich kann es leider nicht genau benennen. Tatsächlich fand ich KAMI wieder am Besten, ihre Perspektive hat sich so sehr von den anderen abgehoben, ihre Gedanken waren verworrenen und poetischer, haben viel zum Nachdenken gegeben, aber KAMI hat kaum Kapitel im Buch bekommen. (Zumindest verglichen mit den anderen Sichten.) Es fühlte sich für mich bei jeder Figur so an, als wenn sie von der Handlung mitgerissen wurden und kaum selber entscheiden konnten, wie sie weiter vorgehen wollen. Es gab kaum Pausen, immer war irgendwas los und immer waren sie gezwungen zu handeln. (Wie oft die alle geflohen sind, mannoman!) Die Autonomität, die ich in den letzten Jahren in Büchern so lieb gewonnen habe, à la „die Figur bestimmt die Handlung“ hat hier gänzlich gefehlt und ich hätte Schreien können, so oft, wie irgendjemand etwas gegen die Figuren in der Hand hatte und sie zwingen konnte, etwas zu tun, was sie gerne selbst anders gelöst hätten. Ich glaube, mir fehlte ein Gefühl von Kontrolle seitens von Okijen, Flover und Konsorten, gerade weil sie ja als „so fähig“ gelobt wurden und dann aber wie kleine Marionetten herumtanzen mussten. Deswegen fand ich KAMI auch am Spannendsten, weil ich bei ihr wusste, dass sie einem Plan folgt, ihre Entscheidungen gehörten ihr allein.
Irgendwie hat Nichts in diesem Buch so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte, von meiner Lesekompetenz bis hin zum Schreibstil. Cyber Trips war also alles in allem wahnsinnig frustrierend für mich.
Fazit
Handwerklich ist Cyber Trips ein guter Nachfolger zu Neon Birds, nur emotional hat das Buch mich einfach nicht begeistern können. Es haben sich Punkte aus Schreibstil, Handlung und Charakterzeichnung zusammengestückelt, die mir das Lesen schlussendlich sehr schwer gemacht haben.
Verlag: Luebbe • Seiten: 448 • Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch • Preis: 15,00€ (TB); 9,99€ (ePub), 19,99€ (Audio Download) • Erscheinungstermin: 29. Mai 2020 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an die Bloggerjury für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Schreibe einen Kommentar