Einige sehr aufmerksame Blogleser wissen vielleicht, dass ich eine Buchreihe von Nalini Singh ganz besonders liebe und auch nach 14 (oder so) Bänden noch versuche mitzuhalten. Als ich beim Lyx Verlag nun ein neues Buch von der Autorin gesehen habe, das ganz ohne magische Elemente auskommt, musste ich das natürlich ausprobieren und habe mehr als die Hälfte in einem Rutsch an einem verregneten Tag im Oktober verschlungen. Und dabei blieb es, denn nach der ursprünglichen Euphorie sackte diese ab und mit ihr wurden mir all die Probleme dieses Buches bewusst.
Zum Inhalt
Welche Chance hat eine Liebe, für die man seine Träume aufgeben muss? Sailor Bishop hat nur ein Ziel: ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen! Diesem Traum hat er sein Leben verschrieben, und er investiert seine ganze Energie und Zeit, um ihn wahr werden zu lassen. Ablenkung kann er daher absolut nicht gebrauchen – auch nicht in Form seiner neuen Auftraggeberin. Doch die schöne Ísa Rain macht Sailor unmissverständlich klar, dass sie mehr von ihm will als nur einen unvergesslichen Kuss. Viel zu lange hat sie ausschließlich das getan, was andere von ihr erwarten. Sailor muss sich entscheiden: zwischen der Frau, die sein Herz berührt wie keine andere zuvor, und seinem großen Traum!
Quelle: luebbe.de/lyx
Einmal in die Irre führen, bitte
Ich fange mal beim Klappentext an. Er ist vollkommen fehlleitend. Nach dem Klappentext habe ich Sailor als harten Geschäftsmann eingeschätzt, der lernen muss der Liebe in seinem Leben Platz zu machen. Das mag nicht die originellste oder feministischste Handlung sein, aber bisher hatte mich die Autorin noch nicht enttäuscht. Abgesehen von der Implikation, dass eine Frau ja nur Ablenkung für ihn darstellt, fand ich die allgemeine Idee – Lebenstraum verwirklichen oder aufgeben für Liebe? – ganz interessant. Was ich nicht erwartet habe, war, dass Sailor ein Gärtner ist, der gerade seinen ersten Auftrag bekommen hat und dessen „Firma“ nur aus ihm selber besteht. Noch viel weniger erwartet habe ich, dass Ìsa die mit der erfolgreichen Karriere ist und seine Auftraggeberin. Da hat der Klappentext aber mal schön Tatsachen verdreht. Bis zu dem Punkt wo ich gelesen habe, haben sich auch keine Ansätze gezeigt, dass diese Beziehing hauptsächlich von Ìsa ausgeht, eher anders herum. Woher Ìsas Ängste um zu wenig Aufmerksamkeit kommen sollen, ist mir schleierhaft. Diese Frau hat mehr oder weniger zwei Jobs und zieht ihre Halbgeschwister teilweise groß und dann ist er derjenige, der ihr mehr Zeit einräumen muss?!
Das Positive
Ich sollte wohl dazu schreiben, dass ich bis zu 66% gelesen habe, also mehr als die Hälfte des Buches. Dinge, die ich an dem Buch mochte waren beispielsweise der Schauplatz: Neuseeland. Das hatte ich in einem Liebesroman bisher noch nicht und mochte diese „Auslagerung“ sehr. Ìsas Job beinhaltet auch das Planen eines nachhaltigen Fast Food Restaurants, was zuerst wie ein Paradoxon klingt, aber zumindest mich Laie in seiner Umsetzung überzeugen konnte. Ich empfand das als schönen Anker in unserer Zeit. Außerdem fand ich die liebevolle Beziehung zwischen Ìsa und ihren Geschwistern toll, die „nur“ Halbgeschwister sind, um die sich Ìsa kümmerte. Ich empfand es als ehrliche, liebevolle und vorbehaltlose Beziehung.
Meins, Meins
Was mich nun davon abhält das Buch zuende lesen, sind die schnellen Besitzansprüche, die hier auftauchen. Die Figuren haben noch nicht einmal miteinander geredet und Sailor nennt Ìsa bereits „mein Rotschopf“ oder schlimmer „mein feuriger Rotschop“, wobei das feurig auch nur seiner Vorstellung entspringen kann, denn sie haben ja noch keine Worte miteinander gewechselt. Sowohl in Gedanken, als auch laut bezeichnet er sie so. Ständig. Ich habe schon lange nicht mehr von einer Beziehung gelesen, die so starke Besitzansprüche so schnell geltend gemacht hat und das auf der Grundlage von Gar Nichts und einer Jugendschwärmerei.
Dieses übermäßige Besitzergreifende Gehabe hat es mir dann letztendlich leicht gemacht, das Buch abzubrechen. Weil nämlich kaum was anderes im Vordergrund steht. Sailor „jagt“ Ìsa hauptsächlich und es wird meist nur erzählt, wie er seine nächsten Schritte plant und weniger wie er versucht sein Unternehmen aufzubauen. Ìsa selber kämpft gegen ihre Mutter an, die ihr Nein zum Eintritt in die Firma nicht akzeptieren will und sie beginnt zu erpressen, was ich wesentlich interessanter fand, dem aber keine wirklich Aufmerksamkeit geschenkt wird, beziehungsweise in einem Ton beschrieben wird, der es als kleines Ärgernis darstellt und nicht als Ignorieren der Selbstständigkeit einer erwachsenen Frau. Sowas macht mich immer sauer und ich habe nicht wirklich Lust weiter von diesem herablassenden Verhalten zu lesen.
Fazit?
Ich bleibe einfach bei der einen Reihe von Nalini Singh, die mich bisher nicht enttäuscht hat und von der ihr aus Nostalgie auch nicht loskomme.
Cherish Love
übersetzt von: Patricia Woitynek・Verlag: LYX・Seiten: 397・Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook・Preis: 12,90€ (TB); 9,99€ (ePub)・Erscheinungstermin: 30. August 2019・Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und NetGalley für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplar.
evilgenius meint
Hey ^^
Ich muss sagen, dass ich ein wenig erschrocken war, als ich „Abbruchrezension“ gelesen habe. Zumal mir das Buch gerade geschenkt wurde und ich mich darauf freue, viel mehr bin ich aber auf Band 2 scharf, der klingt richtig, richtig gut, Da ist Band 1 nun mal Pflichtprogramm.
Ich finde es immer gut, wenn berechtigte Kritik geübt und begründet wird, warum man ein Buch abbricht, bei „Abgesehen von der Implikation, dass eine Frau ja nur Ablenkung für ihn darstellt“ musste ich aber trotzdem zweimal hinsehen. Der Klappentext hat nie behauptet, dass eine Frau für Sailor nur Ablenkung ist, er impliziert bloß, dass sie ihn von seinen Plänen ablenken würde. Würde er Frauen lediglich als Ableknung betrachten, würde er sich selbst aussuchen, wann er abgelenkt werden möchte. Das kommt mir fast so vor, als hättest du es absichtlich falsch verstanden, da du das Buch ja ohnehin runterputzt xD
Und na gut, ich würde die Tatsache, dass er sie in Gedanken „mein Rotschopf“ nennt, nicht sofort mit Besitzansprüchen gleichsetzen, man denkt schließlich so allerhand allein in seinem Kopf. Aber vielleicht ist da mehr dran, ich werde es ja sehen, wenn ich mir das Buch vornehme, Was mich allerdings wundert, ist, wie sehr dich das besitzergreifende Verhalten stört, wenn man bedenkt, dass du Nalini Singhs Psy/Changeling-Reihe so liebst. Auf deinem Foto sind Silbernes Schweigen und Das Licht des Ozeans zu sehen; Ersteres hatte mich letztes Jahr ziemlich enttäuscht, Letzteres habe ich erst vorletzte Woche gelesen, (es war okay; es ist schon ein paar Bände her, dass die Reihe mich begeistern konnte), weil der nächste Teil, der wesentlich interessanter klingt, diese Woche erscheint. Ich weiß nicht, ob du es schon getan hast, aber da haben sich die Dinge in Rekordgeschwindigkeit entwickelt, und von Besitzansprüchen bei Gestaltwandlern muss ich nicht erst anfangen. Ist es vielleicht das? Findest du es dort okay, weil es Fantasy ist, hier aber nicht, weil es sich um Contemporary handelt? Da wärst du definitiv nicht die Erste ^^
PS: Ich finde Nalinis Contemporary-Bücher generell schwächer als ihre Fantasy-Werke. Aber welche Reihe ich bevorzuge, weißt du ja 😉
Friederike meint
Hallo!
Ich muss sagen, dass mich die merkwürdige Formulierung aus dem Klappentext natürlich auf den Plan gerufen hat. Egal wie man es lesen will, es impliziert nichts Gutes, aber das Buch hätte ja gegen diese Idee arbeiten können, was bis über die Hälfte nicht tat. Besitzansprüche sind etwas, das mir immer öfter negativ auffällt in Büchern oder anderen Medien und ich kann es immer weniger tolerieren. Egal, ob sie im Kopf von jemandem stattfinden oder laut gesagt werden, es bedeutet, dass dieser jemand in diesen Dimensionen denkt und somit noch nicht in unserer Zeit angekommen ist. Sowas in Contemporary Büchern zu reproduzieren ist nicht gut, es vermittelt Frauen (und ich rede auch von den jungen Mädchen, die sowas in der Annahme lesen, dass es romantisch ist) ein völlig falsches Bild und Sailor hat es für meinen Geschmack zu schnell und zu drastisch gemacht. Es grenzt an Belästigung, wie ich finde.
Bei der Psy/Changeling-Reihe beginnt es mich auch zu stören, gerade bei Bänden, die ich noch nicht kenne. Ich hänge an einigen sehr, weil ich sie als Teenager so geliebt habe und eben solch toxisches und territoriales Verhalten nicht als problematisch gesehen habe. Die Reihe wird mir immer etwas bedeuten, aber ich sehe mittlerweile auch ihre Probleme. Allerdings finde ich, dass man es dort auch irgendwie mit dem Weltenbau rechtfertigen könnte, von der animalischen Seite vieler Figuren her. Da kann ich es noch akzeptieren, auch wenn ich es nicht gut heiße. Und meistens lesen sich die Beziehungen sich dort auch sehr gleichberechtigt dominant, was ich hier eher weniger fand.
Also ja, ich hab eine Problem damit, wie Besitzansprüche in Contemporary Romanen festgemacht werden und es passt mir bei keiner Autorin oder Autor. Man lernt ja immer dazu.
Alles Liebe und Danke für deinen ausführlichen Kommentar
Friederike.
Kat @ Kat from Minas Morgul meint
Huhu 🙂
Schade, dass das Buch nicht das war, was du erwartet hattest und es aber trotzdem nciht wirklich besser geworden ist. Ich habe bisher nicht so viele Bücher von Nalini Singh gelesen, aber besonders die Gilde der Jäger-Reihe fand ich toll.
Aber wie du gesagt hast, am besten du bleisbt da beim altbekannten und -geliebten 😀
Liebste Grüße
Kat
Friederike meint
Liebe Kat,
Ich liebe Singhs Gestaltwandler und Gilde der Jäger Reihen, weswegen ich das Niveau dieses Romans so gar nicht nachvollziehen kann. Ich probiere tendenziell zwar gerne Neues aus, aber bei manchen Autor*innen soll das wohl nicht sein.
Danke für deinen Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut.
Alles Liebe
Friederike.