A Feast of Reading soll sowas wie mein Blog-Equivalent zu Reading Vlogs werden. Ich liebe es Vlogs zu gucken, wo man jedes Stadium des Lesens mitbekommt, Theorien erfahren kann und einfach Reaktionen sieht. Da ich mich aber nicht vor eine Kamera traue, muss ich das eben in schriftlicher Form machen. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich Buchreihen am meisten genieße, wenn ich sie über einen kurzen Zeitraum lese und mich komplett vom Fandom vereinnahmen lasse. Letzten November habe ich mit diesem Prozess angefangen, als die Veröffentlichung von Queen of Air and Darkness anstand und ich die Welt nicht schon wieder verlassen konnte und habe es endlich nochmal mit The Infernal Devices versucht. (Auch weil aus frustrierten Reviews hervor ging, dass die Bücher einige Parallelen haben sollen und mich das wiederum neugierig gemacht hat.) Ich habe den ersten Band bereits zweimal auf Deutsch gelesen, den zweiten nur einmal, aber nichts ist hängen geblieben. Gar Nichts. Ich vergas was passiert ist, wer involviert war, worum es überhaupt ging. Deswegen konnte mich die Reihe wohl einfach nicht so begeistern, wie alle anderen Leser von Cassandra Clare. Da aber bereits das Internet mit Fandom Love explodierte, dachte ich, dass ich die Zeit nutze und es nochmal versuche. Diesmal auf Englisch.
Nun. In diesem Beitrag werde ich alle drei Bücher kurz besprechen. Ich werde nicht so ausgefeilt heran gehen, wie bei einer Rezension, weil das hier ungezwungener sein soll und auch Spoiler auftreten können. Da aber anscheinend jeder schon Clockwork Princess gelesen und geliebt hat, muss ich da vielleicht nicht mehr so groß vor warnen. Allerdings möchte ich einfach eine allgemeine Spoiler-Warnung zu allen Shadowhunters-Büchern geben, wer also nicht up-to-date ist, sollte vorsichtig sein.
Clockwork Angel
Meine wohl wichtigste Erkenntnis zu diesem Buch war, dass es das Schattenjäger-Equivalent zu einem Klassiker ist. Mir fiel es so schwer – nehme ich zumindest an – in diese Reihe hinein zu finden, weil ich erwartete, dass sie wie The Mortal Instruments sein würde, es war ja alles mehr oder weniger so, wie bei Clary: Eine versteckte Welt in der Realität, ein Mädchen, dass diese Welt entdeckt und mit außergewöhnlichen Fähigkeiten revolutioniert. Nun stellen Clary und Tessa aber zwei sehr unterschiedliche Frauenbilder dar und da wurde es bereits schwierig. Tessa ist super buchig. Soll heißen, dass sie ruhig, überlegt und zurückhaltend ist. Außerdem war sie mir ein bisschen zu naiv, weil sie ihr ganzes Wissen nur aus Büchern hatte und gesellschaftlich so gar keinen Plan. Ganz anders als Clary eben und auch anders als ich. Tessa und ich wurden nie wirklich warm. Ich schätze einige ihrer Charakterzüge, aber mir hat sich nicht erschlossen, was alle Welt so an ihr liebt.
Außerdem ist es natürlich toll als Fan der Mortal Instruments all die Familien zu sehen und wie sie interagieren. Diese Fehde zwischen Gabriel Lightwood und Will Herondale ist einfach nur witzig, wenn man bedenkt, dass ihre Nachfahren mal Parabatei sein werden. Auch wie das Mächteverhältnis der Familien sich ändert, wie Verbündete aus TMI plötzlich mehr Feinde, als etwas anderes sind, fand ich spannend und großartig. Da kommt man der winzig kleine Teil des Historiknerds in mir durch.
Abgesehen von dem toll beschriebenen Setting des alten Londons, laß sich das Buch vom Stil her anders, die Geschwindigkeit war langsamer und es wurde sehr viel mehr Wert auf Etiquette und Kleidung gelegt, als mir lieb ist. Ich habe mich mit jeder Seite mehr in eine Steampunk-Version meines liebstes Jane-Austen-Buches versetzt gefühlt und nachdem ich das akzeptiert hatte, konnte ich es genießen. Wie bei Klassikern auch, ist diese Epoche der Schattenjäger von Gesellschaftlichen Seiltänzen geprägt und ich musste mir das immer wieder bewusst machen, falls mich eine Person mit ihrem Verhalten aufgeregt hat. Ich fand es dennoch schön, dass man so mehr über die Figuren erfuhr und ihre Handlungen im Kontext einer anderen Zeit betrachten musste.
Clockwork Prince
Unpopular Opinion: Das ist mein liebster Teil der Trilogie. Warum? Weil Tessa endlich ein bisschen mehr Ahnung hat, die Figuren ein relativ ruhiges Buch verleben – was gerade bei Cassandra Clare selten ist – und die Geschichte ein bisschen mehr Substanz gewinnt, sich mehr von anderen Büchern abhebt. Ich mag, dass ein bisschen gereist wird (York war soo spannend!), das Setting erweitert und ich mehr zur Geschichte der Schattenjäger lernen durfte. Ich mochte ebenfalls Wills Figurenentwicklung (Falls jemand sich fragt: Will. Immer schon Will.), ich konnte mich mit ihm gut identifizieren und lernte gerne mehr über seine Vergangenheit. Ich fand es erleichternd zu sehen, dass sein verletzendes Verhalten nicht aus einer Laune heraus geboren ist, die Zwickmühle in der er steckt, fand ich wirklich gut geschrieben. Und hat mir natürlich das Herz gebrochen.
Besonders toll fand ich noch, dass Tessa und Sophie mit Kampftraining angefangen haben. Das bietet einen weiteren tollen Kontrast zu der Zeit aus der sie kommen und ich mag es allgemein sehr gerne, wenn weibliche Figuren die Möglichkeit bekommen, sich nicht nur verbal verteidigen zu können. Das ist es was ich allgemein an den Schattenjäger-Büchern liebe: Die Menge und Vielfalt an kämpfenden Frauen. Da kann keine Aelin Ashryver Galathynius mithalten.
Mein einziger negativer Punkt ist Jem. Ich mag Jem an sich, er ist ein toller Typ, von dessen Sorte es gerne mehr in Büchern geben kann, aber eine Sache stört mich massiv: Dass er, obwohl er Will bereits darauf angesprochen hat, ob dieser Tessa mag, so frech ist und Tessa um ihre Hand fragt. Er wusste, dass Will etwas für sie empfindet, egal wie klein das erscheinen mochte und wie rücksichtslos ist es bitte, dann dennoch eine Beziehung mit ihr einzugehen?! Ich fand Jem in diesem Moment einfach total kurzsichtig und auch seine Einstellung in seiner kurzen Lebenszeit ALLES erleben zu wollen, überstürzt. Jem und Tessa hatten definitiv eine tolle Chemie, aber ich bin allgemein kein Fan von Dreiecksbeziehungen und egal wie oft gesagt wird, dass diese hier außerordentlich gut ist, muss ich das noch lange nicht mögen. Ich fand, dass Jem Dinge übers Bein gebrochen hat, anstatt anständig darüber nachzudenken und sowas stört mich bei jeder Figur.
Clockwork Princess
Dieses Buch war eine Enttäuschung. Ich meine, es war nicht schlecht, aber ich bin ein paar Jahre zu spät für den Hype, weil ich alle großen Enthüllungen schon kenne. Der Epilog war hart, aber immerhin bekommen wir mit der neuen Schattenjägertrilogie ein bisschen mehr aus Tessas & Wills Leben zu lesen, also hat mich das nicht soo getroffen. Die Sache um Jem kannte ich durch City of Heavenly Fire schon, was leider dazu beigetragen hat, das ich Jem in diesem Buch unglaublich blöd fand. Er trifft eine Menge dummer und egoistischer Entscheidungen, die ihn für mich noch unsympathischer gemacht haben. (Wie sein Yin Fen zu schnell aufzubrauchen und dann den letzten Rest wegzuwerfen. Urgh! Es juckt ihn einfach nicht, wie sehr er alle anderen mit seinem Verhalten verletzt.) Cassie bricht einem mit einigen Szenen dennoch das Herz, aber da ich emotional nicht so an Jem hänge, hat mich nur Wills Reaktion getroffen.
Die Handlung an sich fand ich letztendlich recht langweilig, da gab es halt eine Entführung und dann wurde Tessa mal wieder gerettet. Die kleine Transformation am Ende macht es für mich halbwegs interessant, weil es in Bezug auf Queen of Air and Darkness eine Rolle spielt und in späteren Büchern HOFFENTLICH noch wichtig wird. ( Ich hoffe ganz stark auf eine revolutionierende Entdeckung über die Schattenjägergeschichte, die seit Jahrhunderten verschleiert wurde.) Aber sonst? Ach ja, Ithuriel bekommt bestimmt nicht den Preis für den besten Engels des Jahrhunderts. Ich frage mich, ob er wegen seiner zahlreichen Verwicklungen nochmal eine Rolle spielen wird.
Insgesamt hätte ich lieber noch mehr über die Starkweathers gelesen und mehr über den Umgang mit Kindern, die keine Runen vertragen. Die Nebenhandlung um Charlotte und den Konsul fand ich auch spannend – und wahnsinnig ärgerlich -, dazu hätte für meinen Geschmack noch mehr kommen können. Wer wartet eigentlich mit jedem weiteren Buch auch darauf, dass die Schattenjäger endlich mal ihre gesellschaftlichen Missstände einsehen?
Ach ja, dass endlich Tessas Herkunft enthüllt wurde, war befreiend, das ganze hin und her hat mich schon ganz irre gemacht. (Es ruft auch eine Menge Theorien in einem wach und jetzt MUSS ich einfach wissen, wie ihre Kinder mit dieser Vererbung umgehen. CHAIN OF GOLD, warum nur erscheinst du erst 2020?) Jems neues Ich fand ich sehr spannend, Ghosts of the Shadow Market kann ich sehr empfehlen, weil seine Situation so besonders ist. Jem war buchstäblich dabei, als Valentine Morgenstern an die Macht kam. Ich meine, was? Einen cooleren Zeitzeugen kann man ja nicht finden. Also verzeiht mir, wenn ich Jems Dasein als Stiller Bruder nicht ganz so schlimm finde.
Abschließend kann ich nur empfehlen Booktalks zu der Reihe zu gucken, ich finde die Reaktionen auf einige Enthüllungen urst komisch und habe einige Zusammenhänge besser verstanden. (Das CoHF eben noch nicht erschienen war und Jem der Stille Bruder ist, der CLary & Jace oft hilft, beispielsweise.) Ich finde auch FanCasts sehr spannend, es ist immer wieder interessant, wie manche sich die Figuren vorstellen.
Eins noch: Auf Englisch blieb mir die Handlung der Bücher besser im Kopf, als auf Deutsch. (Vielleicht weil ich auf Englisch nicht so sehr von den ausschweifenden Umgebungsbeschreibungen beeinträchtigt wurde.) Dennoch hatte ich jetzt – 6 Monate nach dem Lesen – wieder Probleme mir die großen Handlungspunkte in Erinnerung zu rufen. Uff. Irgendwie bleiben diese Bücher nicht so in meinem Kopf hängen, wie gewohnt.
The Infernal Devices wird wohl nie meine liebste Trilogie um die Schattenjäger werden, aber ich schätze sie für die Hintergrundinformationen und kleinen Happen an Verschwörungstheorien, ich bin mir ziemlich sicher, dass noch einiges mehr eine Rolle in späteren Büchern spielen wird.
evilgenius meint
Hey ^^
Ich liebe dieses neue Format! Es macht einfach viel mehr Spaß zu lesen, was jemand von einem Buch hält, das ich auch gelesen habe, wenn er/sie nicht krampfhaft Spoiler zu vermeiden versucht.
Ah, die Infernal Devices … Ich habe die Trilogie vor Jahren auf Englisch gelesen, weil eine Mitschülerin, mit der ich mich über COHF angefreundet hatte, mich praktisch dazu gezwungen und mir ihre Ausgaben in die Hand gedrückt hat. Später habe ich die deutschen Taschenbücher gekauft, weil ich die Cover schöner fand, und sie bis heute noch nicht (wieder) gelesen ¯\_(ツ)_/¯
Aber ich muss dir trotzdem in vielen Punkten zustimmen. Während ich in TMI Clary UND Jace geliebt habe, war ich von Will begeistert, von Tessa dagegen … nicht. Und danke! Viel zu oft heißt es, dass das die einzige gut gemachte Dreiecksgeschichte sei, dass selbst Fans von Will Jem mochten. Ich finde genauso wie du, dass das nicht der Fall ist, gut, das mal von jemand anderem zu hören 😉
Es ist allerdings, wie du sagtest, wirklich schön, die Veränderungen der unterschiedlichen Familien in den verschiedenen Zeiten entsprechender Reihen zu verfolgen. Die Fehde zwishen Gabriel und Will, dessen Abneigung gegenüber Enten und und und. Deshalb kann ich den großen Reread, den ich seit Ewigkeiten plane, nicht abwarten. Erst TMI, dann TID, damit ich endlich TDA lesen und Shadowhunters gucken kann. Bis jetzt kenne ich nur die erste Folge, aber die Serie soll ja besser werden. Es wird auf jeden Fall noch dieses Jahr passieren!
Hast du eigentlich je Shadowhunters gesehen?
Friederike meint
Hallo!
Es freut mich total, dass das neue Format bei dir gut ankommt, ich hatte es auch ein bisschen satt, dauernd um den heißen Brei herum reden zu müssen. ^^‘
Ich höre tatsächlich nicht oft, dass jemand die Dreiecksgeschichte nicht mag, deswegen bin ich auch sehr erleichtert, dass du mit mir einer Meinung bist.
Und wie witzig ist es bitte, dass alle Herondales eine Fehde mit Vögeln haben? Jace Vater, Stephen hatte auch so seine Probleme mit dem geflügelten Volk.
Ja, ich habe Shadowhunters geschaut, bis Ende Staffel 2? Oder sogar bis Mitte Staffel 3? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich mag die Serie gar nicht. Die Effekte werden ein bisschen besser, aber die Handlung und Art des Erzählens bleibt gleich. Für mich haben sie in der Serie irgendwie alles weg gelassen, was ich an den Büchern mochte, und haben stattdessen wild Details eingebaut, ohne zu gucken, wie das eigentlich zusammen hängt. Der Cast ist ganz gut – auch, wenn Jace mehr wie ein getretener Welpe auftritt – aber begeistern konnten sie mich nicht. Die Diversität ist gut gemacht, Malec bekommen sehr viel mehr Raum, als in den Büchern, aber ich stelle mir Magnus im Kopf ganz anders vor, als Harry Shum Jr. ihn spielt. Dabei mag ich den Schauspieler sehr gerne.
Und ich war beim Anschauen ständig verwirrt, weil ich die Zusammenhängen nicht begreifen konnte, weil sie so vieles auseinander gerissen haben. Es hat für mich einfach gar keinen Sinn gemacht.
Ich hoffe, ich habe dich damit jetzt nicht entmutigt und drücke dir die Daumen, dass du die Serie genießen kannst. Aber ich würde mich freuen, wenn du mir dann mal ein kleines Feedback da lässt, ich finde das super spannend, wie einzelne Fand die Serie wahrnehmen.
Alles Liebe und vielen Dank für deinen schönen Kommentar
Friederike.