Ich habe dieses Buch vor drei Tagen beendet und brauchte ein bisschen Zeit, um zu verarbeiten, was ich da gelesen hatte. Falling Fast ist auch seit seinem ET Ende Mai überall auf Instagram zu sehen und vielleicht hängt es euch schon ein kleines bisschen zum Hals raus. Allerdings will ich genau deswegen meinen Senf dazu geben und schreibe euch diese Rezension. Ich muss dazu sagen, dass es am Anfang des Buches eine Triggerwarnung gibt, die auf einer bestimmten Seite erklärt wird, man kann also selbst entscheiden, ob man die Triggerwarnungen durchliest oder nicht, ist aber auf jeden Fall informiert. Außerdem wurde ich von keinem Trigger beeinflusst, dass heißt, ich kann das Thema nicht wirklich auf seine Repräsentation betrachten, da ich nicht betroffen bin. In dieser Rezension kann ich sie natürlich nicht unter den Tisch fallen lassen, möchte es euch aber freistellen, ob ihr sie lesen wollt. Deswegen gibt es nach der Inhaltsangabe einen ausklappbaren Teil, der alle Triggerwarnungen des Buches enthält, so wie sie auch im Buch aufgeführt sind. Die Triggerwarnungen sind auch mit Spoilern verbunden, allerdings finde ich, dass es keinen Aufschluss darüber gibt wie und mit welcher Schwere die Themen behandelt werden. Allerdings kann man dann während des Lesens natürlich eher absehen, wie ein Trigger zum Einsatz kommt.
Darum gehts
Hailee verbringt ihren Sommer mit einem Roadtrip. Von San Diego bis New York und wieder zurück treibt es sie durch die Vereinigten Staaten von Amerika, bis sie in der Kleinstadt Fairwood einen Motorschaden hat und länger als geplant im Shenandoah Valley bleiben muss. dort trifft sie auf Chase, der witzig und nett und verständnisvoll ist, aber auch der Typ, über den sich Hailees Freund Jasper lange geärgert hat. Hailee weiß, aus welchem Holz Chase geschnitzt ist und hat nicht wirklich Lust, mehr über ihn zu lernen. Aber Chase ist auch einer der wenigen Menschen, die ihr sagen können, was mit Jesper passiert ist und so gehen sie einen Deal ein.
Meine Meinung
Das Thema dieses Buches ist „Sei mutig“, das ist Hailees Mantra, als sie diesen Roadtrip macht und auch der Spruch, den die Autorin in das Buch schreibt, wenn sie es signiert. Hailee hat es satt, immer in ihrem Zimmer zu hocken und der Welt zuzusehen, anstatt Teil davon zu sein und wagt diesen Roadtrip als eine Art riesige Mutprobe. Sie muss sich Hürden und fremden Menschen stellen, ist auf Kontakt angewiesen, da sie wenige Ersparnisse hat und arbeiten gehen muss, wenn sie weiter reisen will. Aber auch, als sie in Fairwood ankommt, ist es immer noch schwierig für sie, sich neuen Personen zu öffnen und ihre Begegnung mit Chase wird nur aus der Not heraus geborgen, als ein anderer Mann den Wink mit dem Zaunpfahl nicht versteht. Chase ist von Hailee sofort fasziniert, weil sie so viele Gegensätze in sich vereint und würde sie gerne näher kennenlernen. Als Hailee allerdings seinen Namen erfährt, verhält sie sich plötzlich kühl und abweisend ihm gegenüber und es dauert eine Weile, bis Chase die Verbindung zu seinem Freund Jesper zieht.
Ich bin nicht besonders. Ich bin nur verloren.
Hailee, S. 61
Das Buch beginnt mit einem der letzten Momente, ehe es endet. Man weiß nicht genau, was los ist, weshalb Hailee tut, was sie tut, aber mich hat es sofort neugierig gemacht. Ich fand diesen Schachzug großartig, denn dann wird ein paar Wochen zurück gespult und man lernt all die Umstände und Menschen kennen, von denen Hailee gesprochen hat. Wie auch schon in den Firsts-Büchern bekommt auch die männliche Figur ihre Erzählstimme, es wird also abwechselnd aus Hailees und Chase‘ Sicht erzählt. Zudem finde ich es noch erwähnenswert, den Tempus zu erwähnen, das ist nämlich Präsens. Ich finde, dass sich so Hailees Mantra und Geschichte viel greifbarer anfühlen und dem Thema einen gewissen Nachdruck verleihen. Es geht darum, was du jetzt tun kannst und nicht was du später getan haben wirst.
Diesmal war es eindeutig ein Fehler, mutig zu sein. Wäre ich doch nur woanders hingefahren, statt nach Fairwood zu kommen. Ich hatte gehofft, Antworten zu finden und mein Versprechen einlösen zu können, aber stattdessen sind nur noch mehr Fragen aufgetaucht.
Hailee, S. 69
Hailee war eine Protagonistin, die ich immer noch nicht ganz verstanden habe. Ich finde ihre Abenteuerlust und gleichzeitige Scheuheit nicht besonders gut miteinander verwoben, ich war mir nie sicher ob Hailee jetzt diese oder jene Sache macht, weil sie es will oder denkt, dass sie es machen muss, um mutig zu sein. Deswegen weiß ich auch nicht genau, wie ich ihre ständigen Mutproben bewerten soll, denn einerseits sind es Dinge, die jeder wohl mal gerne ausprobieren möchte – wie zum Beispiel Motorrad fahren -, andererseits treibt ihr Mantra sie auch dazu, Situationen nicht ganz zu durchdenken, was wiederum ein Risiko birgt. (Wie zu einem Fremden auf ein Motorrad zu steigen.) Auf jeden Fall wurde es mit Hailee im Buch nicht langweilig, zusammen mit Chase hat sie einen sehr bunten Sommer durchlebt und viel über Fairwood und seine Bewohner gelernt. Die Nebenfiguren fand ich alle sehr spannend und gut ausgearbeitet, ich mag die Gruppe schon jetzt richtig gerne. Sie sind nicht perfekt und manchmal etwas dysfunktional, es gibt auch einiges aufzuarbeiten, aber das wurde in diesem Buch ins Rollen gebracht.
Chase hatte in diesem Buch genauso viel Raum wie Hailee, er ist der zweite Protagonist. Wer aufmerksam die Firsts-Reihe gelesen hat, wird sich vielleicht an den illegalen Boxer aus Die letzte erste Nacht erinnern, mit dem Tate sich kurz unterhalten hat. Das ist Chase. Man erfährt den Hintergrund zu diesen Boxkämpfen, wie es Chase dazu zwingt seine Familie anzulügen und wie sehr ihn diese Tatsache belastet. Chase ist einer von den guten, kein Bad Boy, sondern ein junger Mann, der sich selbst hinten anstellt, um für die Menschen, die er liebt da zu sein. Es war sehr erfrischend von Chase‘ Ehrlichkeit zu lesen, er ist bis auf dieses eine Geheimnis ein offener Mensch und spielt nicht mit anderen. Gleichzeitig hat Hailee nicht das beste Bild von ihm, was aber im Laufe des Buches von Chase korrigiert wird. Ich finde es toll, dass dieses Buch genauso seine, wie auch Hailees Geschichte erzählt und wie sie sich gegenseitig helfen. Chase kann Hailee die Gegend rund um Fairwood zeigen und gemeinsam genießen sie die Vorzüge von Natur und dem Kleinstadtleben.
„Willst du mir beweisen, dass du nicht der Mistkerl bist, für den ich dich halte?“ – „Nein, Hailee. Ich bin genau der Mistkerl, für den du mich hältst.“
Chase, S. 113
Bis auf das letzte Kapitel war dieses Buch der perfekte Sommerroman. Ein lebensbejahendes, buntes Buch mit wundervollen Figuren und Beziehungen, das voller Abenteuer steckt. Und dann kam das letzte Kapitel und ich verlor den Boden unter den Füßen. Gerade nach Someone New habe ich mit allem gerechnet, nur nicht mit der letztendlichen Enthüllung. Ich muss sagen, dass ich den Trend, emotionalere und gesellschaftlichere Themen in New Adult Romanen zu besprechen großartig finde. Es gibt diesen Büchern eine Tiefe, die ich früher immer vermisst habe. Jetzt, wo sie allerdings da ist, weiß ich nicht so genau, wie ich mit manchen Themen umgehen soll, was gleichzeitig gruselig, wie toll ist. Ich wurde gezwungen meine Einstellungen und Ansichten zu so vielen Themen zu hinterfragen und zu vertiefen und das ist es, was ich letztendlich an Büchern schon immer geliebt habe. Außerdem fand ich es beeindruckend, wie die Autorin es mit einem Kapitel schaffte, den kompletten Ton des Buches umzudrehen, alles was passiert ist erschien plötzlich in einem anderen Licht und ich brauchte einen ganzen Tag, um das zu verarbeiten.
Als ich in meinen Honda gestiegen und losgefahren bin, wusste ich genau, wie dieser Sommer enden würde. Ich kannte das Endziel, obwohl alles dazwischen eine Überraschung blieb.
Hailee, S. 428
Falling Fast
Verlag: LYX | Seiten: 480 | Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook, Hörbuch | Preis: 12,90€ (TB), 9,99€ (ePub), 29,95€ (Audible) | Erscheinungstermin: 27. Mai 2019 | Link zu Thalia
MK meint
Wow.
Ich habe mir das Buch vor einer Weile auch gekauft gehabt, muss allerdings gestehen, dass er seit dem auch nur in meinen Regal steht.
„Das Buch beginnt mit einem der letzten Momente, ehe es endet. Man weiß nicht genau, was los ist, weshalb Hailee tut, was sie tut, aber mich hat es sofort neugierig gemacht. “
Genau das habe ich ganz anders empfunden. Irgendwie fehlten mir am Anfang mehr Informationen um mich darauf einzulassen, was eben auch der Grund dafür ist, dass ich es nicht weitergelesen habe.
Der weitere Einblick in das Buch, durch deine Rezension, hat mich allerdings wieder sehr Neugierig gemacht. Am Liebsten würde ich jetzt schon so weit sein, um den Twist am Ende zu erfahren.
Ich denke, dass ich mich als nächstes durch den Anfang „Quälen“ werde, sobald ich mein aktuelles Buch beendet habe. 🙂
Friederike meint
Hallo!
Wie schön, dass meine Rezension dein Interesse doch nochmal anregen konnte. Ich verstehe total, wenn du diese Art des Einstiegs in eine Geschichte nicht so gut findest, allerdings sprang dann recht fix in die „normale“ Zeitlinie zurück, es ist wirklich kein langer Absatz gewesen.
Für den Twist kann ich dir nur raten, den nächsten Band schon griffbereit zu haben, weil ich es echt fies fand. Sowohl von der Spannung her, als auch vom Thema. ^^‘
Ich hoffe, das Buch sammelt bei dir nicht mehr all zulange Staub (Obwohl ich mir da selbst mal an die Nase greifen müsste, ich habe eine ganze Kolonie von Staub-Sammler-Büchern).
Alles Liebe
Friederike.
Tina meint
Hallo Friederike,
eine wirklich tolle Rezension zu „Falling Fast“ und es beruhigt mich, dass auch du so deine Probleme hast Hailee einzuschätzen. Mir ging ihre Wandlung zu schnell, auch wenn es seine Gründe hat. Es steckt einfach mehr dahinter als nur introvertiert zu sein.
Ansonsten sehe ich es ähnlich wie du und mir haben die Nebendarsteller wirklich gut gefallen 🙂
Liebe Grüße
Tina
Friederike meint
Liebe Tina,
es ist doch immer das beste Gefühl, wenn man mit einem Eindruck nicht alleine da steht, oder? Ich habe mittlerweile noch mehr Rezensionen gelesen und nicht alle fallen positiv aus, gerade wie das Marketing mit dem Thema umgeht.
Ich hoffe, das in Flying High dann noch ein bisschen mehr Substanz zum Thema Mental Health kommt, dann passt das auch für mich.
Ich hoffe ja auf eine kleine Bonusstory zu Lexie und Shane, das wäre toll. *-*
Alles Liebe
Friederike.