Vor einigen Tagen noch dachte ich, dass ich diesen Monat mit zwei gelesenen Büchern beenden würde. Einfach nichts konnte mich fesseln oder ablenken, ich habe nach ein paar Seiten die Lust am Buch und am Lesen verloren. Für jemand, der die Existenz von Reading Slumps oder Leseflauten leugnet war das ziemlich schrecklich. Aber dann habe ich ein Buch gelesen, das mich endlich wieder begeistern konnte.
Darum gehts
Shane has been doing college all wrong. Pre-med, stellar grades, and happy parents…sounds ideal — but Shane’s made zero friends, goes home every weekend, and romance…what’s that? Her life has been dorm, dining hall, class, repeat. Time’s a ticking, and she needs a change — there’s nothing like moving to a new country to really mix things up. Shane signs up for a semester abroad in London. She’s going to right all her college mistakes: make friends, pursue boys, and find adventure! Easier said than done. She is soon faced with the complicated realities of living outside her bubble, and when self-doubt sneaks in, her new life starts to fall apart.
Meine Meinung
Zuerst muss ich wohl sagen, dass ich ein ziemliches Christine-Riccio-Fangirl bin. Im sommer 2016 habe ich sie für mich entdeckt und tagelang durch ihre Videos gelebt und die Einsamkeit meiner neuen Wahlheimat bekämpft. Ich habe mein Zimmer teilweise von ihrer Einrichtung inspirieren lassen und lasse mich auch jetzt hin und wieder von ihren Videoformaten inspirieren. Dass ich also nicht unbelastet in dieses Buch gegangen bin, sollte nun klar sein, obwohl ich mir eine gewisse Kritikfähigkeit dennoch vorbehalte.
Ich habe dieses Buch in ungefähr drei Zügen gelesen. Am Anfang hatte ich nicht ganz die Zeit oder Elan, um richtig einsteigen zu können, aber nach ungefähr 50 Seiten konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. An einem Abend habe ich über 100 Seiten weggelesen, nachdem ich bereits 6 Stunden arbeiten war und dann habe ich an einem Nachmittag den Rest gelesen. Ich war absolut begeistert von den Figuren, dem Handlungsort – meistens London -, Shanes schrägen Gedankengängen und den Emotionen, die das Buch bei mir herauf beschwor. Ich habe gelacht und geweint, habe mitgefiebert und gekichert, wenn Shane etwas witziges gesagt/gemacht hatte. Ich bin dem Schreibstil total verfallen, der gleichzeitig detailliert und klangvoll war, dann wieder mit Phrasen aus Social Media die Stimmung aufgelockert hat. Ebenfalls konnte ich ein paar Sprachmuster von Christine Riccio selber erkennen, da sie in ihren Videos gerne simple, fast kindlich wirkende Sätze benutzt, um ein Gefühl besser zum Ausdruck zu bringen.
Das Buch wird als romantische Komödie kategorisiert und dem kann ich voll und ganz zustimmen. Die Handlung ist leicht, mit einigen schwereren Punkten, um die Spannung zu halten und Sympathie zur Hauptfigur hervor zurufen – was bei mir wunderbar geklappt hat. Es gibt absurd-witzige Momente, ein paar sehr klischeebelastete Szenen und eine gewisse Portion Kitsch. Allerdings fand ich das alles sehr gut gemacht und schön in den Kontext eingepasst, sodass es mich nicht gestört hat. Shane ist, als die Hauptfigur, diejenige die die Handlung trägt, es geht um sie und wie sie ihren Weg zwischen den hohen Erwartungen der Eltern und ihren eigenen Wünschen findet. Ich fand diesen Konflikt sehr spannend gestaltet, weil Shane ihre Eltern liebt und respektiert, aber ihren Ansprüchen nicht so gerecht werden kann, wie sie will. In London versucht sie dann zum ersten Mal ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, nachzugehen und stellt fest, dass sie das wirklich gut kann und da eventuell eine Karriere drauf aufbauen kann. Eine bessere Karriere, als die einer halbherzigen Ärztin, auf die sie ihren Eltern zuliebe zusteuert, weil es ein „sicherer“ Job ist. Um ihren Eltern das Auslandssemester zu verkaufen, hat sie allerdings ein bisschen geflunkert und ihnen glaubhaft gemacht, dass es ein medizinisches Praktikum ist, dass sie in London machen wird. Dass diese Lüge einer genaueren Inspektion nicht stand halten wird, weiß sie, allerdings kommt es eher zu einer Konfrontation, als ihr lieb ist.
I don’t know how to really talk to people about my family. […] You share surface details, and they don’t understand why I needed to get away. But you dig to deep, and they only see the bad.
Ich konnte mich in Shane sehr gut hinein versetzen. Sie ist ein totaler Nerd, spricht am liebsten über ihre Lieblingsserien und -bücher, bringt gerne Referenzen zur Popkultur an (Sie nennt ihre Notizbücher/tagebücher beispielsweise Horkrux # sowieso.) und versucht andere Leute fürs Lesen zu begeistern. Ich habe bereits gelesen, dass vielen diesere Referenzen auf die Nerven gingen, aber mich hat es zu keinem Zeitpunkt gestört. Ich finde es cool, wenn in Büchern tatsächlich mal über die Dinge gesprochen wird, die ich auch im realen Leben gerne thematisiere und ich fand die nerdigen Konversationen spannend und lustig. Außerdem fand ich es spannend zu lesen, was wirklich alles in 2011 passiert/erschienen ist, da ich zu diesem Zeitpunkt noch keinen Plan von nix hatte und in meiner eigenen Welt lebte. Ich habe diesen Aspekt als kleinen nostalgischen Trip sehr genossen.
These are the stories that made me want to write stories. These are the stories that shaped my heart.
Außerdem mochte ich sehr, dass Shane eine gewisse social awkwardness besitzt und gerade beim flirten unsicher wird. Für mich hatte sie dabei die perfekten Gedankengänge gehabt und ich fand ihre Lösungen für unangenehme Situationen kreativ, wie amüsierend. Ein gewisses Konfliktpotential hat sich auch aus Shanes eigenem Verhalten ergeben. Shane fasst Entschlüsse nicht leichtfertig, aber wenn sie es tut, dann zieht sie diese auch zu 100 % durch, was bewundernswert ist, aber auch eine gewisse Fehlerquote mit sich bringt. Ich fand es ein bisschen Schade, dass ich die Entwicklung, ab dem Moment wo ihr das klar wird, zu der Situation, wie sie es überwindet nicht zu lesen bekommen habe, es wäre schön gewesen zu lernen, wie sie es besser gemacht hat. Allerdings macht Shane genug Entwicklung in diesem Buch durch, dass mich dieser Aspekt nicht sehr gestört hat. Ihre anfängliche Tollpatschigkeit (sie wirft wahnsinnig gerne ihre Stühle um und stellt Gläser mit einem gewissen Schwung ab), wird überwunden, sobald sie sich die Zeit nimmt, Dinge konzentierter anzugehen und nicht tausend Gedanken gleichzeitig zu verfolgen. Ihre übersprudelnde Gedankenwelt wurde durch das Erwachsenwerden ein bisschen eingedämmt, was gleichzeitig sicherer für ihre Umgebung, allerdings etwas deprimierend für sie selbst ist.
So schön glücklich mich dieses Buch auch gemacht hat, ist es manchmal haarscharf an einer problematischen Situation vorbei geschrammt. Da ich nicht spoilern möchte, kann ich dabei nicht in die Tiefe gehen, aber bei ein, zwei Momenten wurde ich schon skeptisch, ob ich diese Darstellung gut fand. Allerdings hat die Autorin meiner Meinung nach diese Probleme ganz gut geregelt. Nicht perfekt, aber zumindest hat sich nicht in die problematischen Situationen rein gefüttert.
Kurz möchte ich noch einige Kritik genauer ansprechen. Ich habe nun schon oft gelesen, dass viele das Buch zu sehr an Christine selber erinnert. Das ist wahr. Shane ist von vielen von Christines Erfahrungen inspiriert und trägt auch einige ihrer Charakterzüge. Und das ist völlig okay für mich, denn ich mag Christine wahnsinnig gerne. Dennoch finde ich es etwas gemein zu sagen, das Buch erinnere zu sehr an den/die Autor*in, und deswegen mochte man es nicht. Bei so vielen Autor*innen haben wir keine Ahnung vom Charakter und können nicht sagen, wie nah das an der Realität dran ist, nur weil es hier anders ist, macht es das Buch nicht automatisch schlechter. Ich denke, dass man dieses Buch mit einem gewissen Augenzwinkern lesen muss, denn die Parallelen zu Christine Riccio sind teilweise mit Absicht gesetzt und ich mag es, wie sie sich selber dabei auf die Schippe nimmt. Christine hat auch oft genug darauf hingewiesen, was für ein Buch Again, but better sein wird. Es gibt ein Vorwort, wo sie von der Wichtigkeit eines solchen Buches für sich selber spricht, in ihren Writing Vlogs spricht sie über die Arbeit an diesem Buch, es gab genug Gelegenheiten sich über die Art Buch zu informieren, die sie schreiben wird. Ich hatte deswegen eine kleine Erwartungshaltung an dieses Buch und genau die habe ich bekommen und es hat mir gefallen.
Ich finde, dass Again, but better eine Homage an Liebesromane, YA und romantische Komödien ist, an Popkultur und zweite Chancen. Es spielt mit den allbekannten Handlungselementen und Stereotypen, bleibt dabei aber durch den besonderen Ton ein eigenes Werk.
Für mich ist Again, but better ein Buch, dass neben Love, Simon (Becky Albertalli) wahnsinnig happy macht; nachvollziehbar und relatable wie Fangirl (Rainbow Rowell) ist und so wunderbar nerdy wie Geekerella (Ashley Poston). Falls ihr diese Bücher also mochtet und die Videos auf PolandbananasBOOKS, dann könnte euch dieses Buch gefallen.
Verlag: Wednesday Books | Seiten: 384 | Format: Hardcover, Hörbuch, eBook | Preis (via Amazon): 13,99€ (HC); 9,88€ (EPub); 53,50€ (Hörbuch) | Erscheinungstermin: 7. Mai 2019 | Neugierig?
[…] habe schon in meiner Rezension eine Menge zu dem Buch erzählt, aber falls euch das zu lang ist: Christine Riccio hat eine Homage […]