Die Buchmesse hat vor genau einer Woche geendet und noch immer kommt es mir so surreal vor, dass ich da war. Aufgrund meiner Hausarbeit stand ich ein bisschen unter Stress, weil ich noch nicht ganz zufrieden mit Ausdruck und Argumentation war und neben der Messe noch daran gearbeitet habe. Ich habe mich vor, während und nach der Messe mit meinem Thema beschäftigt, was nicht ideal ist (also möglichst nicht nachmachen), und dafür sorgte, dass die Messe selber wie eine kleine Zeitreise war. Aber ein sehr coole Zeitreise. Ich war zum ersten Mal alle 4 Tage dort, was mir zuvor immer wie zuviel erschien, aber ehrlich, es macht eine Messe so viel entspannter, wenn man nicht hetzen muss, weil man weiß, dass es auch morgen noch etwas zu entdecken gibt.
Messetag 1: Donnerstag, 21. März 2019
Mein Donnerstag begann etwas hektisch um 6:45 Uhr, weil ich meiner Schwester noch meine Powerbank abluchsen musste, ehe sie zur Schule aufbrach. Deswegen bin ich förmlich aus meinem Bett geschossen, als ich meinen Wecker um 15 Minuten verpennt habe. Das klingt zwar unangenehmen, hat mich aber gleichzeitig aufgeweckt und mir die Zeit gegeben vor der Abreise noch zu duschen und in Ruhe zu packen.
Um 9:33 Uhr ging mein Zug aus der Heimatstadt der Eltern und ich hatte noch nie eine so entspannte Anreise zur Messe. Ich musste nur einmal umsteigen – das ist auch zu viel gesagt, ich muss raus aus einem Zug und in den anderen am selben Bahnsteig wieder einsteigen – und dann war mein Zug weder verstopft noch verspätet. Zusätzlich noch schönes Wetter und pflegeleichtes Gepäck – Dank dem zu Weihnachten geschenkten Rollkoffer für ebensolche Messen – und dann war ich gegen 12 Uhr auch schon da. Diesmal lief im Pressezentrum beinahe alles glatt, ich wusste nur nicht, dass ich da auch meine Sachen kostenlos in einer Garderobe abgeben kann und habe es so durch Sicherheitskontrollen und über die Messe gerollt. Tja. Man lernt nie aus.
Mein einziger Programmpunkt war die Signierstunde von Bianca Iosivoni gegen 12:30 Uhr und natürlich gab es schon eine kleine Schlange, als ich mich dort einfand. Dort traf ich auch meine erste neue Messebekanntschaft, Alina vom Blog Auryna.com, mit der ich mich auch gleich ganz super über Someone New, bloggen und awkward Autor*innen-Momente unterhalten konnte. Als wir dann endlich dran waren, war ein kleines Highlight, dass Bianca mich tatsächlich erkannt hat, allerdings weniger von meinem ständigen erscheinen in Signierschlangen, sondern von einem Chatverlauf auf Instagram zu einem ihrer Bücher. Gefreut habe ich mich riesig und endlich mal ein Bild mit einer Autorin gemacht, auf dem ich mich selbst mag.
Danach sind Alina und ich gleich noch zum LYX-Stand gegangen, weil ich gerne ein paar der Poster einsammeln wollte, die es dieses Mal gab. Der Stand selber war auch wunderschön, eine richtig kleine heile Welt. Es gab eine Wand, wo man seine liebsten Bücher und Autor*innen vermerken konnte, ein wunderbares Rainbowshelf und das erste LYX-Leserheft. Darin sind Interviews, Empfehlungen und alle Neuerscheinungen vermerkt.
Dort habe ich dann auch Janika von Zeilenwanderer endlich in „Echt“ getroffen und mich ihr und ihrer Freundin Yvonne angeschlossen, beim über-die-Messe-schlender, nachdem sich Alina zu einer weiteren Signierstunde verabschiedet hatte. Gemeinsam haben wir dann Stände erkundet, ganz viel über Bücher gequatscht und irgendwann Lisa von romantastisch.de und ihren Freund getroffen und zusammen ging es dann in die Blogger Lounge zum ausruhen und essen. Danach ging es dann noch ein bisschen weiter über die Messe, bis ich beim Lovelybooks-Stand Isabella erspähte und Hallo sagen wollte. Weil ich aber ein bisschen awkward und eventuell zu höflich bin, konnte ich die gerade stattfindende Lesung nicht unterbrechen und saß dann irgendwie neben Isabella und wartete auf einen Moment, um wirklich „Hallo“ zu sagen. Die Lesungen von Indieverlagen Booklights – Besondere Verlage im Rampenlicht waren aber sehr interessant, sodass ich bis zum Schluss sitzen blieb und nun ein paar mehr Buchempfehlungen im Hinterkopf habe.
Nach ein bisschen quatschen mit Isabella endete der Tag auch schon und ich machte mich auf die Suche nach meiner Freundin Hanna, die mir Unterschlupf in Halle geboten hat und auf der Messe arbeitete.
Messetag 2: Freitag, 22. März 2019
Trotz guter Planung bin ich einmal „Opfer“ des Zugchaos geworden, kam aber dennoch kurz nach 10 auf dem Messegelände an und bin gleich in Halle 5 gerannt, um mir Julias Book-Slam zum Karrieretag anzuhören. Poetry-Slams habe ich seit „Weil ich Layken liebe“ immer recht skeptisch betrachtet, weil es so nah und ungefiltert wirkt. Das war es auch wirklich, denn Julia hat nicht nur sich selbst zu Tränen gerührt.
Ihr Slam über Höhen und Tiefen des Bloggens, die Liebe zu Büchern und vor allem Vorurteilen und Steine, die einem in den Weg gelegt werden, war großartig. Ihr könnt ihn euch hier anschauen.
Dann hatte ich gegen 11 Uhr den ersten richtigen Termin, auf den ich sehr gespannt war: Eine Vorschau auf das kommende Programm bei LYX. In einer kleinen Runde von 5 Leuten haben 3 Lektorinnen uns gezeigt, was demnächst noch an Highlights kommen wird und wir durften Fragen stellen. Ich freue mich besonders auf einen Gedichtband von Brittainy C. Cherry und ihrer Freundin im Herbst, es geht um Instapoetry und sieht zumindest von der Gestaltung schon sehr vielversprechend aus.
Danach hatte ich etwas Zeit – und Hunger – und genoß die Ruhe und Sonnenschein auf dem Außengelände, bis meine nächste Verlagspreview anstand. Die von den Herzenstagen organisierte Verlagspreview zu Piper, Forever und Dark Diamonds & Impress hatte ein paar Highlights, aber zeigt auch, dass gerade in Jugend- und Liebesromanen die Themen etwas zurück gelieben sind. Nach Diversität sucht man da vergeblich. Gefreut hat mich aber, dass ich die Autorin Laura Louise Brawand treffen konnte und sie ein bisschen zu ihrem Buch ausfragen. Am liebsten hätte ich auch G. S. Lima angesprochen, aber sie war sofort von Fans umschwärmt und da wollte ich mich nicht reinquetschen.
Zum ausklingen bin ich dann erneut über die Messe gewandert, habe mir mehr Zeit für kleine Verlage gelassen und tatsächlich mein erstes Messebuch gekauft: Queer – eine illustierte Geschichte, das ich bei Isabella gesehen hatte. Die Verlagsmitarbeiterin war auch so nett, mir einen Messerabatt zu gewähren, was bei den großen Publikumsverlagen ja mittlerweile kaum noch passiert. Das merke ich mir auf jeden Fall für die Zukunft. Happy und mit Buch habe ich meinen Tag dann ausklingen lassen, aber noch eine Weile auf meine Freundin warten müssen. Obwohl es schon dunkel war, als wir endlich die Messe verließen, gab es noch ein kleines Highlight. Auf dem Weg zur Bahn sind wir der Autorin Claudia Klingenschmid begegnet, die das Buch Parasit To Go geschrieben hat. Parasit To Go erzählt von dem Parasiten Toxoplasma gondii, der seinen Wirt de facto in den Selbstmord treibt. Wir konnten sie ausfragen und uns nett unterhalten und besser kann ein Messetag ja gar nicht enden.
Messtag 3: Samstag, 23. März 2019
Tag Nummer 3 begann mit der Signierstunde der wunderbaren Tina Köpke bei Romance Edition. Eine kleine, aber feine Schlange ermöglichte ein richtig nettes Gespräch mit der Autorin und nun besitze ich kein unsigniertes Buch von ihr. Danach habe ich mich mit Vivienne getroffen, einer Freundin, die ich 2017 auf der FBM kennen gelernt habe. Wir waren zusammen Kaffee trinken und quatschen und das hat so gut getan. Danach bin ich dann zu Halle 1 gerannt, weil aus irgendeinem Grund Christopher Paolini dort seine Lesung und Signierstunde hatte.
Ich frage mich immer noch, warum man einen Autor mit so großer Resonanz in Deutschland in die überfüllteste Halle gesteckt hat. Trotz ein bisschen Verspätung habe ich noch einen Sitzplatz bekommen und viel gelacht, Christopher Paolini ist herrlich selbstironisch. Die anschließende Signierstunde habe ich mir geschenkt, weil es totales Chaos war und man in der Signierwurst Platzangst bekommen konnte.
Stattdessen habe ich mein Glück am Piper-Stand versucht, denn ich wollte mir eine Ausgabe von Femme Nomale kaufen. Tatsächlich hattn sie das Buch noch da und benfalls die Autorin, die es mir dann gleichsigniert hat. Dabei ist dann auch dieses tolle Foto entstanden, wo ich wohl einfach nicht meine Klappe halten konnte.
Nach einem kurzen Imbiss bin ich dann noch etwas rumgewandert, habe mir bei Tolino die Lesung von Gloria Trutnau zu ihrem Debut Left to Fate angehört – sie hatte den Tolino-Schreibwettbewer gewonnen – und bin dann zum Bookstagramtreffen in Halle 4 gegangen. Ich stelle fest, dass diese Treffen gerade für introvertierte Menschen doof sind, wenn man niemanden kennt. Es bilden sich schnell Grüppchen und sich da rein zu drängeln ist auch doof. Was ich gut fand war, dass die Organisatorinnen Josie und Laura tatsächlich bei jedem Grüppchen mal Halt gemacht haben, kreiert hat das aber eher eine Celebrity-meets-Fan- Atmosphäre. Nachdem ich mit Lena, Elaine und Pippa nett geredet hatte ging es dann zu einer Diskussion, die Isabella empfohlen hatte. Macht Sprache mächtig? interessiert mich gerade sehr, es ist unglaublich, wie sehr Sprache schon unterdrücken kann. Von den Rednern kann icht noch niemanden, was sich aber jetzt definitiv ändern wird. Mohamed Amjahid und Fatma Aydemir sind nicht nur wunderbar sympathisch, sondern klug und ruhig beim Argumentieren, etwas, dass diese Gesellschaft wahrlich braucht. Beflügelt von so viel Intelligenz habe ich Isabella noch zu einer Lesung von Babel begleitet und über die sprachliche Gewandtheit der Autorin gelacht.
Messetag 4: Sonntag, 24. März 2019
Der Sonntag hat sehr müde begonnen. Noch halb am Schlafen bin ich durch die Bahn gewankt und habe eine kleine Odyssee im Pressezentrum hingelegt, nachdem ich nicht wusste, dass die altbewährte Gaderobe am Sonntag nicht besetzt ist. Zurück ging es auch nicht so leicht, und irgendwie bin ich dann rückwärts durch die Gepäckkontrolle zurück in den Pressebereich gekommen. Nachdem das Gepäck abgegeben war, suchte ich mir ein ruhiges Plätzchen und habe noch etwas gelesen, gedöst und auf dem Handy gedattelt. Kurz nach dem (erneuten) Sicherheitscheck hat mich dann Philip von Book Walk angesprochen, den ich wohl schon eine Weile komplett ignoriert habe. Ich rühme mich immer damit, Gesichter und Stimmen gut erkennen zu können, aber nach 4 Tagen Messe war meine Sehkraft gefühlt nur noch halb so gut und jedes Gesicht sah irgendwie gleich bekannt aus. Nach einem kurzen, aber sehr netten Gespräch bin ich dann zu den blogger:sessions in Halle 5 gegangen, von denen die Hälfte gut war. Der Beitrag zur Monetarisierung war etwas enttäuschend, dafür hat die Dikussion von NetGalley zusammen mit Stehblüten, Poesierausch und einem Verlagsmitarbeiter von DuMont die Zukunft der Buchblogs gut beleuchtet. Danach habe ich mir erst mal etwas zu Essen geholt und noch die letzten Minuten zur kreativen Gestaltung eines Blogs angeschaut, was für den normalen Blogger – sprich, jemand, der das nebenbei macht – nicht wirklich umsetzbar ist, weil es furchtbar viel Zeit kostet.
Danach kam aber die wohl hilfreichste Session, denn der Rechtsanwalt Andrè Stämmler hat über die rechtlichen Grundlagen von Blogs informiert und das in herrlicher Umgangssprache. Ich habe so viele Notizen gemacht, dass ich damit bestimmt einen ganzen Beitrag füllen könnte. Danach endete meine freie Zeit auf der Messe schon, denn meine Eltern kamen und da wollte ich natürlich auch Zeit mit ihnen verbringen.
Durch Zufall habe ich allerdings noch beim Meet&Greet von Laura Kneidl und Bianca Iosivoni mitgemacht – das war die kürzeste Schlange überhaupt – und ein Reziexemplar bei Drömer Knaur abgestaubt (Ich wünschte ich könnte mir immer einfach irgendein Buch aussuchen). Einen letzten Buchkauf konnte ich mir nicht verkneifen und so ist All In – Tausend Augenblick bei mir eingezogen.
Mit einem Eis habe ich die Messe dann ausklingen lassen und war sehr froh, die Heimreise im Auto der Eltern bewältigen zu können, da bin ich nämlich erstmal eingeschlafen.
Mein Fazit? Trotz leichter Überlastung des Gehirns ist eine Buchmesse das wohl coolste und größte Gruppentreffen überhaupt und ich freue mich über all die neuen und alten Bekanntschaften. Bitte mehr davon. Und im nächsten Jahr lasse ich mir vorab Tipps zum Programm geben.
Janika meint
Liebe Friederike,
ich blicke auch ganz glücklich und fast ein wenig traurig auf die Buchmesse zurück. Der eine Tag verging einfach zu schnell und ich möchte am liebsten sofort wieder zurück. Es war auch so schön, dass wir uns endlich getroffen haben! <3
Vielleicht klappt es dieses Jahr noch ein weiteres Mal 🙂
Alles Liebe
Janika
Friederike meint
Liebe Janika,
Ja, Ja, Ja! Hihi, ich fand es wirklich cool, dass wir uns treffen konnten und zusammen eine Messe zu erkunden, macht einfach viel mehr Spaß.
Vielleicht hast du für die nächste Messe dann auch etwas mehr Zeit, dann wäre kein so großer Zeitdruck dahinter.
Alles Liebe
Frirderike.
Tina meint
Hey Friederike,
wie schön, dass wir alle so geflasht von der diesjährigen LBM waren. Es ging wahnsinnig viel um die Community und das hat gut getan, egal wie viel Stress im Spiel war.
Ich war Sonntag genauso platt wie du und fühlt mich Montag als wäre ich aus einer Schleife ausgebrochen, die ich eigentlich gar nicht verlassen wollte. Sehr merkwürdig.
Ich vermute, ich habe dich sogar gesehen! Vielleicht klappt es beim nächsten Mal sogar mit einem „Hallo“ 🙂
Liebe Grüße
Tina
Friederike meint
Liebe Tina,
ich kann dir nur Zustimmen, das Community-Feeling war dieses Mal ganz stark und es war so toll mehr Menschen hinter den Blogs und Instagramaccounts getroffen zu haben. In dem Menschengewühl habe ich dann irgendwann nur leider den Überblick verloren und konnte keinem Gesicht mehr eine Person zuordnen, oder einem Gesicht zu viele Möglichkeiten. ^^‘
Bei der nächsten Messe können wir ja vorab schon mal ein Treffen planen, damit man sich treffen kann.
Das mit der Schleife kann ich gut nachvollziehen, ich wäre auch am liebsten noch ein wenig länger geblieben, aber das ging ja leider nicht.
Viele liebe Grüße an dich
Friederike.