Da sind wir also. Ich habe wohl lange genug gebraucht, um diese Rezension zu tippen, aber ich fand es wirklich schwierig dieses Buch in Worte zu fassen. Gelesen habe ich es im letzten Herbst, kurz nachdem es erschienen ist, denn ich wollte gerne das Gefühl des gemeinschaftlichen Lesens auskosten, das entsteht, wenn alle (Instagram-)Welt das Buch liest und Updates postet. Diese Begebenheit hat die Leseerfahrung abgerundet und für eine Woche befand ich mich in einem alles einnehmen Shadowhunters-Taumel. Allerdings bin ich nicht so ganz von diesem Buch überzeugt, ich liebe es nicht so abgöttisch, wie die anderen Fans. Es ist auch nicht unbedingt das Gegenteil der Fall, aber ich habe gemischte Gefühle zu diesem Buch. Warum erkläre ich weiter unten.
Hier noch eine kurze Spoiler-Warnung: Es ist der finale Teil einer Trilogie und obwohl ich es versucht habe, musste ich einige Dinge expliziter Ansprechen. Wenn ihr also Lord of Shadows noch nicht gelesen habt, dann hört JETZT auf, denn bereits der Klappentext enthält große Spoiler.
Darum gehts
Innocent blood has been spilled on the steps of the Council Hall, the sacred stronghold of the Shadowhunters. In the wake of the tragic death of Livia Blackthorn, the Clave teeters on the brink of civil war. One fragment of the Blackthorn family flees to Los Angeles, seeking to discover the source of the disease that is destroying the race of warlocks. Meanwhile, Julian and Emma take desperate measures to put their forbidden love aside and undertake a perilous mission to Faerie to retrieve the Black Volume of the Dead. What they find in the Courts is a secret that may tear the Shadow World asunder and open a dark path into a future they could never have imagined. Caught in a race against time, Emma and Julian must save the world of Shadowhunters before the deadly power of the parabatai curse destroys them and everyone they love.
Meine Meinung
Dieses Buch beeindruckt mich heute noch. Vielleicht wart ihr ja schon neugierig und habt einige andere Rezensionen gelesen oder angeschaut, dann kann ich euch nicht viel Neues erzählen. Einiger Kritik kann ich zustimmen, anderer stehe ich wieder etwas gespalten gegenüber.
Alles in allem bin ich der Meinung, dass Cassandra Clare zu viel mit diesem Buch machen wollte. So gut sie auch schreibt und plottet, es fühlte sich komisch an, was sie da geschrieben hatte, sie eröffnete eine Möglichkeit, die ich so nie für die Schattenjäger gesehen habe und die ich auch jetzt noch als unpassend empfinde. In Interviews hat sie bereits angekündigt, dass dieses Buch die Welt der Schattenjäger wesentlich verändern wird, Hinweise dafür hat sie bereits in Lord of Shadows gestreut. Das greift sie nun in mehr Fäden als erwartet auf und so spannend und anders dies auch ist, so sehr fällt es aus dem Rahmen dessen, was ich an der Schattenjägerwelt so liebe. In den vorangegangenen Romanen habe ich immer die Grenzen der Welt geliebt, dass Schattenjäger trotz Engelsblut nicht allmächtig sind, auf ihre Fähigkeiten vertrauen müssen und Bündnisse eingehen. Dass sie in der Welt der Mundis so (beinahe) mühelos navigieren, immer mehr wie Geheimagenten agieren, als etwas anderes. Diese Grenzen werden jetzt neu definiert und ich weiß noch nicht, ob ich das mag. Bisher ist zu wenig dazu erklärt worden, aber der Vorgeschmack war merkwürdig. Es scheint sich allerdings nicht um eine Schnapsidee zu handeln – wann tut es das bei Cassandra Clare schon? -, sondern von langer Hand geplant worden zu sein, weil nicht nur Lord of Shadows Hinweise liefert. Dennoch stehe ich dem nicht absolut abgeneigt gegenüber, bisher gab es wenig, dass Cassandra Clare nicht gut gemacht hat und besonders ihren Weltenbau mag ich sehr und vertraue darauf.
A cruel sort of bond, he thought, that made one person out of two people, and left such devastation when half was gone.
S. 66
Genau wie schon in Lord of Shadows werden auch hier wieder viele PoVs abgedeckt, die sich aber nach meinem Empfinden diesmal besser die Balance halten und weniger Cliffhanger enthalten. Ich mochte sehr, dass wir mehr über die neuen Aspekte der Welt gelernt haben, wie das Leben bei der Cohort oder neue Einblicke in die Welt der Fearies; dass die Grausamkeiten und das kaputte System der Nephilim überholt werden müssen. Angefangene Handlungsstränge werden fortgesetzt und ich wurde von einigen Wendungen sehr überrascht, fand sie aber keineswegs unnatürlich. Tatsächlich empfinde ich die extremen Begebenheiten in diesem Buch als ausgesprochen spannend, nicht nur für die weiteren Wege der Figuren, sondern auch aus einer soziologischen Sicht. Dass die Schattenjäger sich oftmals uneinig sind, es zu viele engstirnige Schattenjäger in Machtpositionen gibt, ist nichts Neues, aber hier wird nochmal gezeigt, zu welchen brutalen und radikalen Entscheidungen sie fähig sind.
Nach 11 Büchern der Autorin kam ich allerdings nicht umhin, gewisse Muster zu erkennen. Ihre Ideen begeistern mich oftmals, aber ihre Abläufe und kleinen Regelhaftigkeiten nehmen dem langsam den Spaß. Ich werde einfach nicht mehr so leicht überrascht, kann darauf vertrauen, dass die Autorin Figuren nicht leichtfertig abschreibt. Besonders nach dem Ende von LoS war ich frustriert, denn auch, wenn es tragisch war, war die Figur letztendlich austauschbar. Ich mag J. K. Rowlings Ansatz da sehr viel lieber: Wenn es ein brutaler Krieg ist, gibt es auch brutale Opfer. So Weltverändernd dieses Buch auch sein soll, so wenig ändert sich wirklich. Das mag für Fanherzen zwar schonend sein, aber irgendwie auch enttäuschend.
Apropos Fanherzen: Ich mag sehr wie Cassandra Clare immer mehr Diversität in ihre Bücher einbaut. Was Fantasy angeht hat sie eine der fortschrittlichsteren und inklusivsteren Reihen geschrieben, die schiere Vielfalt an Körpertypen, sexuellen Orientierungen und allgemeiner Queerness überrascht mich jedes Mal wieder und macht mich auch irgendwie Stolz diese Buchreihe zu kennen und, was das angeht, relativ sorgenfrei weiter empfehlen zu können. Ich bin gespannt, was uns in den kommenden Büchern noch so begegnen wird, denn irgendwie übertrumpft Clare meine Vorstellungen immer wieder.
Nun muss ich noch die wunderschöne Aufmachung des Buches erwähnen. Ich bin schon lange Fan von dem Stil der amerikanischen Cover, wie mit der Silberfolie gearbeitet wird, wie die Bücher schimmern und dabei nicht überladen wirken. Bei diesem Buch setzte das Designteam noch einen drauf, denn in der ersten Auflage des Buches waren Zeichnungen der Figuren in einigen wichtigen Szenen enthalten. Außerdem gab es im Schutzumschlag ein Poster, was mittlerweile Brauch beim finalen Band einer Reihe geworden ist. Wenn ihr euch unsicher seid, ob euch das Buch inhaltlich gefällt, würde ich trotzdem dazu raten, das Hardcover zu kaufen, einfach, weil es so schön aufgemacht ist.
Schlussendlich kann ich sagen, dass Queen of Air and Darkness eine Menge verspricht, für mich aber nur einen Teil davon einhalten konnte. Das Ende der Schattenjäger, wie man sie bisher kannte, ist gekommen und ich weiß nicht, ob ich die neue Richtung mag. Stellt euch auf ein Buch ein, dass eine Menge anreißt, dann aber die wichtigsten offenen Fäden lässt.
Queen of Air and Darkness
Verlag: Margaret K. McElderry Books – Seiten: 912 – Format: Gebunden mit Schutzumschlag, Taschenbuch, eBook, Hörbuch – Preis: 16,99 (HC); 9,99 (TB); 8,80 (ePub); 37,58 (Audio) – Erscheinunsgtermin: 4. Dezember 2018 – Neugierig?
P.S. Die deutsche Ausgabe erscheint am 24. Juni 2019 bei Goldmann.
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