Es ist Sommer, ich habe (fast) Semesterferien (nicht wirklich) und mein Herz verlangt nach ein paar süßen Contemporary-Romance-Büchern. Und ich habe nachgegeben.
Darum gehts
Lara Jean tut alles für ihre Familie und besonders für ihre große Schwester Margot. Sie überwindet sogar ihre Verliebtheit in Margots Freund für sie. In Liebesbriefen, die niemals verschickt werden sollen, schreibt sie sich ihre Gefühle von der Seele und dann kann sie mit ihrem Leben weitermachen. Bis eines Tages ihre Briefe plötzlich bei den Jungen auftauchen, in die sie einst verliebt war …
Meine Meinung
Habt ihr schon mal ein Buch gelesen, weil ihr eine Vision davon hattet, wie es sein sollte oder wirken? Diese ideale Vorstellung von euch, wie ihr dieses Buch lest und mögt und wie alle Welt das sehen kann? Irgendwie hatte ich diese Vorstellung von To all the boys I’ve loved before (kurz: TATBILB) und ich denke, das hat viel an meinem Leseerlebnis geändert, denn ich WOLLTE es mögen.
Ich mag es auch tatsächlich. Während des Lesens habe ich mich wie die unsichtbare Schwester/beste Freundin von Lara Jean gefühlt, ich habe es sehr genossen ihr durch den Schul- und Familienalltag zu folgen, ohne selbst in diesen Mist verstrickt zu sein. Ich konnte mit ihr Lachen, habe die erste Hälfte des Buches in einer Nacht weg gelesen und mich mehr mit ihr identifizieren können, als gedacht. Ich war/bin ebenfalls eine Tagträumerin und denke viel zu oft an die Was wäre wenns … in meinem Leben (Besonders ein Überhol-Manöver auf einer Landstraße lässt mich nicht mehr los.). Den Teil, wo die Briefe raus waren und Lara Jean damit konfrontiert wurde, fand ich super, ich habe viel gelacht und im Stillen gedacht, dass ich auch so reagieren würde. Ich finde, dass die Protagonistin nicht besonders viel Wertschätzung für ihre Menschenkenntnis bekommt, sie weiß bei 90% der Leute worauf sie sich einlässt und ist nicht geblendet von Aussehen oder Verhalten. Dennoch glaubt sie wohl an das Gute in ihnen, denn sie legt eine zuweilen nervige Blauäugigkeit an den Tag.
Allerdings gibt es dann wieder die Seiten an Lara Jean, die ich weniger mochte. Ich finde, dass einige ihrer Charaktereigenschaften sie unnötig schwach und stereotypisch haben wirken lassen und das fand ich sehr Schade. Nimmt man mal die Sache mit dem Auto fahren: Lara Jean fühlt sich hinter dem Steuer nicht sicher, ist überfordert mit den Möglichkeiten und Sinneseindrücken und erhält von ihrer Familie gar keine Rückenstärkung diesbezüglich. Mit 16 Auto fahren zu lernen, kann durchaus sehr früh sein und der Fahrlehrer muss einen schlechten Job gemacht haben, wenn er sie so unsicher in die Prüfung schickt. (Ich spreche aus Erfahrung.) Was ich nicht verstehe ist, wie sie Auto fahren kann und, um sich ihre Nervosität zu nehmen, betont cool zu fahren versucht und dabei Verkehrsregeln ignoriert und fahrlässig wird. Es hilft auch nicht, dass keiner in ihrer Familie (Sprich: Dad, große Schwester Margot und kleine Schwester Kitty) sie unterstützt, sondern eher Druck macht oder meint „Dann lass es halt“. Lara Jean wird konstant unterschätzt und klein geredet und das zusätzlich zu ihren sehr mädchenhaften Anwandlungen, hat sie sehr 0815 wirken lassen. Um die Reihe mal zu vervollständigen: Sie kann zickig sein; nimmt viel zu schnell Dinge an und handelt dann danach, was Vieles unnötig kompliziert macht und gibt dem Gegenüber selten die Chance sich zu erklären.
You’d rather make up a fantasy version of someone in your head then be with the real person.“ – S. 311
Von der Familie bin ich auch mäßig begeistert, besonders wenig von der Geschwister-Beziehung. Ich habe selber zwei Schwestern und einen großen Bruder und kenne damit die Probleme von Erwartungen-nicht-gerecht-werden, Streiterei und Eifersucht sehr gut. Dennoch würde von uns keiner solchen Mist abziehen, wie diese drei es getan haben. Sie stellen sich gegenseitig bloß, sind nachtragend und sagen sehr gemeine Sachen übereinander. Ich verstehe nicht wirklich, wie tausend Leser sich von dem Schein haben trügen lassen können. Besonders Margot mochte ich nicht, aber dafür Gründe zu nennen ist riskant, weil SPOILER. Aber ich sag es mal so: Margot kann nicht gut mit den Konsequenzen ihrer Handlungen umgehen und weist die Schuld gerne anderen zu. Dass Lara Jean sie trotzdem anhimmelt und versucht nachzuahmen, hat mich etwas traurig gemacht.
Die Schwestern haben auch ihre guten Momente und ja, es stört mich, wie schnell sie sich wieder vertragen können, gleichzeitig ist das aber auch eine gute Eigenschaft. Zoff sollte man niemals zu lange brodeln lassen.
Die eigentliche Handlung des Buches fand ich okay. Ich habe Lara Jeans therapeutische Methode des Entliebens richtig cool gefunden und verstehe ihren späteren Zwiespalt sehr gut. Denn auch, wenn sie nicht mehr in jemanden verliebt ist, hat sie doch eine gemeinsame, wenn auch kleine, Geschichte mit ihm und Erinnerungen kann man/sollte man nicht löschen/ignorieren. Aufgrund des plötzlichen Bekanntwerdens ihrer Gefühle sieht sie sich öfter mal in peinlichen Situationen und ihr Ausweg daraus ist zwar klischeehaft, aber dennoch süß. Das Hin- und Her zwischen Wen mag ich/ Wer mag mich konnte ein bisschen nervig sein, aber war dennoch gut gemacht. Ich mochte sehr den Kontrast zwischen den Jungen, die in Lara Jeans Leben auftauchten. Sie sind sehr unterschiedlich und unterstützen Lara Jean auf unterschiedliche Weise, es ist sehr spannend zu sehen, wie sie sich davon beeinflussen lässt.
Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass das Buch an einer blöden Stelle endet, ich hatte ehrlich nicht damit gerechnet und bin sehr froh, dass ich Band 2 P.S. I still love you schon habe, denn das Warten bringt einen ganz langsam um.
Ich bin schon super gespannt zu lesen, wie es weiter geht, denn auch wenn ich ein bisschen was auszusetzen habe, ist mir Lara Jean ans Herz gewachsen.
Autor*in: Jenny Han • Titel: To all the boys I’ve loved before (To all the Boys #1) • Verlag: Simon & Schuster • Seiten: 368 • Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, Taschenbuch, eBook • Preis: 16,99€ (GB); 6,99€ (TB); 8,75€ (ePub) • Erscheinungsdatum: 15. April 2014 • Neugierig? Thalia.de ¦ Amazon.de
[…] und leichtgläubig, obwohl sie gut Menschen einschätzen kann. Das habe ich aber genauer in meiner Rezension […]