In wenigen Tagen ist es wieder so weit – die Menschenmassen werden nach Leipzig strömen und die Leipziger Buchmesse stürmen. Ich besuche die LBM seit fast 10 Jahren mittlerweile und dachte mir, ich könnte einen kleinen Messeguide zusammenstellen. Das beinhaltet Dinge, die ich gelernt habe über die Jahre, wie ich mich vorbereite, worauf zu achten ist und eine kleine Veranstaltungsempfehlung möchte ich auch gerne mit rausgeben. Wenn ihr auf die Messe geht, wünsche ich euch ganz viel Spaß!
Vor der Messe
Jede planungsverliebte Person wird das schon kennen, aber – schaut euch gerne schon bevor ihr die heiligen Messehallen betreten an, welche Veranstaltungen es geben wird und wo diese zu finden sind. Bereits mit Beginn des Buchmessemonats werden die Veranstaltungen im Leipzig liest-Programm eingetragen und mit einigen Suchmasken kann man sich auch schon eine Vorauswahl zusammenstellen. Lesungen, Signierstunden, Podiumsdiskussionen, Begegenungstreffen etc. Das WLAN der Messe funktioniert bei hohem Besucheraufkommen nicht immer zuverlässig (also meistens) und ich finde es sehr praktisch eine offline-Liste zu haben, auf der ich alles vermerke, was ich wichtig finde.
Die Messe selbst empfiehlt auch die Tickets schon vor Messebesuch zu kaufen, damit ihr am Messetag nicht noch anstehen müsst. Ihr könnt euch die Tickets entweder direkt aufs Handy ziehen oder altmodisch noch ausdrucken. Dann könnt ihr am Messetag ganz bequem direkt durch die Drehkreuze gehen, da geht es meist super schnell.
Macht euch auch Gedanken wie ein ganzer Tag unterwegs euch beeinflussen wird, achtet auf bequeme Klamottenwahl (flache Schuhe bspw.), zieht euch nicht zu warm oder zu kalt an, die Hallen können sich schnell aufheizen (Also lieber Schichten tragen, die man nach Bedarf wegpacken/wieder rausholen kann). Wenn ihr euch schnell erkältet – Pakt Masken ein. Messen sind ein toller Sammelplatz für Viren, Masken schützen euch und andere (auch ohne Corona-Auflagen).
Plant auch regelmäßige Toilettenpausen ein, gerade die FLINTA*-Toiletten kommen meist mit einer Warteschlange und sind relativ eng. Es gibt laut Hallenplan auch barrierefreie Toiletten (pro Halle 4 Mal), ich kann euch aber leider nicht sagen, wie genau diese aussehen. Allgemein ist es aber immer ratsam die Toiletten zu nehmen, die NICHT an den Verbindungsgängen liegen, sondern nehmt die in den äußeren Ecken der Halle (zu den Parkplätzen oder dem Außenbereich), weil dort meist weniger Menschen zusammenkommen.
Plant euch auch genug Pausen ein – gerade wer schnell mit Reizüberflutung kämpft. Es gibt zwischen den Hallen mehrere Außenbereiche, es gibt die kleine Park-/Grünfläche um die Glashalle herum, wo man kurz frischere Luft schnappen kann und dem Massentaumel entkommen. Wenn euch Geräusche schnell überfordern – habt vielleicht Ohrstöpsel oder Kopfhörer dabei, damit ihr bestimmen könnt, welche Geräusch ihr wie stark wahrnehmt.
Habt genug zu Trinken dabei – Messepreise sind teuer, ich würde empfehlen eine wiederbefüllbare Flasche zu haben, die man beim Toilettengang nachfüllen kann und natürlich Müsliriegel oder Proteinriegel. Essensangebote gibt es einige auf der Messe (besonders in der Glashalle und immer an den Übergängen zwischen den Hallen), aber auch dort gibt es Warteschlangen und hohe Preise; ich finde es da immer angenehm unabhängig zu sein und auch beispielsweise in der Signierschlange/ beim Warten etwas snacken zu können.
Wenn euer Kreislauf gerne mal schlapp macht – Traubenzucker! Allgemein kann ich Traubenzucker immer empfehlen, packt euch so einen Stapel Dextro Energy ein.
Macht euch Gedanken wie viel ihr auf die Messe mit rauf nehmen wollt und wieder runter – und wählt danach eure Taschen/Rucksack aus. Wer viele Büchern zum signieren mitnehmen will, dem würde ich zum Rucksack raten, weil die Gewichtsverteilung angenehmer ist. Es gibt auch überall meist kostenlose Beutel, falls der Platz doch nicht reicht, aber Schultern ermüden schnell und einen verspannten Nacken kann ich nicht empfehlen. Wenn ihr große Taschen/Rucksäcke/Koffer mit auf die Messe nehmt, müsst ihr euch vielleicht auch auf eine Durchsuchung einstellen, ansonsten bietet die Messe auch Schließfächer an, wo ihr euer Gepäck einschließen könnt.
Was auch immer beliebter wird – Klebezettel statt Bücher zum Signieren mitbringen. So muss man sich nicht den Rücke krum tragen und muss allemal eine kleine Zettelsammlung transportieren. Ich kann auch durchsichtige Klebezettel empfehlen, die fallen auf der richtigen Buchseite dann kaum auf. Und einen Stift für alle Fälle dabeizuhaben ist auch eine gute Idee.
Wenn ihr als Blogger*innen oder Presse akkreditiert seid, könnt ihr euer Gepäck auch kostenlos im Pressezentrum abgeben und euch allgemein dort aufhalten und entspannen. Dort gibt es Arbeitsräume und mehr Ruhe als auf dem Rest des Messegeländes. Die letzten Jahre kam man mit Presseausweis auch schon etwas früher rein in die Messe.
Die Messe bietet Ladestationen für Handys, Tablets etc. an, aber auch diese sind meist voll. Ich nehme da lieber eine Powerbank mit, damit mein altersschwacher Handyakku mit nicht hängen lässt.
Veranstaltungstipps
Ich habe ein paar Lesungen und Signierstunden auf meiner Liste, aber tatsächlich gehe ich auch gerne zu Podiumsdiskussionen. Dieses Jahr möchte ich mir auf jeden Fall folgende Veranstaltungen anschauen:
Samstag
QUEERE LITERATUR – DIVERSITÄT FÄNGT BEI UNS ALLEN AN
Der Wunsch nach mehr Diversität im alltäglichen Leben und auf dem Buchmarkt wird immer lauter. Selfpublisher*innen und Verlage publizieren bereits Bücher, in denen Vielfalt gelebt wird – doch queere Literatur ist viel mehr als nur ein homosexueller Charakter im Manuskript. Gemeinsam mit der Autorin* Jess Schönrock und der Buchhändlerin Sarah Natusch sprechen wir darüber, welche Schritte es braucht, um das Bewusstsein für gesunde Repräsentation innerhalb des Buchmarkts zu schaffen und welche Verantwortung jede einzelne Person in diesem Prozess tragen sollte.
Samstag, 23. März, 12:00 – 12:30 Uhr, Forum autoren@leipzig, Halle 5
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND URHEBERRECHT
Generative KI ist eine Form von KI, die neue Inhalte, wie zum Beispiel Texte oder Bilder, erzeugen kann. Das erfolgt häufig durch Textbefehle (sogenannte „Prompts“). Der erste Teil der Vortrags bildet eine Einführung in die Funktionsweise von generativer KI sowie deren Lernprozess und Grenzen.
Der zweite Teil setzt sich schwerpunktmäßig mit den drei zentralen urheberrechtlichen Fragen rund um generative KI auseinander: Wie ist mit den Trainingsdaten umzugehen? Können KI-generierte Inhalte das Urheberrecht verletzen? Können KI-generierte Inhalte urheberrechtlich geschützt sein?
Dabei werden die Erkenntnisse in Bezug zur gesellschaftlichen Diskussion über die Bedeutung von Werken und die Zukunft von Künstlern und anderen Kreativschaffenden gesetzt.
Ziel ist es, die Teilnehmer:innen nicht nur über die aktuellen rechtlichen Standpunkte und Fragestellungen zum Thema generative KI zu informieren, sondern auch zu eigener Reflektion und Diskussion darüber anzuregen, was generative KI für unsere Gesellschaft bedeutet und wie sie zum Wohle aller genutzt werden kann.
Samstag 23. März, 13:00 bis 14:00 Uhr, Fachforum + Literatur, Halle 5
GEMEINSAM GEGEN LÜGEN UND HETZE IM NETZ
Wir leben in einer Welt, in der jede und jeder Öffentlichkeit mitgestalten kann, in der Skandale und Missstände an Verlagsinteressen, Redaktionspolitik oder fehlendem Rückgrat vorbei bekannt werden können. Eigentlich sollte die demokratische Öffentlichkeit so stark und wehrhaft sein wie nie. Ohne Schranken fehlen allerdings auch Qualitätskontrollen und ethische Standards. Wenn Menschen für jeden Bullshit, an den sie glauben möchten, vermeintliche Quellen finden, wird Wahrheit zu einer Entscheidung und der gesellschaftliche Dialog zersetzt. Hat unsere Demokratie verloren? Nein, sagt CORRECTIV-Reporter Bastian Schlange, Autor von „Das einzig wahre Faktencheckbuch“. Ein Plädoyer für die redaktionelle Gesellschaft und die Verantwortung jedes Einzelnen.
Samstag 23. März, 14:00 – 14:30 Uhr, Messestand CORRECTIV
Sonntag
ÜBERÜBERSETZEN – LIVE-PODCAST
Wege in einen diverseren Literatur- und Übersetzungsbetrieb. Ein Gespräch über besondere Hürden für den Berufseinstieg mit Dejla Jassim. Moderation: Yvonne Griesel.
Sonntag, 24. März, 12:00 – 13:00 Uhr, Forum International + Übersetzungszentrum, Halle 4
DIS:SOLUTIONS – DECOLONIAL ENCOUNTERS
Die Diskussionen über Dekolonisierung und Postkolonialismus erfahren weltweit eine beispiellose Intensivierung. Obwohl diese Themen nicht neu sind, hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im „postsowjetischen“ Raum eine verstärkte Auseinandersetzung angestoßen. In unserem Dialog mit Expertinnen aus der Ukraine, Kasachstan und Lettland erkunden wir diese Debatten, einschließlich dekolonialer und postkolonialer Diskurse in der Kultur sowie bisher ungehörter und marginalisierter Stimmen. Feministische, queere und andere bisher marginalisierte Perspektiven auf die Geschichte können als Basis für alternative Erzählungen dienen, die bisher dominante Narrative herausfordern.
Die Veranstaltung wurde durch die Förderung aus dem Sonderbudget Ukraine der Stadt Leipzig, der Förderung der Sächsischen Staatskanzlei und der Leipziger Buchmesse ermöglicht. Veranstaltung ist in englischer Sprachen.
Sonntag, 24. März, 13:00 – 14:00 Uhr, Forum Ukraine, Halle 4
STARKE STIMMEN AUS DER FANTASY
Wer sind die Stimmen hinter den Geschichten? Wie erschaffen sie die vielfältigen und besonderen Charaktere? Was braucht es eigentlich, um eine Geschichte wirklich zum Leben zu erwecken? Über diese und viele weitere Themen sprechen die Sprecherinnen Pia-Rhona Saxe (Die Chroniken der Seelenwächter, Das schwarze Element) , Fanny Bechert (Whispers of Sin, Federn über London) und Michaela Gaertner (Eowyn).
Sonntag, 24. März, 16:00 – 16:30 Uhr, Forum Literatur + Audio, Halle 2
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