Nachdem mir Seelenband so gut gefallen hat, war ich sehr auf den fünften Teil der Reihe gespannt, gerade auch, weil Band 3, der sich zuletzt mit Roxy und Shaw beschäftigt hat, einen fiesen Cliffhanger hatte. Leider konnte mich dieses vorletzte Buch der Midnight Chronicles nicht so ganz überzeugen.
Diese Rezension enthält SPOILER für die zuvor erschienenen Bände der Midnight Chronicles. (Lässt sich leider nicht vermeiden.)
Ein bisschen von allem und nichts
Der Einstieg in das Buch hat mir gut gefallen, es geht fast nahtlos da weiter wo Dunkelsplitter geendet hat, was den Einstieg einfach machte und die Spannung hoch setzte.
Der Spannungsbogen ist allerdings etwas ungewöhnlich, weil in den ersten 100 Seiten sehr viel passiert und dann folgt ein relativ ruhiger Intervall, der bis zur Hälfte des Buches andauert. In diesem ruhigen Intervall wird der Fokus mehr auf die emotionalen Aspekte der letzten Kapitel gelegt, was ich angenehm fand, aber leider nicht wirklich ausgereift. Basierend auf dem was Roxy, Shaw und andere Nebenfiguren erlebt haben, kamen mir die Dialoge etwas flach vor und tiefe emotionale Momente blieben aus. (Zum Beispiel ein gewisses Wiedersehen hatte ich mir ganz anders vorgestellt.) Ich hätte gerne mehr Konsequenzen gesehen, immerhin haben Roxy und Shaw ein paar recht krasse Monate hinter sich und nachdem diese in Band 3 kulminiert sind, hatte ich mit einer etwas detaillierteren Reaktion darauf gerechnet. Dialoge zwischen den Figuren die dies hätten zeigen können, wurden nur im Vorbeigehen erwähnt, was ich sehr Schade fand.
Unsere Zeit miteinander war von Anfang an begrenzt gewesen – und jetzt war sie kurz davor, abzulaufen. Diesmal endgültig.
Todeshauch
Das Buch legt den Fokus wesentlich stärker auf die Liebesgeschichte zwischen Roxy & Shaw; die Magieaspekte und Politik stehen deutlich mehr im Hintergrund, selbst das Monster jagen kam mir in diesem Band nur wie eine sehr kleine Nebenhandlung vor. Das war nicht die Handlung, die ich von einem vorletzten Band erwartet habe, es gab kaum spannungsaufbauende Momente die den finalen Teil der Reihe eingeleitet hätten.
Abfahrt in die Enttäuschung
Die Handlung habe ich als eher enttäuschend empfunden; nach dem Cliffhanger von Band 3 habe ich mit einer aufregenderen Entwicklung gerechnet, so las es sich leider, als wenn exakt derselbe Plot nochmal verwendet wurde. Die ersten hundert Seiten haben mich sehr an die griechische Sage von Orpheus und Eurydike erinnert, ich hätte eine Anlehnung daran wirklich gut gefunden. Stattdessen wurde dieser eigentlich große, wichtige Teil der Handlung sehr schnell und erstaunlich einfach gelöst, was mir sehr unrealistisch erschien. Einfach, weil das die Ernsthaftigkeit mit der ich die Welt rund um die Hunter betrachten soll wesentlich untergräbt.
Zudem haben Roxy & Shaws Erlebnisse und Entscheidungen ihre Situation nur minimal beeinflusst und der Effekt, den das Ende von Band 3 hatte, ist dadurch meiner Meinung nach verloren gegangen. Es hat sich nichts an ihren Umständen geändert, was ich als sehr frustrierend empfand. Die weiteren kleinen Handlungsfäden, die in den anderen Bänden gelegt wurden sind auch hier nicht so stark zusammengelaufen, wie ich es erwartet hatte. Die Nebenhandlungen wurden für Roxy und Shaws Liebesszenen hintenangestellt, um dann in den letzten Kapiteln alle auf einmal auf sie einzustürzen. Zudem empfand ich die Motive der Bösewichte, als sie zu einem Teil enthüllt wurden, als unbefriedigend. Das konnte ich nicht wirklich Ernst nehmen, weil die Motivationen zu banal und die Ausführung viel zu umständlich war.
Im Buch wird sehr viel auch einfach nur beschrieben oder nacherzählt, große Teile der Handlung bestehen aus Beobachtungen und Schlussfolgerungen und es wird wenig wirklich gezeigt. Das hatte zur Folge, dass Spannung und Action eher kurz gehalten wurden und ich nie so richtig mit den Figuren mitgefiebert habe. Der flüssige Schreibstil hat das etwas ausgeglichen, weil ich wirklich schnell durch das Buch gekommen bin, dennoch habe ich das Mitfiebern, die Begeisterung und das vorfreudige Umblättern auf die nächste Seite ziemlich vermisst.
Fazit
Band 5 der Midnight Chronicles hat leider nicht so ganz das erfüllt, was ich von einem vorletzten Band erwartet habe. Der Fokus lag zu stark auf der Liebesgeschichte, die allein die Spannung für mich nicht halten konnte und zu wenig auf den politischen und magischen Verstrickungen, die die Welt der Hunter so spannend machen.
erschienen im: LYX Verlag • Format: Paperback, eBook, Hörbuch • Preis: 14,90€ (PB); 9,99€ (ePub); 16,99€ (Audio-Download) • Erscheinungstermin: 25. Mai 2022 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und die Bloggerjury für die Bereitstellung des Rezensionexemplares.
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