Nachdem im letzten Herbst What if we Drown mit seiner emotionalen Geschichte und dem unglaublichen Schreibstil mein Herz gestohlen hat, wusste ich, dass ich diese Trilogie unbedingt weiterverfolgen musste. In Band zwei dreht sich alles um Amber, Lauries beste Freundin, und ich hätte nie erwartet, dass ich ihre Geschichte so unfassbar stark und wundervoll finden würde. In nur zwei Tagen bin ich durch dieses Buch geflogen und habe jede Seite geliebt.
Zum Inhalt
Amber hat keinen Bock mehr. Nicht auf ihr überforderndes Studium, ihre leistungsorientierten Eltern und erst recht hat sie keine Lust auf Gefühle. Als sie aus ihrem Studiengang fliegt und exmatrikuliert wird, hat sie keine große Wahl und zieht zurück nach Vancouver, zu ihren Eltern. Nur deren guten Namen hat sie einen Studienplatz an der UBC zu verdanken, aber Amber könnte das nicht weniger interessieren. Gleich in ihrem ersten Kurs läuft ihr Lauries überbemühter Mitbewohner Emmett über den Weg, der auch noch ausgerechnet dasselbe studiert wie sie: Architektur. Als ihre Eltern Amber eine große Aufgabe aufdrücken, ist es aber ausgerechnet Emmett, der ihr helfen könnte …
Das Buch kommt mit einer Triggerwarnung.
Über Vorurteile & Stereotypen
Hauptperson und Erzählerin des Buches ist Amber – eine junge Frau, die in Toronto Architektur studiert, weil ihre Eltern das so von ihr wollen. Amber hat keinen Spaß an diesem Studium, hängt sich nicht rein und besteht alle Prüfungen erst im Drittversuch. Sonst geht sie viel feiern und hat One-Night-Stands. Amber startet nicht gerade als sympathische Figur, sie ist sich ihres Privilegs ihres Studiums nicht wirklich bewusst – oder verdrängt es wohl eher – und steckt Menschen mit Vorliebe in Schubladen. Sie ist in der elitären Welt ihrer Eltern aufgewachsen, die wahnsinnig erfolgreiche Architekten sind und Ambers Vorurteile in der Vergangenheit nur bestätigt haben. Die Beziehung zwischen Amber und ihren Eltern ist bestenfalls als angespannt zu beschreiben, es stehen eine Menge Dinge zwischen ihnen, über die nie geredet wurde, nur langsam vor sich hin köcheln und die Beziehung weiter erschweren. An einigen Stellen hätte ich gerne etwas mehr über die Entwicklung der Beziehung zwischen Amber und ihren Eltern gelesen, in Teilen des Buches schien sie fast zu verschwinden, was ich Schade fand. Allerdings hat Amber auch keine Ambitionen gehabt diese Beziehung zu kitten, weswegen ich das nicht wahnsinnig gravierend finde.
Auch wenn Amber zu Beginn sehr oberflächlich und ignorant ist, ist sie mir bald darauf ans Herz gewachsen, weil sie ein tief verwundeter Mensch ist, die nie die Unterstützung erfahren hat, die sie gebraucht hätte und lernte durch Mauern und Abwehrmechanismen mit ihrem Schmerz umzugehen. Amber taut im Verlauf des Buches natürlich auf, sie ist sich jederzeit bewusst, wie fies sie ist und hat deswegen auch ein schlechtes Gewissen. Das hat ihr Verhalten für mich um einiges besser gemacht, weil sie reflektiert genug war, das zu erkennen und nur nicht wusste, wie sie sonst durchs Leben gehen soll.
Dann kommt Emmett ins Spiel. Emmett lernt man bereits in What if we Drown als Lauries Mitbewohner kennen und er ist der nette Mensch, der einem am ersten Vorlesungstag die Räume zeigt und Fragen beantwortet. Amber hat ihn allerdings sehr schnell in die Schublade „Schnösel/Schleimer“ eingeordnet, weil er sich in sein Studium reinhängt. Damit liegt sich natürlich völlig falsch, braucht aber eine Weile um das zu erkennen. Was ich an Emmett sehr geliebt habe ist, dass er nicht auf sich herumtrampeln lässt – auch nicht von Amber -, aber gleichzeitig auch nicht fies wird. Er zieht sich zurück und zeigt die kalte Schulter, ist aber auch bereit zu helfen, wenn er darum gebeten wird. Emmet ist der Good Guy, den ich gerne öfter in Büchern lesen würde. Er ist manchmal sozial etwas unbeholfen, immer für seine Freunde da, hat das Herz am rechten Fleck und ist unglaublich engagiert.
Handlung & Awareness
Die Handlung des Buches konnte mich zwischendrin immer wieder überraschen, Sarah Sprinz ist den Klischeefallen ausgewichen und hat eine wunderbar berührende Geschichte geschrieben, die vor allem darauf fokussiert Fehler einzugestehen und aufzuarbeiten. Amber fragt Emmett bei einem Projekt um Hilfe, dass sie gezwungenermaßen im Architekturbüro ihrer Eltern aufgehalst bekommt. Zu Beginn nutzt sie ihn dabei völlig aus – gibt seine Arbeit als ihre aus und fühlt sich dementsprechend auch schlecht. Emmett ist sich dessen aber bewusst und sieht das als eine Chance für sich Erfahrung zu sammeln, ohne direkt selbst vor den Richtern zu stehen. Je näher sich die beiden dadurch allerdings kommen, desto mehr lernt Amber von Emmett und die Entwicklung dieser ungleichen Freundschaft zu etwas ausgeglichenem und warmen war wunderschön zu lesen.
Der Spannungsbogen war wunderbar angenehm zu lesen, zwischenzeitlich lebte ich gemeinsam mit den Figuren in einer kleinen glücklichen Blase, ehe die Autorin die Spannung bis zur letzten Seite ausgereizt hat. Eine Entwicklung hat mich auch eiskalt erwischt, aber es hat mir richtig gut gefallen und wenn ihr an dem Teil im Buch angekommen seid, würde es mich sehr interessieren was ihr davon haltet.
Zudem hat mich wirklich überrascht, wie deutlich Amber im Buch zu Themen wie z.B. sexueller Belästigung und toxischer Männlichkeit wurde. In einigen Gesprächen hat sie ganz klar Stellung bezogen und Dinge angesprochen, die sonst schnell mit „ist halt so“ und „mit dir läuft etwas falsch“ abgespeist werden. Ich fand es großartig, dass die Autorin das im Buch mit eingebunden hat, selten habe ich davon so deutlich in der Fiktion gelesen und ich bin stark dafür, dass sowas öfter gemacht wird. Bücher prägen ihre Leser:innen immerhin und wenn diese gleich vermitteln, dass bestimmtes Verhalten einfach nicht okay ist, kann das ganz viel verändern.
Ein weiteres Highlight war der Schauplatz Vancouver. Amber kommt nicht ganz so viel herum wie Laurie, weil sie nicht diese Art von Sport und Hobby hat, aber dafür lernte man durch sie und ihr Studium einiges über die sozialen Schichten in Vancouver und besonders die Mentalität der Studierenden fand ich sehr gut dargestellt. Amber kämpft mit ihrem Studium, ist sich nicht sicher, ob sie das jemals beruflich machen möchte und muss entscheiden ob sie sich durchbeißen will oder nicht. Ihre Entwicklung in diesem Bereich fand ich wunderbar und hoffe sehr, dass in Zukunft noch mehr Romane mit College-Setting so ehrlich sein können, wie dieses hier, wo auch der Kampf und Leistungsdruck des Studiums aufgegriffen wird.
Schlussendlich kann ich nur sagen, dass Sarah Sprinz sich mit dieser Trilogie einen Platz in mein Herz geschrieben hat. Ich liebe es welchen Tiefgang sie in das Genre bringt, wie lebendig ihre Figuren und Settings sind und welche Themen sie aufgreift. Die University-of-British-Columbia-Reihe findet für mich einfach die perfekte Balance zwischen den Tropes von NA Romance, die ich liebe und den wahnsinnig wichtigen Themen, die dieses Subgenre zu etwas ganz Besonderem und Prägendem machen.
Fazit
Dieses Buch hat alles mit mir gemacht. Ich habe gelacht und gelitten, mit Am & Em mitgefiebert, sie angefeuert und im Gegenzug eine wunderbare Geschichte bekommen, die mein Herz berührt hat. Dieses Buch ist definitiv ein Jahreshighlight für mich.
Verlag: LYX • Seiten: 477 • Format: Paperback, eBook, Hörbuch • Preis: 12,90€ (PB); 9,99€ (ePub); 13,99€ (Audio-Download) • Erscheinungstermin: 26. Februar 2021 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und die Bloggerjury für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
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