Der letzte Teil der Neon Birds-Trilogie steht in den Regalen und ein wilder Ritt geht damit zuende. Nachdem ich mit Cyber Trips ein paar Probleme hatte, war ich mir unsicher ob ich Beta Hearts gleich lesen möchte, aber dann haben mir die Livestreams der Autorin auf Instagram so gut gefallen, dass ich doch nicht länger warten wollte. Und es hat sich gelohnt – warum Beta Hearts ein unkonventionelles Ende für eine Science-Fiction-Reihe ist erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.
Da es sich hier um eine Reihenfortsetzung handelt, kann es im Verlauf der Rezension zu Spoilern kommen.
Zum Inhalt
Der Kampf gegen KAMI in Moskau hat die Reihen geschwächt, Andra, Luke und Flover schaffen es lediglich die Überlebenden sicher aus der Stadt zu transportieren. Zeit für eine Verschnaufspause gibt es nicht, KAMI breitet sich rasend schnell aus und scheint auf eine weitere gewaltvolle Konfrontation aus. In einer alten Bergstadt versuchen sich die Überlebenden zu sammeln, aber nicht alles ist so, wie es scheint …
5 Figuren, 5 Entwicklungen
Im zweiten Band kam Byth bereits als Erzählerin dazu, auch in diesem Band teilt sich die Handlung zwischen ihr, Okijen, Flover, Andra und Luke auf und alle befinden sich in der besonderen Position aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Geschehen zu achten und ein Rundumbild für die Leser:innen zu stellen. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen, da gerade zu Beginn die Gruppe endlich mal zusammen kämpfte, nur um dann eigene Entdeckungen zu machen und Entscheidungen zu treffen, die dafür sorgten, dass sich ihre Wege wieder trennten. Dabei hat sich das Buch in eine ganz andere Richtung entwickelt, als von mir erwartet.
Okijen ist zu Beginn des Buches außer Gefecht gesetzt und muss von Byth erst wieder hergestellt werden. Okijen macht vielleicht die härteste Reise in diesem Buch durch, weil er mit Dingen konfrontiert wird, die an den Grenzen seiner Moral rütteln.
Flover und Luke sind wieder ein eingeschworenes Team und manchmal fiel es mir ehrlich gesagt schwer, ihre Kapitel auseinander zu halten, weil ihre Erzählstimmen sich sehr ähnlich sind und sie nach Cyber Trips sehr bestrebt sind, den anderen nicht mehr allein zu lassen. Dennoch sind sie zusammen meine heimlichen Helden, weil sie einfach eine tolle Beziehung haben und durch ihre Erfahrungen in Cyber Trips eine gewisse Skepsis an den Tag legen.
Byth blinzelte mehrfach, und mit einem Mal kehrte die Angst in ihre Gedanken zurück. Die Bilder, die Schrecken, die Befürchtung vor dem, was sie ereilen würde.
S. 389
Byth hatte mich durch ihre Entwicklung in Cyber Trips am meisten angesprochen, ihre Reise war eine einzige Achterbahnfahrt, die ich sehr gut fand. Byth schleppt viel Ballast mit sich herum, die teilweise aus ihrer Zeit beim Militär und teilweise aus ihrer Zeit nach dem Militär stammen. Zu sehen, wie sie das bremst, wie sie sich damit konfrontiert und Entscheidungen trifft war sehr spannend.
„Ich dachte, du wärst besser als die anderen“, spuckte Andra aus und warf jedem im Raum böse Blicke zu, bevor sie auf […] Wink hin etwas fester gepackt und angeführt wurde.
S. 257
Während Okijen, Byth, Marshall und die gesamten Streitkräfte sich bereit für einen finalen Kampf mit KAMI machen, fängt Andra an vieles in Frage zu stellen. Die ungeklärten Umstände aus ihrem Dorf lassen ihr keine Ruhe und sie hofft nach wie vor dort, bei weiteren Recherchen, Hinweise auf eine gewaltfreie Lösung mit KAMI zu finden. Die Intelligenz des Wesens und vorangegangene Gespräche lassen sie glauben, dass eine friedliche Lösung möglich ist.
Es ist nicht so, wie man denkt
Es wird in diesem Band wesentlich mehr Fokus auf die Vergangenheit der Welt gelegt, geschichtliche Abläufe werden offen gelegt, gut versteckte Infos über die „goldenen Drei“ Marshall, Liza und Alaska. Je mehr man über die Entstehung der Neon-Birds-Welt lernt, desto mehr fängt man an die bisherigen Darstellungen zu hinterfragen. Für die Figuren ein denkbar blöder Zeitpunkt, als Leser:in aber wahnsinnig spannend.
Das Ende hat mich sehr überrascht, es ist relativ unkonventionell und ich mag den Gedankenanstoß dahinter. Allerdings würde ich gerne fast noch mehr dazu lesen, ich denke, dass das Nachspiel der getroffenen Entscheidungen mindestens genauso spannend wäre.
Vielleicht sind wir ja gar nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, das besser ist als wir. Etwas, das stärker ist vielleicht. Oder klüger. Aber nichts, das uns in allem übertrifft.
S. 330
Was ich im Laufe des Buches etwas Schade finde, ist, dass man all die Hintergrundbewegungen nicht immer mitbekommt. Es steckt sehr viel mehr hinter den Figuren, als man während des Lesens mitbekommt. Obwohl hier die Handlung etwas verschlungener war, als in den anderen beiden Teilen, ist das Buch doch sehr geradlinig geschrieben, wo man nicht jede Nuance mitbekommt, die die Figuren und die Welt ausmachen.
Fazit
Beta Hearts ist ein starker, überraschender Abschluss der Neon Birds-Trilogie und überzeugt durch spannend gesetzte Wendepunkte und Enthüllungen.
Beta Hearts
Verlag: Bastei Luebbe • Seiten: 511 • Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch • Preis: 15,00€ (TB); 9,99€ (ePub), 19,99€ (Hörbuch-Download) • Erscheinungstermin: 30. September 2020 Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und die Bloggerjury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
kat @ Bookish Blades meint
Tolle Rezension. Ich stimme dir da auch komplett zu. Ich hatte bei Cyber Trips keinerlei Probleme, fand dafür Beta Hearts minimal schwächer. Aber ich fand Luke und Flover ebenfalls besonders toll und dass Byth hier so eine große Rolle gespielt hat auch. Die drei waren definitiv meine Favoriten 🙂
Liebste Grüße
Kat
Friederike meint
Hohoo,
Dankeschöön. 😀 Ich fand einfach dieses umgekehrte Herangehen an einen Krieg so spannend, das hat mir in Cyber Trips (wenn ich mich richtig erinnere) „gefehlt“. Kann mir auch vorstellen, das alle Bücher direkt hintereinander gelesen viel besser wirken und man noch mehr Details mitbekommt, ich muss das definitiv mal noch ausprobieren.
Danke für deine Rückmeldung, ich fand deine Rezension auch toll und werd sie gleich mal noch verlinken.
Alles Liebe
Friederike.