Als diese sechsbändige Buchreihe vor einigen Monaten angekündigt wurde, war ich gleich ganz aus dem Häuschen. Ich liebe Urban Fantasy, und Romantasy war eines der Genre, die mich in meinen Teenagerjahren (Hach, das klingt so alt ^^) stundenlang fesseln konnte. Außerdem liegt den Midnight Chronicles die Trilogie zugrunde, mit der ich Laura Kneidl als Autorin für mich entdeckt haben: Die Elemente der Schattenwelt. Diese ursprünglichen Geschichten wurden von Laura neu aufgenommen und zusammen mit Bianca Iosivoni hat sie etwas ganz Besonderes daraus gemacht und ich habe mich wahnsinnig gefreut, als ich eine Bloggerbox vom Verlag zugesendet bekommen habe. Das Unpacking, das ich dazu gefilmt habe, poste ich aus Eigennutz hier gleich nochmal – weil es nämlich eine Heidenarbeit war und ich es gelinde gesagt, Schade finde, dass es nach 24 Stunden schon wieder bei Instagram verschwunden war.
Zum Inhalt
449 Tage hat Roxy Zeit, die 449 entflohenen Seelen aus der Unterwelt zurückzuschicken. Als Freie Huntress ist sie auf Amulettmagie spezialisiert und schickt regelmäßig Geister dahin zurück, wo sie hingehören. Doch ein Unfall sorgte dafür, dass sie Seelen freisetzte und nun ist es an ihr, sie in der ihr gegebenen Frist wieder einzufangen. Eigentlich hat sie also gar keine Zeit sich um Shaw zu kümmern, der Mann der von einem Geist besessen war und nach der Austreibung keine Erinnerungen mehr an sein früheres Leben hat. Aber Roxy hat ihn gerettet und nun steht er unter ihrem Schutz. Gemeinsam streifen sie durch London und kommen dabei einer Verschwörung auf die Spur.
Hunterbusiness
Im Buch folgt man Roxy und Shaw gleichermaßen. Sie sind beide Erzähler und halten sich in ihrem Charakter sehr schön die Balance. Roxy ist eine sehr verschlossene Person, die nicht gut nach Hilfe fragen kann und ein großes Verantwortungsbewusstsein hat. Dementsprechend schwer fiel es mir in ihren Kapiteln zu versinken, die Leseerfahrung war genauso auf Distanz gehalten, wie Roxy mit Menschen umgeht. Shaw ist da schon wesentlich offener, hauptsächlich deswegen, weil er keine Erinnerungen hat, die er verbergen will, keine Last, die er mit sich herumschleppt. (Außer der Offensichtlichen, dass ihn offenbar niemand zu vermissen scheint.) Shaw hat die Stimmung des Buches wesentlich aufgeheitert, er ist der Gegenpol zu Roxys eher schweren Geschichte und hat auch den ein oder anderen frechen Kommentar parat gehabt. Genauso wie er für die Leser ein Quell steter Freude ist, ist er das auch für Roxy – und für ihr ein oder anderes Augenrollen ist er auch verantwortlich.
Die Liebesgeschichte, die sich zwischen Roxy und Shaw anbahnt verläuft erstaunlich ruhig und langsam. Zwar können beide die Attraktivität des anderen nicht verneinen, dennoch entwickelt sich ihre Beziehung erst durch ihre gesteigerte Zusammenarbeit, was ich sehr angenehm finde. Die Liebesgeschichte wird nicht auf Teufel komm raus losgetreten, sondern entwickelt sich sehr natürlich und man merkt, dass sich Roxy und Shaw erst kennenlernen, bevor etwas passiert. Für Leser:innen, die Slowburn mögen ist das genau die richtige Liebesgeschichte und ich fand sie zur Abwechslung auch richtig schön und gut geschrieben.
Was auch immer das zwischen uns beiden war, ich hatte keine Zeit dafür. Zumindest nicht jetzt. Und wahrscheinlich auch danach nicht.
S. 235
Details, wie ich sie liebe
Was mich an diesem Buch am meisten begeistert hat, war der Weltenbau. Es wird sich richtig viel Zeit genommen, um die Welt der Hunter zu erklären, Routinen zu zeigen, Charaktere besser kennenzulernen und einfach ein Gefühl für die Welt zu bekommen. Die Leser:innen begleiten Roxy und ihren Kampfpartner bei den nächtlichen Patrouillen, im Kampftraining, der Recherche und den sozialen Kontakten. Es bildet sich auf den ersten 250 Seiten eine richtige Gemeinschaft, die verfolgt wird und wo man sich wohl fühlt. Ich habe mich im Hauptquartier sehr Zuhause gefühlt, würde am liebsten mal in der Bibliothek stöbern und Ingrid, der Ärztin, beim Zusammenflicken der Hunter über die Schulter blicken.
Dadurch, das sich so viel Zeit genommen wurde, um die Hunter und ihre Aufgaben vorzustellen, passiert auch relativ lange wenig Nennenswertes. Roxy jagt ihre Geister, geht kleinsten Hinweisen nach, aber es dauerte lange bis sich ein Gefühl von Handlung einstellte, ein Ziel, auf das das Buch hinarbeitete. Die eigentliche Wendung fand ich sehr überraschend, obwohl sie rückblickend relativ deutlich zu erkennen ist. Bis zu diesem Punkt, wo wirklich etwas passiert und die Ereignisse beginnen sich miteinander zu verknüpfen, vergeht viel Zeit, auf die man sich einstellen sollte. Der Teil des Buches, wo es wirklich zur Sache geht, war gut, verlor für mich aber etwas an Spannung, weil sich die Autorin wieder auf ein paar altbekannten Floskeln stützte, Kampfszenen lasen sich repetitiv und der Aufbau von Szenen ähnelte sich ebenfalls sehr. Zwar ging die Handlung gut voran, aber die Abläufe und Dialoge waren häufig ähnlich im Kern, was ich ermüdend fand. Da hat die intensiver werdende Beziehung zwischen Roxy und Shaw vieles für mich gerettet, weil sie einen zweiten Fokus des Buches bildete, der ausgleichend wirkte.
Fazit
Ich hatte mehr vom Spannungsbogen des Buches erwartet, weil das bisher immer eine der größten Stärken der Autorin gewesen war. Dennoch hatte ich Spaß mit dem Buch, weil es sich in einer Ausführlichkeit dem Weltenbau widmete und das auf sehr leicht zu lesende Art. Die sich anbahnende Liebesgeschichte hat die sich langsam entwickelnde Handlung ausgeglichen, ohne gewollt zu wirken. Insgesamt ist Schattenblick ein guter Auftakt der Reihe, von dem ich mir erhoffe, dass einige Handlungsfäden in den folgenden Bänden fortgesetzt werden.
Verlag: LYX • Seiten: 436 • Format: Taschenbuch mit Klappenborschur, eBook, Hörbuch • Preis: 14,90€ (TB); 9,99€ (ePub); 16,99€ (Hörbuch Download) • Erscheinungstermin: 26. August 2020 • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und die Bloggerjury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares und der Bloggerbox.
[…] eine neue Brille bekomme. Haha! 😆) Nun ja. Meine Rezension zum ersten Band findet ihr übrigens HIER, ich weiß ich war nicht allzu begeistert, aber da es eine lange Reihe ist, vertraue ich einfach […]