Mit Beginn der Ausgangebeschränkungen ist mein Bedürfniss nach Ländlichkeit exponentiell gestiegen – anders kann ich mir die Anhäufungen von Romanen, die auf dem Land spielen, nicht erklären. Aisling hat bereits meinen letzten Sommer geprägt und als ich den Klappentext zum Folgeband las, wusste ich, dass ich ihn brauchte. Also zog ein Rezensionsexemplar bei mir ein und ich habe an einem Tag einfach mal die Hälfte des Buches gelesen. Aisling is back – und chaotischer als zuvor.
Zum Inhalt
Aisling und John haben wieder zueinander gefunden, aber irgendwie fühlt es sich nicht mehr so an wie vorher. Als Aisling der Job in Dublin gekündigt wird und sie die WG ebenfalls verlassen muss, zieht sie notgedrungen zurück nach Ballygobbard. Das ist vielleicht sogar ganz gut, immerhin ist ihre Mutter dann nicht alleine an Weihnachten. Eine Reise nach Las Vegas und einen Kater später hat Aisling dann die Idee für ihr neues Berufsleben: Ein Café zum Brunchen in Ballygobbard!
Zurück in die Welt von Aisling und Irland zu kommen war wunderschön. Nachdem der erste Band mich nicht vom Hocker gerissen hatte, erwartete ich nicht mich gleich wieder so wohl zu fühlen, aber sobald Aisling mit ihren altklugen Kommentaren begann, war ich wieder drin.
Ich gebe zu, dass meine Inhaltsangabe schon viel vorneweg nimmt, denn bis Aisling an den Punkt kommt, wo sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nimmt, dauert es einige Zeit. Die erste Hälfte des Buches nimmt sich viel Zeit die Kündigung und Trauerbewältigung darzustellen, das allgemeine Chaos an Leben, dass nach dem ersten Band entstanden ist. Man folgt Aisling durch eine emotional sehr aufwühlende Zeit, die voller Veränderungen und Unsicherheiten ist, aber dieser erste Teil des Buches ist so wahnsinnig wichtig für den zweiten Teil. Damit man Aisling Entwicklung nachvollziehen kann, muss man lesen, wo sie vorher war und ich liebe es, wie die Autorinnen es hier umgesetzt haben. Auch zwischen John und Aisling rieselt es, aber sie nehmen sich die Zeit ordentlich miteinander zu reden, Klartext und ehrliche Worte, das fand ich großartig.
Ich mochte es sehr mit ihr zurück nach Ballygobbard zu gehen, über ihre Familie zu lesen, wie sie die Weihnachtsfeiertage verbrachten und sich langsam ihre Lebenslust zurückgeholt haben. Man erfährt über Aisling immer noch wahnsinnig viel über ihre Freundinnen und die Dorfbewohner, Majella und Sadhbh sind wieder sehr prominent und Aisling eine tolle Stütze, die sie auch mal aus ihrem Alltagstrott holen. Aisling Stimme und Kommentare empfand ich in diesem Buch auch viel weniger schlimm, als im ersten. Ich finde, man merkt, dass sie dazugelernt hat und etwas offener durch die Weltgeschichte geht.
Noch mehr Fortschritt. Bald werde ich in einem Auto zur Arbeit fahren, das kein Lenkrad hat. Der verrückte Tom hat eine Zeit lang tatsächlich ein Auto ohne Lenkrad, aber das hatte mehr mit grober Fahrlässigkeit als mit technologischem Fortschritt zu tun.
S. 295
Feminismus & Selbstständigkeit
Was mich an dem Buch nun so begeistert hat, das ich gleich mal 200 Seiten weggelesen habe, war der zweite Teil, den ich vorhin bereits schon erwähnt habe. Ich habe es genossen Aisling zuzusehen, wie sie für ihr Café kämpft und es aufbaut – mit viel Charisma und einer – oder zwei – Prisen Glück. Sie wächst in diesem Handlungsabschnitt wesentlich mehr in sich selbst hinein, nimmt ihr Leben auf eine Art in die Hand, wie sie es vorher nicht getan hat. Sie spricht Dinge aus, die sie sich vorher vielleicht verkniffen hätte, bleibt sich aber in ihrer bodenständigen Art treu. Diesen Teil habe ich als stark feministisch empfunden und es hat so Spaß gemacht zu lesen, wie sich verschiedene Figuren gegen übergriffige Männer und toxische Beziehungen gewehrt haben.
Wenn man mich nicht für eine Krankenschwester hält, dann für eine Erzieherin. Also wirklich, wenn man ein nettes Gesicht und eine etwas matronenhafte Figur hat, scheint es nur zwei Optionen bei der Berufswahl zu geben.
S. 242
Fazit
Aisling Welt und ihr Humor haben das Buch zu einem wunderbar unterhaltsamen Erlebnis gemacht. Ernste Themen wie Trauer und sexuelle Belästigung werden thematisiert, aber gleichzeitig durch die Schrulligkeit einiger Zeitgenossen und von Aisling selber aufgelockert. Ein Roman zum Lachen, Schniefen und Genießen.
OMG, diese Aisling! Back to the Roots
übersetzt von: Barbara König Verlag: bold Seiten: 420 Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook Preis: 14,90€ (TB); 12,99€ (ePub) Erscheinungstermin: 13. März 2020 Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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