Seit ich letzten Herbst den ersten Band der Campus Love-Reihe gelesen habe, bin ich absolut verliebt in den Schreibstil, die Brown und Providence. Als die Autorin auf Instagram ein Gewinnspiel zu einem Buch und dem folgenden Lesezirkel ausrichtete, konnte ich nicht an mich halten und habe teilgenommen. Nachdem der Gewinn bei mir eingetrudelt ist, haben sich vier Wochen gemeinsamen Lesens ereignet und ich bin wieder schwer begeistert vom handwerklichen Können der Autorin.
Zum Inhalt
Lauren hat in Providence ihren Neuanfang gefunden und fühlt sich in ihrer kleinen Freundesgruppe ziemlich wohl. Als sie auf einer Party Cole trifft, findet sie einen Gleichgesinnten und ihre unkomplizierte Einstellung fasziniert Cole. Als Lauren aber in der Bar anfängt, in der auch Cole arbeitet, scheint Cole damit ein größeres Problem zu haben, als erwartet. Lauren will herausfinden, warum Cole sich ihr plötzlich so verschlossen zeigt, riskiert dabei aber wesentlich mehr von sich preiszugeben, als sie bereit ist.
Eine kurze Anmerkung zur Triggerwarnung: Es befindet sich auch im Buch diese Triggerwarnung, allerdings ganz hinten, nach der Danksagung. Es wird vorne im Buch, auf der Seite des Impressums auf die Triggerwarnung hingewiesen, aber man muss danach suchen. Mir ist sie nicht aufgefallen, bevor ich das Buch begonnen habe. Ich finde, das Triggerwarnungen besser sichtbar gemacht werden sollen.
Not your stereotypical characters
Die Geschichte wird auch schon wie beim ersten Band aus zwei Sichten erzählt: der von Lauren und der von Cole. Ich mag es sehr, dass sie beide eigenständige Hauptfiguren sind und nicht nur das Love-Interest des anderen. Lauren und Cole haben beide eine harte Geschichte zu erzählen und die Autorin nimmt sich dafür die Zeit und geht mit viel Bedacht an die Themen heran.
Lauren ist eher ein Einsiedlerkrebs, die in Providence ihr Leben endlich so gestalten kann, wie sie es mag. Ihr Alltag besteht aus Uni, Boxen, Konzerte besuchen, quatschen mit ihrer Mitbewohnerin Amber und dem ein oder anderen ungebundenen sexuellen Abenteuer. Lauren mag es unkompliziert und ist auch selber sehr unkompliziert. Zumindest denkt sie das, bis sie Cole kennenlernt, der zuerst aufgeschlossen zu sein scheint, was den unverbindlichen Sex angeht, allerdings sehr schnell zumacht, als Lauren in der Bar anfängt, in der er auch arbeitet. Fortan beißt sie sich an ihm die Zähne aus, wann immer sie ihn anflirtet. Sie trägt allerdings eine Menge Emotionen in sich herum, die sie nur selten rauslässt und muss im Laufe des Buches entscheiden, wie wichtig ihr ihre eigene mentale Gesundheit ist, auch in Abhängigkeit zu anderen geliebten Menschen.
Kickboxen war ein Ventil, kein Verstärker, was ich von Musik nicht immer behaupten konnte.
S. 153, Lauren
Cole hingegen findet Lauren zwar ziemlich cool, will sich aber lieber auf keine Sache einlassen, die merkwürdig werden könnte und seine Arbeit kompromittieren. Ein wenig hat man Cole in Campus Love: Kayla & Jason schon kennengelernt und ich habe es sehr genossen zurück in die Männer-WG zu kommen und mehr über Cole zu erfahren. Cole hat sich eine Distanz zu den Menschen um sich herum erarbeitet, was ihm einen gewissen Halt nimmt, den er an manchen Tagen aber dringend braucht. Als die Beziehung zu Lauren sich anbahnt, spricht das eigentlich gegen alles was Cole für sich gelernt hat. Alte Wunden heilen nur langsam und Cole mag es nicht, wie nah Lauren diesen Wunden kommt.
Darüber zu reden war immer, als würden die Gedanken, die dazu in meinem Kopf waren, an einer unsichtbaren Mauer zerschellen. Und aus den Fragmenten konnte ich keine Worte mehr zusammensetzen.
S. 78, Cole
Die Figurenkonstellation in diesem Buch war gewissermaßen umgedreht: Lauren war die offene Person, die auf Cole zugegangen ist, sozusagen der dominantere Teil dieser Beziehung, während Cole sich sehr zurück hält und aus seinem Schneckenhaus gelockt werden muss. Diese Stereotypen werden an einem gewissen Punkt aufgebrochen, sodass wirklich die Charakterzüge erkundet werden und sich nicht nur auf einem gängigen Stereotyp ausgeruht, aber ich mag es auch, dass mal das „umgedrehte“ Schema der typischen Liebesromane zu sehen ist. Das hat mir schon bei Feel Again sehr gut gefallen.
Fingerspitzengefühl & wichtige Thematiken
Das Wunderschöne an dieser Geschichte war, dass die Autorin hervorragende Arbeit geleistet hat, als es darum ging ihre Figuren zu charakterisieren. Man verbringt viel Zeit in Laurens und Coles Kopf und selbst wenn sie vermeiden, ihren Problemen ins Gesicht zu schauen, bekommt man als Leser doch ein genaues Bild von ihnen und ihren Reaktionen, weswegen das letzte Drittel des Buches unfassbar gut funktioniert hat. Ich wusste, warum dieses Gespräch so ausschlaggebend für jene Figur war, warum diese Handlung erfolgte, warum die beiden nicht aus ihrer Haut können.
Einen Teil des Zaubers dieses Buches ist dem Schreibstil geschuldet, der wunderbar detailliert ist und entsprechend sensibel. Allerdings hatte ich bei dem Buch Probleme mich den Figuren verbunden zu fühlen. Das liegt zum Großteil wohl daran, dass ich es in einer Lesegruppe gelesen habe und wir pro Woche nur ca. 5 Kapitel gelesen habe, sodass ich mich nie so richtig im Buch verlieren konnte. Dann wiederum muss ich leider zugeben, dass Lauren und Coles Hobbys, ihre Vorlieben etc., nichts waren womit ich mich identifizieren kann. Das ist zum Glück nur eine sehr persönliche Vorliebe, andere können mit diesem Buch und den Figuren wesentlich mehr Überschneidungen finden, als ich.
Ich hasste es, dass das Wohlbefinden meiner Mutter von mir und meinem Verhalten abhing, davon, wie es mir ging, ob ich für sie da war oder nicht.
S. 204
Zudem spricht die Autorin ein paar sehr wichtige Themen an, wie sexuelle Belästigung, selbstverletzendes Verhalten und toxische Beziehungen. Die Art, wie die Themen behandelt wurden, hat mir sehr gut gefallen, besonders beim Thema der sexuellen Belästigung kann man wirklich eine Reflexion bei den Charakteren beobachten und sehen, wie sie daraus lernen. Besonders gut in dem Zusammenhang hat mir auch gefallen, dass nicht alle Probleme sofort gelöst werden, sondern, dass ein solcher Prozess viel Zeit und kontinuierliche Arbeit braucht, um zu funktionieren. Wenn dieses Buch eines zeigt, dann das Happy Ends viel Arbeit brauchen und nicht selbstverständlich sind.
Fazit
Mit diesem Buch beweist Katharina Mittmann, wie gut ruhige, thematisch aufgeladene NA-Bücher funktionieren können. Gestützt durch einen wunderbaren Schreibstil und gesellschaftlich wichtige Themen erzählt dieses Buch eine herzerwärmende Geschichte über Vertrauen, Selbstliebe und richtige Entscheidungen.
Campus Love: Lauren & Cole
Verlag: Droemer-Knaur • Seiten: 400 • Format: Taschenbuch, eBook • Preis: 9,99€ (TB); 9,99€ (ePub) • Erscheinungstermin: 01. März 2020 (eBook); 1.April 2020 (Taschenbuch) • Link zur Verlagsseite
*Vielen Dank an den Verlag und die Autorin für die Bereitstellung eines kostenlosen Leseexemplares für den Lesezirkel.
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