Dieses Buch war eines der ersten, dass ich zu meinem Vorsatz „mehr deutsche Fantasy lesen“ begonnen habe zu lesen. Und es hat mir so gut gefallen. Diesen Vorsatz habe ich nachträglich im Rahmen der Buchmesse gefasst, bevor diese abgesagt wurde. Ich wollte gerne wissen, was in der deutschen Fantasy gerade passiert und auch neue Autor*innen entdecken.
Zum Inhalt
Im Land Sirion erwählen die Götter den neuen König und seine ihm zur Seite stehenden Hohepriesterinnen. Als die junge Hohepriesterin Celeste von einem jungen Mann auf der Straße überfallen wird, ahnt sie noch nichts davon den künftigen König vor sich zu haben und geigt dem Rüpel gehörig die Meinung. Aber dann geschieht das unglaubliche, der junge Mann rettet sie vor einem größeren Grauen und wird wenig später berufen, vom Gott der Sonne, Ilias.
Aller Anfang ist chaotisch
Das Buch wird mehr oder weniger abwechselnd von drei Personen erzählt: Celeste, Nathaniel und Marco. Celeste ist die Hohepriesterin von Samaya und steht damit als mögliche Braut für den neu berufenen König zur Auswahl – was ihr gar nicht passt. Nathaniel ist ein unfreiweilliger Bekannter und zusätzlich der neue Auserwählte. Marco ist ein Soldat des Landes und lenkt den Blick des Lesers auf die Geschehnisse außerhalb des königlichen Hofes. Celeste und Nathaniel erzählen im ersten Band besonders viel und Marco lenkt nur ab und zu den Blick auf eine sich anbahnende Bedrohung, was ich angenehm und gut gewichtet fand.
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn des Buches etwas verwirrt war. Man wird im Prolog mit vielen Namen und Orten überschüttet, um die Grundlage für das Folgende zu legen. Die Namen klangen alle sehr ähnlich (Samara, Samaya, Solaris, Silvia), was an sich gut ist, weil die Welt dann harmonischer wirkt, aber leider habe ich sie deswegen auch zu Beginn durcheinander gebracht, bis Figuren auftauchten, die etwas Licht ins Dunkel brachten und den vielen Namen Gesichter und Charaktereigenschaften gaben. An sich funktioniert die Welt recht simpel, es gibt vier Göttinnen und einen Gott und alle berufen jeweils einen Repräsentanten. Der Berufene des Gottes Ilias wird alle 50 Jahre berufen und der nächste König werden, aus den Hohepriesterinnen der Göttinen soll er sich eine Braut auswählen, für diesen Prozess hat der Berufene ein Jahr Zeit. In diesem Jahr wird er von seinem Vorgänger auf sein Amt vorbereitet und lernt die Hohepriesterinnen näher kennen.
Das Buch selber ist nicht sonderlich lang, und die Handlung ist zum Ende hin sehr offen – kein Cliffhanger, aber auch kein abgeschlossener Handlungsbogen. Es liest sich also wie ein Serial, wie beispielsweise die Royal-Me-Reihe von Tina Köpke. Die Handlung ist wesentlich übergreifender bei den einzelnen Bänden, als man das normal kennt. Ich mag dieses Konzept sehr gerne, auch wenn es nicht sonderlich oft im deutschen Buchhandel vorkommt. Die Geschichten sind so eher kurz, aber dennoch lang genug, dass man für ein paar Stunden versinken kann.
Starke Worte, Starke Botschaft
Mit den Posten als Hohepriesterin und zukünftiger König kommt auch ein wenig Magie daher, jede von einem Gott oder Göttin berufene Person erhält eine magische Gabe, die ihre Aufgabe leichter machen soll. Was mir hieran gefallen hat, war, dass diese Gaben wirklich nur am Rand benutzt wurden, sie wurden von den Figuren nicht ausgenutzt, sondern als eine Art zusätzlicher Sinn verwendet, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Die Magie allein hat die Person nicht mächtiger oder wichtiger gemacht, die Person war immer noch wegen ihrer selbst wichtig.
Was glaubte er, wer er war? Selbst wenn er nicht wusste, wer sie war – sein Verhalten wäre jeder Frau gegenüber unangebracht gewesen.
Kapitel 1
Mein persönliches Highlight des Buches war Celeste, die zwar in ihrer Rolle als Hohepriesterin sehr aufging, den damit einherkommenden Platz als mögliche Ehefrau des neu erwählten Königs aber weniger begrüßt. Sie hat ihr Leben gerne selbst in der Hand und möchte entscheiden können, wen sie heiratet und liebt. Ihre flotten Kommentare und direkte Meinung waren erfrischend und sie ließ Nathaniel keinen Mist durchgehen. Allgemein gab es in diesem ersten Buch schon so viele tolle Zitate, die viele Klischees des Genres angesprochen und auf die Schippe genommen haben, ich bin richtig begeistert davon.
Sie hatte es noch nie leiden können, nur mit »Priesterin« angesprochen zu werden. Sie war mehr als das, sie war ein Mensch und besaß einen Namen.
Kapitel 2
Nathaniel selber hält nicht viel von der Religion seines Landes und den Göttern. Er hat den Glauben an sie aufgegeben, angesichts des Leids und der Ungerechtigkeit die er täglich miterleben muss. Dass er nun berufen wird und der Auserwählte des Sonnengottes sein soll fühlt sich eher wie ein mieser Scherz, denn wie eine Ehre an und ich mag seine Vorbehalte mit denen er dem Amt gegenübersteht. Nathaniel und Celeste sagen beide sehr schöne Dinge über den freien Willen und Selbstbestimmung, die ich angesichts des Glaubens des Landes besonders spannend finde. Ich bin ihnen gerne durch ihren neuen Alltag gefolgt und habe bei ihrem Geplänkel viel grinsen müssen.
Eine kleine Sache möchte ich noch anmerken, die Autorin hat sich super viel Arbeit gemacht und schöne Zitatgrafiken für Instagram erstellt, die ich euch einfach nicht vorenthalten will. Und so kann ich auch noch ein paar mehr Zitate reinquetschen. 😀
Fazit
Das Mal der Götter: Berufen ist ein fantastischer Auftakt einer Reihe, die viel Spannendes verspricht. Mit Witz und Humor wird eine Geschichte über zwei Menschen begonnen, die sich nicht vom Schicksal leiten lassen wollen, aber in genau eine solche Rolle gepresst werden. Ich bin Feuer und Flamme für diese Reihe und freue mich schon auf Band 2.
Das Mal der Götter: Berufen
Verlag: impress・Seiten: 276・Format: Taschenbuch, eBook・Preis: 12,99€ (TB); 3,99€ (ePub)・Erscheinungstermin: 30. Januar 2020・Link zur Verlagsseite
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