Wie so viele andere bin ich auf das Fandom um den Hexer gekommen, als die Netflix-Serie angekündigt wurde. Ich hatte zwar vorher von den Videospielen gehört, aber da ich erst in den letzten Monaten ein vages Interesse an Videospielen entwickelt habe (eher Let’s Plays, als selber spielen), wusste ich so gut wie Nichts um die Welt des Hexers. (Falls ihr euch fragt, warum ich nicht Witcher schreibe – Hexer ist näher am polnischen Begriff dran, den sich der Autor gewünscht hat.) Als ich dann gesehen habe, dass es a) Bücher dazu gibt und b) dtv die nochmal neu auflegt, habe ich natürlich nach einem Rezensionsexemplar gefragt. Hier also meine Gedanken zum Buch und ein kleiner Ausblick auf die Netflix-Adaption.
Zum Inhalt
Cintra ist gefallen und der Krieg gegen Nilfgard hat viele Opfer gefordert. Geralt von Riva konnte allerdings das Löwenjunge retten und trainiert Ciri in Kaer Morhen auf traditionelle Hexer-Art, während sich im Rest des Landes eine Verschwörung zusammenbraut. Denn die weiße Flamme wird kommen und Ciri ist darin verstrickt …
Etwas weniger, als erwartet
Das spannende an dem ersten Band der Saga ist, dass er nach der Handlung der Netflix-Serie einsetzt. Dass ich das Buch vor der Serie gelesen habe, hat mir also weniger etwas gebracht, obwohl die Frage nach dem, was danach passiert, dadurch beantwortet wird. Wenn ihr also nicht auf Staffel zwei warten wollt, könnte dieses Buch Abhilfe schaffen. Ich fand es so außerdem spannend die Figuren in der Serie kennenzulernen, wenn ich bereits wusste, wie sie später mal alle zueinander stehen würden, es war wie ein Inside-Joke als Rittersporn und Geralt sich getroffen haben.
Mein größtes Problem mit dem Buch war das Tempo. Es gibt insgesamt sieben Kapitel, die alle recht lang sind und von einer anderen Person erzählt werden. So ist die Handlung nicht sehr zusammenhängend, man erfährt eher über Dritte was gerade mit Geralt und Ciri passiert, und das waren die Figuren über die ich lesen wollte. Natürlich bekommt man ein umfassenderes Bild über das, was im Land gerade passiert, aber so richtig fesselnd fand ich dieses Schema nicht. Insgesamt passiert auch noch nicht so viel in dem Roman, es las sie eher wie das Vorspiel, man lernt darüber, welche Fäden gesponnen werden und kann vielleicht erahnen, wie sich das Netz aus Verschwörungen später zuziehen wird.
Um aber nicht nur zu meckern, muss ich auch gestehen, dass ich den etwas derben Humor ganz lustig fand. Die Figuren sind alle irgendwie geradeheraus, wenn es um Humor geht, es ist erfrischend zu lesen, wie sie einfach sagen, was ihnen durch den Kopf geht. Und die starken Frauenfiguren haben natürlich ihr übriges beigetragen. Ich habe gelernt, dass Triss Merrigold im Fandom relativ verschrien ist, weil sie das OTP stört, aber ich mochte sie bisher. (Auch wenn ich ihr nicht so ganz über den Weg traue.)
„Er hat mich gebeten, dir auszurichten, dass der Bericht diesmal sachlich und auf keinen Fall in Versen abgefasst sein soll. In Prosa, Rittersporn. In Prosa.“
S. 47
Nachdem ich bei meinem letzten rezensierten Fantasyroman so viel über den Schreibstil und die Sprache geschrieben habe, will ich hier auch etwas zu sagen. Es las sich sehr organisch, hier habe ich das mittelalterliche Setting in der Sprache gespürt, in den Umgangsformen und wirtschaftlichen Strukturen.
Jedes Kapitel beginnt mit einem kleinen Zitat über die Natur der Hexer und ist jeweils vom Standpunkt der Verfasser geprägt, was zuweilen recht unterhaltsam war und einen kritischen Blick auf die Hexer geworfen hat. Hexer finde ich sehr spannend und würde gerne mehr über ihr Training und Mutationen lesen. Nach einiger Recherche werde ich auch auf jeden Fall die Kurzgeschichten lesen, die vor der eigentlichen Saga spielen, weil sie sehr viel mehr das zu sein scheint, was ich erwartet habe: Abenteuer um Geralt und seine Hexer-Tätigkeiten. (Und das ist auch der Teil aus den sich die erste Staffel der Serie konzentriert.)
Figurenbekenntnisse
Ich muss gestehen, dass ich so populäre Figuren wie Rittersporn (oder auch Jaskier) und Yennefer eher weniger sympathisch fand. Rittersporn kam mir persönlich zu oft vor, was auch daran liegt, dass er ein unverbesserlicher Quacksalber ist und der wohl schlechteste Spion überhaupt. Er las sich ein wenig wie das Damsel in Distress, was irgendwie lustig sein könnte, mich im Endeffekt aber nur genervt hat. (Ich mochte ihn in der Serie auch noch weniger als im Buch, da konnte ich seine überdramatischen Floskeln wenigstens im Ton anders lesen.)
„Ja, ihr beschützt die Waisen. Ich hingegen kämpfe darum, dass es möglichst wenig Waisen gibt. Ich kämpfe gegen die Ursachen, nicht gegen die Folgen.“
S. 128
Yennefer habe ich allein durch das Buch als Person noch nicht so greifen können, allerdings mochte ich ihre Art mit Ciri umzugehen gar nicht. Was aber vielleicht auch an Ciri liegen könnte, denn sie schien sich sehr schnell abhängig von anderen Personen zu machen, eine Eigenschaft die ich für sehr gefährlich halte. Die ständige Betonung auf Aussehen und Ausstrahlung von Frauen allgemein fand ich ebenfalls weniger toll, es war ein bisschen zu dick aufgetragen.
Zu meinen Lieblingen gehörten tatsächlich die Hexer von Kaer Morhen, irgendwie hat es mir der Name Vesemir angetan, und ich mag einfach verfallene Festungen und harte Trainingseinheiten. Auch die ruppige Art der Hexer fand ich ganz nett, wie sie bei allen fraulichen Belangen einfach stocksteif wurden, war herrlich zu lesen.
Fazit
Das Erbe der Elfen scheint viel Vorarbeit für die kommenden Romane zu leisten, erklärt die Geschehnisse in der Welt anschaulich, aber sehr distanziert. Es war nicht das Abenteuer, dass ich erwartet habe. Dennoch werde ich die Reihe weiter verfolgen.
Der Hexer: Das Erbe der Elfen
übersetzt von: Erik Simon・Verlag: dtv・Seiten: 379・Format: Taschenbuch mit Klappenborschur, eBook・Preis: 15,00€ (TB); 12,99€ (ePub)・Erscheinungstermin: 20. September 2019・Link zur Verlagsseite
*Vielen herzlichen Dank an den Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplares.
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