Nachdem ich das Glück hatte schon eine Woche vor dem internationalen ET eine Ausgabe von The Queen of Nothing von Holly Black zu erhalten, dachte ich, dass ein Feast of Reading mal wieder ganz schön wäre. Mitte Oktober hatte ich in mehr oder weniger einem Rutsch The Cruel Prince und The Wicked King gelesen und habe irgendwie das Bedürfnis meinen Senf dazu zu geben. Da ich diese Beitragsreihe immer mit Spoilern poste, seit euch dessen bewusst. Ich werde aber vor Queen of Nothing nochmal extra daran erinnern.
The Cruel Prince
Ich hatte einen merkwürdigen Traum (der eigentlich nur die Namen der Figuren und ihre Machtpositionen mit der tatsächlichen Reihe gemeinsam hatte), der mich aus dem Nichts – das ist gelogen, ich habe auf Instagram Fanart zu Wicked King gesehen und das ließ mich nicht mehr los – animierte die Reihe zu lesen. Sie waren als eBooks ganz günstig, weswegen ich The Cruel Prince an einem Sonntag gelesen habe, passend zum Semesterstart.
Ich habe es weggesuchtet, der Schreibstil war so kurz und prägnant, dass man gleich in der Handlung drin steckte, es war süchtig machend, alles ohne große Umschweife zu erleben. Holly Black hält sich wirklich nicht mit detaillierten Beschreibungen auf und schafft es dennoch ein gutes Bild von der Person und Umgebung zu schaffen. Allerdings hielt dieser Schreibstil auch meine Sympathien für Jude oder die anderen Charaktere sehr klein, ich konnte dieses Buch und seine Ränkespielchen genießen, weil ich für keinen Charakter mitgefühlt habe. Ich fand es ehrlich unterhaltsam zu lesen, wie sie sich alle gegenseitig in den Abgrund rissen. Jude, Cardan, Nicasia, Locke, usw. sind alle furchtbare Wesen, unglaublich grausam und gemein. Weswegen ich es umso schöner fand, dass Jude an ihrem Untergang arbeitete.
Was mich in diesem Band dennoch besonders störte, war wie furchtbar Cardan zu Jude war, er hat sie gemobbt. Und mir wollte nicht in den Kopf, wie daraus eine so gehypte Liebesbeziehung entstehen sollte. Ich mag Hate-to-Love-Geschichten, aber hier schien nur Raum für Hass und Missgunst zu sein und keiner für andere Gefühle. Dass Cardans Verhalten dann durch den Missbrauch seines Bruders gerechtfertigt werden sollte, fand ich ziemlich schlimm. Nur weil jemandem Schreckliches widerfahren ist, rechtfertigt es nicht, selber Schreckliches zu tun. Es las sich sehr krank und toxisch und ich habe die erste Hälfte des Buches dafür verabscheut. Und war dennoch angefixt.
Ich lese nicht gerne von Intrigen und Ränkespielen, aber hier war es auf eine so gute Art unterhaltsam gemacht, dass ich es nicht beiseite legen wollte. Ich habe so oft gelacht, als sich die Charaktere wieder selbst ans Bein gepinkelt haben und gemein zueinander waren, weil ich mich darauf verlassen konnte, das Judes Hass so groß war, dass sie sie alle bezahlen lassen würde. Ich lese manchmal ganz gerne von einer Figur, die über den Rand von Gut und Böse gedrängt wird und eigentlich nur noch existiert, um andere ins Verderben zu stürzen und zu beweisen, dass man sie nicht hätte unterschätzen und triezen sollen.
Mein liebster Teil des Buches war der nach der missglückten Krönung, als Jude und Cardan im Court of Shadows waren und mit the Roach, the Ghost und the Bomb Pläne geschmiedet haben. Wo sowohl Jude, als auch Cardan, ein wenig ihre Haltung verloren und man mehr von ihrem Charakter sehen konnte. Ich persönlich mag solche Spionageaspekte immer sehr. Das Ende des Romans hat natürlich schockiert, wie Jude Cardan belog, um ihn zum König machen zu können. (Allerdings war es in Hinblick auf den Titel des zweiten Bandes irgendwo logisch, dass Cardan auf dem Thron landen würde.) Ich fand diese Verstrickung mit am spannendsten, weil es die zaghafte – wirklich zaghafte – Beziehung zwischen den beiden wieder ins Wanken brachte und Jude sich somit selbst sabotiert hat. Die letzten paar Kapitel habe ich allerdings ziemlich gekämpft, aus technischen Gründen. Mein Kindle entschloss sich nämlich selber die Seiten umzublättern und hat auch gerne mal die Schriftgröße verstellt. Ich war gerade beim Schluss so oft kurz davor, mich zu spoilern, weil mein Kindle einfach weiter geblättert hat, ohne das ich schon fertig war. Das war ein Abenteuer, sag ich euch. ^^‘
The Wicked King
Ich habe für dieses Buch ein wenig länger gebraucht, aus zwei Gründen: Der Ton des Buches war anders, weil Jude nun wesentlich mehr zu verlieren hatte und sich weniger auf andere verlassen konnte/wollte. Und zweitens weil mein Kindle wieder anfing rumzuzicken (Habe ihn dann als defekt gemeldet und ein Ersatzgerät bekommen). Aber zurück zum Anfang. Da Jude die ganzen Regierungsgeschäfte irgendwie allein machen musste, fand ich das Buch weniger leicht zu lesen, weil immer ihre Angst auf Entlarvung mitklang und das empfand ich als ziemlich schwer und hinderlich. Es ist irgendwo verständlich, aber mich hat es etwas aus dem Lesefluss gerissen, weil ich sehr schnell emotional von sowas mitgerissen werde. Man wusste ja nun, dass wesentlich mehr auf dem Spiel steht, als im ersten Band und dieser Druck war für Jude enorm, eben auch für den Leser. Vielleicht habe ich in diesem Buch ein winziges bisschen mit Jude mitgefühlt. Aber nur ein bisschen. In diesem Band war einfach sehr viel mehr Platz für große Fehler und irgendwann musste Jude ja was passieren.
Ich hätte das Buch an der Queen-of-Mirth-Stelle beinahe angebrochen, weil ich es hasse, wenn Figuren bloßgestellt werden. Und die unterschwellige körperliche Spannung zwischen Jude und Cardan hat da auch nicht geholfen. Meine Gedanken dazu wurden dann aber von Lockes Jungesellen-Abschied vertrieben, als er versuchte Jude umzubringen und ihr Hochzeitsgeschenk an Tarryn stahl. Argh, ich hätte diesem kleinen Bastard (Sorry) gerne einen Dolch beim Ja-Wort ins Herz gestoßen. Seine ganze Puppenspielerhaltung fand ich ätzend. Apropos Hochzeit: Fand noch jemand Vivis Verhalten unter aller Sau? Wie sie Heathers Panik einfach weggezaubert hat und deren Angst gar nicht nachvollziehen will? Mich hat das so aufgeregt und da war Vivi dann bei mir unten durch. Ist ja nicht so, als wäre sie mit zwei Menschen aufgewachsen und hätte ihre Augen nur mal mehr benutzen müssen. Oder ordentlich zuhören.
Ich wusste bereits, dass Jude von Queen Orlagh gefangen genommen werden würde, ich habe mich bei einer Review auf Youtube etwas gespoilert, wollte aber trotzdem wissen, wie es dazu kam. Ich war nur minimal geschockt, als the Ghost sich als Verräter gezeigt hat. Und dann habe ich mich blöd gefühlt, weil diese Reihe ja mit der Prämisse kommt, dass jeder jeden jederzeit verraten kann. Naja. Ich war vorbereitet auf ihre Gefangenschaft unter Wasser und ich weiß nicht, ob das eine Rolle spielte, aber ich empfand diese Szenen als weniger schlimm. Die Wiedergutmachung bekam man ja dann durch Cardan, der Jude heiraten will.
Ich saß in dem Moment echt mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht da und habe Jude verflucht, die das alles so geschluckt hat. Ich war nicht überrascht, als Cardan sie dann hintergangen hat, es hat den Verrat nur noch schmerzhafter gemacht. Allerdings denke ich, dass da mehr dahinter steckt und Cardan einen tieferen Sinn in Judes Exil gesehen hat, das er geradeheraus grausam und nachtragend gehandelt haben soll, kann ich mir nicht vorstellen, kam er mir doch im ganzen Buch nicht so vor. Judes Zusammenbruch fand ich dann fast schon wieder peinlich. Ich meine, es ist irgendwo verständlich, sie hat versucht nach den Regeln der Faerie zu spielen und wurde dann so „belohnt“. Aber dennoch, in dem Moment wo sie ihren Mund aufriss und „But I am the Queen of Faerie“ sagte, wäre ich vom Scham im Boden versunken, hätte ich gekonnt. Allerdings fand ich das Exil dann wieder so spannend, dass ich die Leseprobe zu Queen of Nothing die im eBook enthalten war, gleich lesen musste und Leute! Leute. Da kommt hoffentlich was Gutes auf uns zu im letzten Band.
Hier nochmal die Erinnerung: Es folgen jetzt S p o i l e r zum finalen Band der Trilogie, The Queen of Nothing.
The Queen of Nothing
Ich habe mich ganz an meine Tradition gehalten und das Buch in einem Rutsch gelesen. Als es eines Freitags, vor der Uni, in der Packstation lag, musste ich es gleich noch abholen und habe dann nur für meine Übung das Lesen unterbrochen. Ich habe die Zugfahrt, die Busfahrt, das Warten an den Ampeln, lesend verbracht. Was nicht unbedingt die Verkehrssicherste Art ist, aber zumindest beim Laufen konnte ich meine Nase aus dem Buch ziehen.
Ich kannte den Prolog (Der irgendwie fies war, aber auch Einsicht gegeben hat) und die ersten zwei Kapitel bereits und ganz ehrlich? Ich mag die Kapitel von Jude im Exil in der Menschenwelt fast mit am liebsten. Ich finde, es hat etwas, dass dort zwei Welten aufeinander prallen und weder Jude noch Vivi sich so wirklich anpassen können und wollen. Die Liebesgeschichte um Heather und Vivi habe ich fast als etwas unnötig empfunden, Vivi ist einfach so blind für ihre eigene Ignoranz, versucht alles mit Magie zu lösen und sieht darin nicht Heathers Problem, das ich einfach nicht verstehe wie Heather an ihr festhalten kann. Zumindest hätte ich mir eine ordentliche Aussprache gewünscht.
Ich habe den Spannungsbogen des Buches bis zur Hälfte als sehr stark empfunden, wie Jude sich in Faerie einschleicht und so viele Details sammelt fand ich echt spannend, wie ihr dann aber wegen the Ghost ihre eigene Menschlichkeit im Weg stand, fand ich nicht so prickelnd. Das kam mir fast untypisch für ihren Charakter vor. Sobald sie wieder mit Cardan vereint war, fiel die Handlung ab. Es ist irgendwo logisch, dass in diesem Band mehr Leute zusammenarbeiten müssen und man deswegen mit offenen Karten spielen muss, aber es hat mit dem Stil der Bücher gebrochen und das war es eigentlich, was ich daran so mochte. UND die Szenen zwischen Jude und Cardan waren so begrenzt. Wie konnte sich denn dort eine so tolle Partnerschaft entwickeln, wenn sie nie ordentlich miteinander reden konnten? Es gab ein Gespräch und dann ging alles den Bach runter. Ich hätte da gerne mehr gehabt, einfach um die Entwicklung zu sehen. Judes Beziehung zu Tarryn kann ich da auch gleich einbinden, denn diese Aussprache fand ich unzufriedenstellend und dann fordert Tarryn – nach ihrem Verrat – auch noch Judes Hilfe ein?! Ich fand das echt frech und hatte fest mit einem weiteren Verrat von Tarryn gerechnet. Nur weil Jude ihre Position plötzlich besser verstehen konnte, heißt das nicht, dass sie Tarryn vergeben muss. Da hätte ich auch gerne mehrere Gespräche gehabt. So fühlte sich das sehr erzwungen an.
Über einen Punkt muss ich noch schreiben: Die buchstäblichen Weissagungen. Ich finde das echt clever. Faeries können nicht lügen, weswegen man alles wörtlich nehmen muss, aber gleichzeitig sind sie so geschickt darin doppelte Bedeutungen einzustreuen, dass man überall eine vermutet. Ich fand es grandios, wie das Cover sich dann in der Handlung gespiegelt hat, wie wörtlich man alles nehmen musste. Es war einfach fantastisch, wie die Autorin mit gängigen Phrasen gespielt hat, bei der wir bereits von einer versteckten Bedeutung ausgehen, nur um sie dann wörtlich zu meinen. Allerdings fand ich das Drumherum um diese Szenen sehr schwach, das war nicht die Art Machtspiel, die ich sehen wollte. Das Ende war dann wieder sehr schön, ich kann mir vorstellen, dass Cardan die Menschenwelt sehr spannend findet und würde fast eine Kurzgeschichte darüber lesen wollen.
Fazit?
Ich fand den letzten Band im Vergleich zu den anderen eher schwach, weil er so zahm wirkte und fast super-moralisch war. Er hat mit dem Schema, dass die beiden ersten Bücher so gut gemacht hat, gebrochen, was irgendwo notwenig war, aber ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Jude das ganze Reich verdammt hätte.
[…] mit etwas anderem gerechnet, fand das gelieferte aber auch nicht schlecht. Mehr dazu aber in meinem Feast of Reading (Achtung, […]