Eigentlich hatte ich gar nicht vor Burning Bridges so schnell zu lesen. Mich hat von Beginn an eher das zweite Buch Sinking Ships interessiert, aber dann stand ich eines Samstagabends in meiner örtlichen Buchhandlung und dieses wunderschöne Buch strahlte mich aus dem Regal an. Und Schwupps – landete es in meiner bereits zum Platzen gefüllten Tasche. Ich habe mir von dem Buch eine süße, etwas klischeebehaftete Liebesgeschichte versprochen, basierend auf dem, was ich auf Wattpad schon gelesen hatte – was nicht viel war. Ich musste während des Lesens ganz schön mit mir und meinen Erwartungen kämpfen, weil das Buch sich in eine Richtung entwickelte, die ich so gar nicht erwartete.
Darum gehts
Ella Johns führt ein ruhiges Leben, dass seinen mutigen Höhepunkt mit dem Drink im Gesicht ihres Ex-Freundes finden sollte. Aber dann lernt Ella Ches kennen und kann nicht mehr von dem faszinierenden Mann lassen, der unerklärlicher Weise immer wie ein verprügelter Hund aussieht. Zwischen Ches und Ella sprühen die Funken, aber dann erfährt Ella Dinge über Ches die ihr ganzes Weltbild auf den Kopf stellen.
Meine Meinung
Ich hatte ein paar Startschwierigkeiten mit diesem Buch. Kurz zusammengefasst kam ich mit der Protagonistin und der Handlung nicht zurecht, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Ich habe eine ganze Woche gebraucht, um diese Erwartungen abzulegen und das anzuerkennen, was Tami Fischer mit diesem Buch gemacht hat. Und das ist eine Menge. Burning Bridges ist das perfekte Buch für den Herbst: Düster und Ernst, aber auch kuschelig und liebenswürdig.
Meine Ausgabe von Burning Bridges zählt für einen New Adult Romane sehr viele Klebezettel und angestrichene Zitate; es ist ein sehr dichtes Buch, das viele Themen vereint und anspricht. Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch eine Geschichte über eine junge Frau, die sich aus einer schlechten Beziehung befreien muss und ihr Leben umkrempeln. Ich war von diesem Aspekt immer wieder überrascht, weil ich das gar nicht erwartet habe, lernte ihn aber immer mehr zu schätzen. Ella ist zu beiden Teilen wahnsinnig greifbar und „relatable“, und dann wieder naiv und irgendwie klischeebehaftet. Sie wird nie meine liebste Protagonistin sein, weil sie einige Charakterzüge hat, die ich gar nicht mag, allerdings hat sie gut zu Chester gepasst und dem Buch die nötige Wohlfühl-Note verpasst.
Was mich an Ella Johns gestört hat, waren Dinge wie, dass sie immer kreischte – anstatt zu schreien, fauchen oder brüllen – was in meinem Kopf immer noch eine negative Konnotation in Richtung „hysterisches Weibsstück“ hat. Sie ist auf eine Weise naiv, die ich heute für unrealistisch halte; kennt das Einmaleins der Clubregeln nicht und ist wahnsinnig schreckhaft. Gleichzeitig ist sie auch sehr fürsorglich, etwas irre und sehr witzig. Ihr Humor ist selbstironisch und trocken, hier wurden ein paar geniale Vergleiche angestellt, die mich immer noch zum grinsen bringen. Auch die Beziehung zu ihrer Familie und Freunden war toll, ich finde es super, dass hier in so positives Bild gezeigt wird, das auch dadurch unterstrichen wird, dass Ella aktiv daran arbeitet, ihre Beziehungen zu pflegen. Der Teil wo ich mit Ella nicht mehr zurecht gekommen bin, ist auch der Teil, als sich der Ton des Buches geändert hat, als klar wurde, worauf die Handlung hinaus läuft und was für eine düstere Welt Tami Fischer geschaffen hat. Ella Johns ist für diese Welt einfach nicht geschaffen und ihre Sturheit, das einzusehen und Selbstüberschätzung, haben mich fast irre gemacht. Dennoch war es gut konzipiert, da Ella daran arbeitet, sich nicht mehr von einem Mann dominieren zu lassen, wie es ihr Ex-Freund getan hat. Ich habe bisher noch nicht davon gelesen, wie eine Figur sich aus einer schlechten Beziehung heraus kämpft, wie schwer es ist, einen Lebensstil abzulegen, den man so lange führte. Ella merkt erst nach Beenden der Beziehung zu Jason, wie sehr sie sich für ihn verbogen hat.
Es war bestürzend, wie schnell ich dazu neigte, in alte Muster zu verfallen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, je einen Streit mit Jason gehabt zu haben, bei dem ich nicht am Ende die Schuld getragen hatte.
S. 324
Zu lesen, wie sie Stück für Stück gegen diese Gewohnheiten ankämpft, wie sie sie auch hemmen, als sie sich in Chester verliebt und Angst vor einer ähnlichen Beziehungsfalle bekommt, war toll und ehrlich. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen sich darin wiederfinden können.
Ich war vertraut mit Beziehungen, wie sie funktionierten, ich war daran gewöhnt und fühlte mich in ihnen sicher.
S. 259
Chester ist eine Figur, die ich von Anfang an mochte. Er ist grüblerisch und aufopferungsvoll, hält Menschen lieber auf Abstand, anstatt ihnen weh zu tun. Obwohl mehr als einmal seine Optik beschrieben wird – die ich auch sehr mochte – bleiben bei mir vor allem seine Charakterzüge hängen, mit welchem Respekt er Ella behandelt und wie gut die Chemie zwischen ihnen war. Ella und Chester ergänzen sich wunderbar, können einander Sicherheit außerhalb ihrer eigenen Welt geben.
Sobald wir uns berührten, schienen wir eine eigene, wortlose Sprache zu sprechen.
S. 198
Ich muss kurz den Schreibstil ansprechen. Er ist witzig und voller kreativer Vergleiche, aber er erschwerte es mir auch, ein Gefühl für Ellas Charakter zu bekommen. Obwohl aus Ellas Perspektive erzählt wird, ist es nicht geradeheraus geschrieben. Man muss ein bisschen zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, wie Ella sich gerade fühlt oder warum sie so gehandelt hat. Weil Ella und ich uns so unähnlich sind, fiel es mir lange Zeit schwer sie zu verstehen und einzuschätzen. Die anderen Figuren waren dagegen super gut beschrieben. Summer und Savannah habe ich immer nur bei den Namen durcheinander gebracht, der Rest ist wie eine kleine Armee an spannenden Figuren in meinem Kopf. Ein Teil dieser Figuren wird, denke ich, ein fester Bestandteil der düsteren Welt der Reihe sein, worauf ich mich schon sehr freue.
Die düstere Seite des Buches tritt immer mehr in den Vordergrund, je mehr Ella in Chesters Leben eindringt. Dieser Teil hat mich schon sehr an einen Krimi erinnert, es könnte auch gut in eine Folge Arrow passen, so ungewöhnlich und vertrackt ist es. Dabei hat Tami Fischer eine sehr spannende Welt erschaffen, die zwar düster und auch brutal ist, aber nach fairen Regeln funktioniert. Ich nehme mal an, dass dieser düstere Teil auch in den folgenden Reihen der Fletcher University-Reihe eine Rolle spielen wird, worauf ich nun doch richtig gespannt bin.
Fazit
Man muss sich auf dieses Buch einlassen. Auf seinen Ton, seine Klischees, seine Figuren, die etwas unrealistischen Szenarien. Burning Bridges ist für meinen Lesegeschmack ein ungewöhnliches Buch und etwas, dass ich schon lange nicht mehr im New Adult Bereich gelesen habe. Es ist allerdings unbestreitbar gut gemacht, es hat mich abgeholt und mitgerissen und ich freue mich schon sehr darauf Sinking Ships und Hiding Hurricanes (Große Liebe für dieses Cover!) zu lesen.
Bruning Bridges
Verlag: Knaur ・Seiten: 399 ・Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook, Hörbuch ・Preis: 12,99 (TB); 4,99 € (ePub); 14,99 € (Audio) ・Erscheinungstermin: 01. Oktober 2019 ・Link zu Thalia
Tina meint
Hallo Friederike,
wie oft du das Wort düster benutzt hast, zeigt eigentlich schon, dass ich mich irre. Mein erster Gedanke zur Reihe von Tami Fischer war „Oh, New Adult – College-Story, Badboy trifft unglückliches Mädchen….“, also ein Klischeedenken. Schlimm, dass man so ran geht, aber ich glaube, du spiegelst es gut wieder: Man hat eben sein Bild zu bestimmten Covern und Klappentexten.
Schön, dass du es aufgedröselt hast.
Liebe Grüße
Tina
Janika meint
Liebe Friederike,
es freut mich sehr, dass dir das Buch so sehr gefallen hat. Ich habe den Eindruck, dass dir wenige NA-Bücher gefallen. Dass dich eins überzeugt, freut mich daher umso mehr. Ich habe die Leseprobe von »Burning Bridges« regelrecht verschlungen, es mir aber noch nicht gekauft, weil ich erst noch ein paar andere SUB-Bücher lesen möchte. Eines Tages wird es aber definitiv gelesen 🙂
Alles Liebe
Janika