Ich habe dieses Buch im Oktober 2018 als Rezensionsexemplar angefragt, weil ich das Cover so schön fand und es auch recht vielversprechend klang. Ich hatte erst einige Wochen zuvor „Die Gefährten“ von J. R. R. Tolkien beendet und wollte etwas ähnlich fantastisches Lesen. Nach vielen Startschwierigkeiten habe ich mir eine gebrauchte Printausgabe des Buches gekauft, weil ich mit dem eBook absolut nicht voran kam. Nach dem Lesen bin ich froh, dass ich so wenig Geld für das Printbuch bezahlt habe und es ohne schlechtes Gewissen weiterverkaufen kann.
Darum gehts
Dafydd lebt als Weise im Palast von Güldenthal und soll zum Barde ausgebildet werden. Seine Freundschaft mit Prinzessin Livia bringt ihn allerdings in Schwierigkeiten, als eine Bedrohung eine würdigen Thronfolger fordert und der König Dafydd nicht in der Nähe seiner Tochter sehen möchte. Zusammen mit dem Barden Palatin wird Dafydd ausgeschickt, um sich ein Bild vom Zustand des Reiches zu machen, denn die lange zurückgezogenen Trolle scheinen sich wieder zu erheben und zu formieren. Auf dem Weg findet Dafydd allerdings einen Stein, der den Lauf der Geschichte verändern könnte.
Meine Meinung
Ich hatte viele Probleme mit diesem Buch. Wenn man es aufschlägt, fällt zuerst auf, dass es keine Kapitel gibt. Es wird einfach alles in einem Stück erzählt, was nach einer Weile nicht mehr so schlimm war, mir aber trotzdem einen Überblick und Anhaltspunkte über die Handlung verwehrt hat. Die Orientierung im Buch selber ist so sehr schwierig. Des weiteren wäre eine Karte des Reiches dringend nötig gewesen, um die Reise nachzuvollziehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein Plotloch mit der Zeit gibt, kann es aber ohne Karte nicht nachweisen. Und zur Orientierung wäre es natürlich auch gut. Abgesehen von der Handlung habe ich zudem noch ein Problem mit dem Schreibstil. Ich fand, dass der geschwollene, überdramatische und pathetische Stil nicht zu der eher flachen Handlung und Atmosphäre passte. Das Buch wurde konsequent mit einer nonchalanten Note erzählt und dazu passten viele Ausdrücke einfach nicht.
Als ich geschrieben habe, dass ich so etwas wie Der Herr der Ringe lesen wollte, hatte ich im Traum nicht daran gedacht, dass es sich hier um einen schwachen – und schwach verschleierten Abklatsch – ebenjenes Buches handeln würde. Das fängt bei Namen wie Erand’Or und Tiniriel an, geht weiter über die unsterbliche Gruppe an Zauberern, die alle nach Farben benannt sind und wo der böse Zauberer der Weiße ist, und endet bei der einfallslosen Handlung um den Steinträger und seine Gefährten. Diese bestehen passenderweise aus jeweils einem Repräsentanten der Völker dieser Welt: Ein Zwerg, der scheinbar aus Spaß sehr geschwollen spricht (Er klingt wie eine schlechte Shakespear-Übersetzung.), ein Halbelbe, der groß und blond und weise ist, eine Hexe, die schrullig, alt und hässlich ist, ein Gnom, der dauernd Hunger hat und nur Schwierigkeiten macht, der Steinträger selber und – wahrscheinlich aufgrund der Frauenquote – das Mädchen, in den der Steinträger verliebt ist. Auch wurde sich wenig Mühe gegeben weitere Parallelen aus anderen Mythologien oder geschichtlichen Hintergründen zu verbergen. Je mehr ich über die Welt dieses Buches erfuhr, desto eher verknüpfte ich damit Dinge aus anderen Büchern oder Geschichte, anstatt etwas eigenes hinzuzufügen.
Das Einzige, dass dieses Buch noch schlechter machen konnte, war die Nutzlosigkeit der Frauen. Bis kurz vor dem Ende waren alle Frauenfiguren (Drei an der Zahl), entweder schön und hilflos, ein Loveinterest und damit Plotdevice, oder verschroben und hässlich. Der Richtigkeit halber muss ich aber zugeben, dass zumindest die Prinzessin zum Ende hin einen kleinen Nutzen hatte.
Aber zurück zur Handlung. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor es sich sehr einfach gemacht hat. 50 % der Handlung bestehen aus Reisen. Es geht mal hierhin, mal dahin und immer liest man vom Wandern und Erschöpfung und dem großen Hunger des Gnoms. Actionreiche Szenen, wie bei einer Flucht oder Kampf, gab es so gut wie gar nicht, es wurde einfach zur nächsten Szene gesprungen, wo alles schon wieder in Butter war. Die Hälfte des Buches war ich gelangweilt. Ebenfalls wurden wichtige Dinge nicht erklärt, wie beispielsweise die Prophezeiung des magischen Steins. Es gibt keine. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser „Der prophezeite magische Stein“ heißen sollte, denn abgesehen davon, dass der Stein auftaucht und einen Träger wählt, wird in die Richtung nichts weiter erklärt: Wozu er da ist; ob etwas prophezeit wurde; was den Träger erwartet. Nada. Am Ende hat der Stein nicht mal eine große Rolle im Kampf gegen das Böse gespielt. Das einzige, was der Stein kann, ist schlechte Lieder in den Kopf seines Träger pflanzen, womit dieser sich aus Situationen retten kann. Dass der Träger immer wieder vergisst, dass ihn ein einfaches Liedchen aus so ziemlich allem retten kann, ist ja wohl klar. Wäre auch zu einfach. Gesungen wird deswegen auch sehr wenig. Manchmal gibt es nicht einmal einen Text zum lesen. Ob der Bösewicht am Ende übrigens besiegt wurde, wird auch nicht verraten. Der Held rettet sich aus seiner Situation und plötzlich sind alle Bösen weg. Wo sie hin sind kann man sich offenbar selber ausdenken.
Ach, und alles ist natürlich witzig. Der Humor des Buches ist ermüdend gewesen, weil er dauernd auf der Dummheit der Figuren basierte und keine ernsten Situationen aufkommen lies. Es war frustrierend vom saloppen Gelaber der Hexe zu lesen, die wichtige Details immer vergaß und dabei mit Phrasen um sich warf, die nicht zum mittelalterlichen Setting gepasst haben. Dinge wie „quadratisch, praktisch, gut“ bringe ich eher mit Rittersport-Schokolade in Verbindung, als mit einem Zwerg. Die Figuren bleiben erstaunlich flach, dafür, dass sie 400 Seiten Zeit haben, sich zu entwickeln. Die Motive des Bösewichts sind schwach und stereotypisch (mehr Macht!) und das Potential, dass er mit seinen Rubinaugen (Ich rede von echten Steinen, offenbar hat er seine Augen durch Rubine ersetzt, steht da wirklich so.) und technischen Gerätschaften hat, wird einfach nicht ausgeschöpft. Diese technischen Geräte tauchen auch erst auf den letzten 50 Seiten plötzlich auf, vorher war es eine Welt mit Fackeln und Kronleuchtern und plötzlich soll es da dampfbetriebene Kampfmaschinen geben.
Schlussendlich bin ich vom Weltenbau mehr als enttäuscht, die Handlung war zum einschlafen und die Figuren eine Ansammlung an Stereotypen und Klischees. Eventuell kann man das Buch zum Einstieg in das Genre High Fantasy empfehlen, aber die Messlatte für Komplexität liegt sehr niedrig, so dass es nicht wirklich auf bekanntere Größen des Genres vorbereiten kann.
Die Prophezeiung des magischen Steins
Verlag: Thienemann | Seiten: 398 | Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook | Preis: 15,00 € (TB); 11,99 € (ePub) | Erscheinungstermin: 17. August 2018 | Link zur Verlagsseite
*Danke an NetGalley und den Verlag für die Bereitstellung eines digitalen Rezensionsexemplares.
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