Weihnachten ist zwar offiziell vorbei, aber irgendwie kam die Stimmung jetzt erst bei mir an. Über die Feiertage habe ich ziemlich viele Bücher queerbeet gelesen und habe es endlich geschafft, dieses Buch nach 3 Monaten und 6 Tagen ^^‘ zu beenden. Wer also noch ein bisschen Leftover Christmas haben will, der sollte dran bleiben.
Darum gehts
Cassie beginnt ihre Weihnachtspause damit sich von ihrem pedantischen Freund zu trennen, während Jason sein Vorsprechen etwas über-enthusiastisch in den Sand setzt. Als die beiden sich dann bei einem Kartenausverkauf kennenlernen, entbrennt zwischen ihnen eine theatralischer Showeinlage, wer die Karte eher verdient hat. Dennoch sorgt ihre beiderseitige Leidenschaft für das Theater dafür, dass sie die letzten Tage bis Weihnachten in London gemeinsam verbringen und dabei eine experimentelle Theatervorstellung nach der anderen besuchen.
Meine Meinung
Dieses Buch war eigentlich wie für mich gemacht. In meiner Schulzeit habe ich selber gerne Theater gespielt, weswegen ich Cassies und Jasons Leidenschaft wunderbar nachvollziehen konnte und mit ihnen gemeinsam die manchmal schlechten, manchmal merkwürdigen Aufführungen in London genießen konnte. Der Schauplatz London ist sowieso ein kleiner Weihnachtstraum, den ich mir gerne mal erfüllen würde, die Stadt ist an sich ja schon magisch, aber zu Weihnachten die dekorierten Schaufenster und Plätze zu besuchen und eventuell sogar ins Theater zu gehen, klingt wirklich wunderbar. Von den Randpunkten klang es also wie das perfekte Buch für mich. Warum genau habe ich dann so lange dafür gebraucht?
Ich weiß zwar nicht, ob es realistisch ist, sich ein ganzes Leben lang jeden Tag ein Theaterstück anzusehen, aber es klingt ziemlich verlockend.
Ein bisschen würde ich das gerne auf den Kindle schieben. So sehr ich meinen eReader auch liebe, so wenig habe ich manchmal ein Gefühl dafür, wie viel ich schon gelesen habe. (Ich bin einer dieser Menschen, die den Lesefortschritt gerne ausblenden, weil das so viel Druck ausübt.) Zusätzlich hatte ich das Gefühl, dass die Gespräche von Cassie und Jason sich ein bisschen im Kreis gedreht haben, außerdem sehen ihre Tagesabläufe in London auch recht gleich aus, was das Buch zusätzlich etwas gestreckt hat. Erzählt wurde immer Abwechselnd von Cassie und Jason aus der Ich-Perspektive, Absätze wurden durch Zeitstempel getrennt, sodass man als Leser einen guten Überblick hat, wie viel Zeit bereits verstrichen ist. Das hat mich leider aber immer etwas aus dem Lesefluss gerissen, da die ständigen Zeitangaben dafür sorgten, dass ich zurückrechnen wollte, wie viel Zeit vergangen ist, oftmals aber vergessen hatte, was im Abschnitt zuvor für eine Zeit angegeben worden war.
Cassie hat gerade ihr Psychologiestudium in den Sand gesetzt und befindet sich zu Beginn des Buches in der unangenehmen Situation ihrem kontrollsüchtigen Freund vor ihrer Abreise nach Ghana zu sagen, dass sie sich von ihm trennen will. Dazu kommt, dass sie sich vor der Heimkehr zu ihren Eltern fürchtet, weil ihre Mutter ihr sowieso nur „Ich habs dir ja gesagt“ sagen wird, da sie Cassie für die geborene Schauspielerin hält und ein Studium für verschwendet. Nach einem großen Erfolg als Kinderstar in einem Weihnachtsfilm kann Cassie diese Rolle nicht mehr abschütteln und betrachtet diese zunehmend mit Abscheu. Gerade an Weihnachten wird sie auf der Straße andauernd erkannt und bekommt von Passanten und Fans immer wieder Zitate aus dem Film hinterher geworfen. Genervt davon, dass ständig alle besser zu wissen glauben, was sie in Zukunft machen soll, hat sie rebelliert und studiert, nur um zu der Erkenntnis zu kommen, dass sie tatsächlich in etwas gut ist, das sie nicht mag.
Es ist mir nicht egal, wie dünnhäutig es macht, wenn fremde Leute denken, dass sie dich kennen, obwohl man sie noch nie gesehen hat.
Jason versucht sich den Ansprüchen seiner Familie zu entziehen und würde sein Jurastudium gerne gegen Schauspiel eintauschen. Eine Einladung zu einem Schauspielkurs in London erscheint ihm als die perfekte Idee um seine Eltern zu überzeugen. Blöd nur, dass die Jury von seiner Vorstellung wenig begeistert zu sein schien und er jetzt in London festsitzt, ohne Plan B. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit Cassie, weil seine Begeisterung für Improvisation mit ihm durchgegangen ist, beschließen sie gemeinsam das Meiste aus dem weihnachtlichen London heraus zu holen und so viele Vorstellungen wie möglich zu besuchen.
Ich mochte die kulturelle Vielfalt die damit gezeigt wurde, Schauplätze wie das Globe Theater habe ich selber schon besucht und konnte den Beschreibungen dadurch sehr gut folgen. Allerdings schleichen Cassie und Jason bei den wichtigen Gesprächsthemen eben um dieselben drei Themen herum: Wie gestehe ich meinen Eltern, dass ich etwas anderes will, als sie? Mögen wir uns jetzt eigentlich, obwohl wir gerade genug von romantischen Beziehungen haben? Wer bin ich und wer will ich sein? So rekursiv ihre Unterhaltungen dadurch nach einer Weile auch wurden, so sehr gewährte es einen tieferen Einblick in die Themen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet waren die Figuren sehr schön ausgearbeitet, ich konnte den Gedanken gut folgen und habe sie gut genug gekannt, um ihr Hadern zu verstehen.
Ich weiß nicht genau, was bei diesem Buch für mich nicht gepasst hat, alles was ich zu bemängeln habe, sind eher Kleinigkeiten, aber dennoch schwebt da diese Lesezeit von 3 Monaten über dem Buch. Aber an sich ist es eine süße und weihnachtliche Geschichte, die keine falschen Illusionen zaubert und dennoch eine wunderbare Flucht aus dem schneelosen Alltag darstellen kann. Ich hoffe, ihr hattet ein tolles Weihnachtsfest!
übersetzt von: Franka Reinhart • Verlag: cbi • Seiten: 321 • Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook • Preis: 13€ (TB); 9,99€ (ePub) • Erscheinungstermin: 1. Oktober 2018 • Neugierig?
Janika meint
Liebe Friederike,
wie immer eine schöne anschauliche Rezension, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, dafür aber seinen Vorgänger »Kiss me in Paris«. Für mich gab es in dem Buch leider gar keine Weihnachtsstimmung und viel zu viel Drama… Ich bin mir deswegen irgendwie unsicher, ob ich »Kiss me in London« beginnen soll oder nicht. Einerseits hätte ich Lust, andererseits hatte ich an »Kiss me in Paris« doch ziemlich viel auszusetzen und auf ein weiteres Teenager-Drama habe ich keine große Lust.
Es freut mich, dass du das Buch noch dieses Jahr beenden konntest!
Komm gut ins neue Jahr, meine Liebe 🙂
Janika
Friederike meint
Liebe Janika,
Ich habe Kiss me in Paris nicht gelesen, fand aber Kiss me in London nicht wirklich kindisch und dramatisch nur in einem Maß, wie ich es erwartet hatte. Cassie und Jason sind recht gut dabei, die Kurve zu kriegen, wenn sie sich in etwas verrennen und unterstützen sich gegenseitig bei ihren Problemen. Ja, etwas dramatisch wurde es am Ende, aber da Cassie aus einem Grund gehandelt hat, den ich gut nachvollziehen kann, fand ich es wenig übertrieben.
Ich weiß nicht so ganz, ob das dir jetzt helfen konnte, auf jeden Fall hat es mich weniger genervt, also so einige andere Jugendromane.
Alles Liebe,
Friederike.
P.S. Bin gut ins neue Jahr gekommen, ich bin jetzt nur seeeehr müde.