Die Känguru Chroniken hat mir damals (2014) meine beste Freundin gezeigt. Im Urlaub haben wir das Hörbuch rauf und runter gehört und auch heute noch können wir uns manche Insider deswegen zuwerfen. Ich gebe zu, dass ich manche Stellen in diesen Werken recht trocken finde und den politischen Feinheiten nicht ganz folgen kann. Ich vergesse immer wieder was wichtige Schlüsselwörter wie Kommunismus bedeuten. (Dasselbe habe ich übrigens mit chemischen Begriffen, mein Gehirn filtert das gerne ganz schnell wieder aus dem Gedächtnis.)
Dass es nun einen neuen Teil zu den Abenteuern des Kängurus und des Kleinkünstlers gibt, fand ich toll und habe mich vom Hype total mitreißen lassen.
Darum gehts
Nichts. Alles. Wie immer erzählt Marc-Uwe in kurzen Kapiteln, die nicht immer aufeinander aufbauen oder verknüpft sind. Apokryphen sind Texte, die es nicht ins Gesamtwerk geschafft haben, als Leser bekommt man also Bonus-Szenen. Kreuz und quer durch Politik, Alltag und Gesellschaft erzählt Marc-Uwe Kling vom Leben mit dem Känguru.
Meine Meinung
„Häufig bereut man, nicht nach dem ‚Warum‘ gefragt zu haben“, sagt das Känguru, „aber ich glaube, noch häufiger bereut man, gefragt zu haben.“
Ich hatte bereits meinen Struggle mit einigen Passagen der Känguru-Werke erwähnt, das war auch hier wieder der Fall. Neben tollen Kapiteln über Alltagsdoofheit, Gesellschaftskritik und Popkultur, gibt es auch wieder ein paar politisch angepustete Szenen, die sehr trocken waren. Aufgrund der ganzen Begriffe, die durch die Luft geflogen sind, fand ich es schwer der Argumentation zu folgen und war eher genervt, als gespannt. Es mag zwar unverantwortlich klingen, aber ich kenne mich (noch) nicht mit den ganzen politischen Feinheiten und Partein dieses Landes aus und habe nur sehr dünne Erinnerungen an den politischen Werdegang. Diese Kapitel sind wirklich was für Interessierte, für Fans, die diese Bücher wegen ihrer Kritik lieben. Für den Otto-Normal-Leser könnte es anstrengend werden.
Der menschliche Körper besitzt also quasi einen automatischen Schutzmechanismus gegen Sterben aus Höflichkeit!
Die Kapitellänge ist mir beim Lesen auch das ein oder andere Mal auf die Füße gefallen. Dadurch, dass ich die Trilogie nur als Hörbuch kenne, konnte ich mir weniger ein Bild davon machen, wie lang oder kurz einzelne Episoden sind; beim lesen fällt das aber sehr viel mehr auf. Die wirklich kurzen Kapitel sorgten dafür, dass ich das Gefühl hatte kaum voran zu kommen, es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis ich die Hälfte erreicht hatte. Ich war öfter geneigt das Buch zur Seite zu legen, was wirklich Schade ist, vor allem, weil ich meistens nur eine Seit oder so vom nächsten Kapitel entfernt war. Außerdem kann ich nicht allzu viel von Marc-Uwe Klings Humor auf einmal lesen, er verliert für mich dann seine Wirkung. Wenn man aber täglich ein bis drei Kapitel liest, sollte es gut eingeteilt sein und jedes Kapitel macht Spaß.
„<Sozial, persönlich, dubios>? Nee. <Sozial, persönlich, defekt>? Nee. Sozial, persönlich, dafür.> Schön. Aber wofür denn?“ Das Känguru über den Wahlslogan der SPD.
Dieser neueste Teil der Känguru-Reihe ist etwas für Fans. Man kann zusammen mit dem Känguru lachen und dann auch wieder in die Abgründe unserer Gesellschaft entführt werden, wird angestoßen nachzudenken und Dinge zu überdenken und das alles mit einem tollen Humor.
Verlag: Ullstein • Seiten: 208 • Format: Taschenbuch, eBook, Hörbuch • Preis: 9,00€ (TB); 7,99€ (ePub); 10,29€ (Audio) • Erscheinungstermin: 12. Oktober 2018 • Neugierig?
*Vielen Dank an den Verlag und NetGalley für das Bereitstellen eines digitalen Rezensionsexemplares.
Jennifer meint
Hallo Frederike,
ich höre das Hörbuch auch gerade und muss sagen, dass ich auch ein wenig enttäuscht bin. Irgendwie fehlt mir da ein roter Faden, ein größerer Zusammenhang. Das fand ich bei den anderen Hörbüchern noch um einiges besser…
Na ja, ich bin erst bei CD 1, vielleicht entwickelt es sich ja noch, aber bisher finde ich es längst nicht so gut wie die Vorgänger…
Kann daher deine Kritik absolut nachvollziehen!
Viele Grüße
Jennifer
#Litnetzwerk (besser spät als nie)
Friederike meint
Liebe Jennifer,
ich freue mich, dass du mir auch noch so spät einen Kommentar dagelassen hast. (Ich hänge aber auch etwas hinterher.) Ich hoffe, dass du dennoch etwas Spaß mit dem Buch hast. Der rote Faden ist zwar nicht vorhanden, aber das war auch nicht der Anspruch der Veröffentlichung, denke ich. Man könnte aus Langeweile ja mal versuchen, die einzelnen Episoden in den Gesamtkontext der Reihe einzuordnen; aber nur, wenn einem wirklich langweilig ist.
Alles Liebe
Friederike.