Nachdem ich begeistert und völlig kopflos Diener der alten Macht beendet hatte, stand für mich fest, dass ich unbedingt die Weitseher-Chroniken lesen sollte. Denn darin nimmt die Geschichte von Fitz dem Bastard seinen Anfang und – Huihuihui, diese Geschichte sollte man gelesen haben!
Darum gehts
Als der junge Fitz in die Hände des Prinzen Veritas gegeben wird, verändert er den Lauf der Geschichte der sechs Provinzen stärker, als man es von einem Bastard erwarten würde. Allein durch seine Anwesenheit werden neue Entscheidungen getroffen, Allianzen überdacht und Intrigen geschmiedet. Fitz kommt an den Hof des Königs Listenreich und erfährt bald eine besondere Ausbildung, die nur ein Mitglied der Königsfamilie ohne Thronanspruch haben kann: Im Geheimen wird er in der Kunst der Meuchelmörder unterrichtet.
Meine Meinung
Dass ich diese Welt liebe, stand für mich seit dem Lesen der ersten Seite fest. Diese Reihe spricht einfach alle Themen und Dynamiken an, die ich in Büchern, Serien und Filmen liebe. Ein fantastischer Weltenbau, interessante und vielschichtige Figuren und die Frage nach Richtig und Falsch bestimmen die Handlung und das auf so großartige Weise, dass ich fieberhaft das Buch lesen musste.
Wie schon erwähnt nimmt in dieser Trilogie die Geschichte um Fitz und die sechs Provinzen ihren Anfang und auch, wenn ich durch Diener der alten Macht schon vom Ausgang wusste, hat mich das Buch dennoch überrascht. Es folgt den ersten 9 Jahren von Fitz‘ Leben und beobachtet seinen Werdegang am Hof des Königs der sechs Provinzen. Erzählt wird dadurch von Fitz, der die gesamte Trilogie in den Rahmen einer selbstverfassten Chronik packt. Somit beginnt jedes Kapitel mit einem Rückblick seinerseits, wo er Bräuche und Umstände erklärt und dem Leser so noch etwas Hintergrundwissen für das Kapitel mitgibt. Fitz will die Geschichte des Geschlechts der Weitseher aufschreiben und muss dabei auch notgedrungen über seine Rolle in den Verstrickungen der Familie schreiben.
… man muss nicht lieben, um von jemandem abhängig zu sein. – S. 78
Im Gegensatz zu der zweiten Trilogie – Das Erbe der Weitseher – ist Fitz in diesem Buch noch sehr jung, seine Geschichte beginnt als er ungefähr 6 Jahre alt ist und das Buch endet als er circa 15 ist. Dementsprechend ist der Schreibstil noch nicht so umfangreich, denn der Stil spiegelt Fitz Gedanken, seine Kombinationsgabe und Menschenverständnis wieder. Dennoch ist der Stil fantastisch, Robin Hobb kann einfach meisterhaft mit Wörtern umgehen und Zusammenhänge darstellen. Neben einem genialen Figurenaufgebot über Alt und Jung, Gebrechlich und Stark, Verschlagen und Aufrichtig ist der Schreibstil das wichtigste Element dieses Buches, denn mit ihm lebt und atmet die ganze Geschichte. Die Weisheiten, die in vielen Sätzen vermittelt werden, würde ich am liebsten auf meine Zimmerwände schreiben, so schön sind sie.
Wir waren beide Gefangene im Käfig der Einsamkeit, und wenn sich unsere Blicke an den Abenden trafen, schauten wir auf denjenigen, den wir jeweils dafür verantwortlich machten. – S. 68
Obwohl das Buch weitgehend von Fitz und seinem ungewollten Einfluss auf das Königreich erzählt, ist eine deutlich realere Bedrohung die roten Korsaren. Ein Piratenvolk, das die Küste überfällt und etwas unvorstellbar Schreckliches mit den Überlebenden ihrer Plünderungen anstellt. Die Gefahr der Entfremdeten wird in diesem Buch ganz schnell zur größten Bedrohung und Richtungsgeber der Handlung, denn eine weitere Allianz soll geschmiedet werden, um die Korsaren zu bekämpfen.
Die unsichtbaren Fäden, die uns Menschen verbinden, die sich zwischen Mutter und Kind spinnen, zwischen Mann und Frau und weiter, zu Verwandten und Nachbarn und zu allen Kreaturen, selbst zu den Fischen im Meer und den Vögeln am Himmel, waren durchtrennt worden, das feingeknüpfte Netz war zerstört. – S. 249
Als Kind der Weitseher und Bastard vereint Fitz außerdem zwei mächtige und seltene Fähigkeiten in sich. Einmal die „alte Macht“, die es ihm ermöglicht eine Verbrüderung mit bestimmten Tieren einzugehen und dann „die Gabe“, eine Fähigkeit die nur die Weitseher haben: Sie können in die Köpfe anderer eindringen und ihnen etwas vorgaukeln oder Befehle geben, denen sie sich nicht wiedersetzen können. Dank Fitz einzigartiger Abstammung verschränken diese Fähigkeiten sich in ihm und er kämpft das ganze Buch damit die eine Fähigkeit zu unterdrücken und die andere zu schulen.
Warum also solltet ihr dieses Buch nun lesen wollen? Wenn ihr High Fantasy liebt und detaillierte Welten, wenn ihr Aufopferung und Pflichtgefühl in Figuren liebt und euch gerne das Herz zertrampeln lasst, dann ist Die Gabe der Könige ein Buch für euch.
übersetzt von: Eva Bauche-Eppers • Verlag: penhaligon • Seiten: 603 • Format: Taschenbuch mit Klappenbroschur, eBook • Preis: 15,00€ (TB); 9,99€ (ePub) • Erscheinungstermin: 28. August 2017 • Neugierig?
Yvonne meint
Hi,
ich habe mir den ersten Band vor ein paar Tagen gekauft und bin schon sehr gespannt auf die Geschichte. Deine Rezension klingt wunderbar!
Liebe Grüße,
Yvonne
Friederike meint
Liebe Yvonne,
es freut mich sehr, dass meine Rezension dir gefällt, ich finde es allgemein großartig, wie viele Leser*innen sich für diese Reihe zu begeistern scheinen. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß beim lesen!
Alles Liebe
Friederike.
Stella meint
Hey Friederike,
ich habe soeben deinen schönen Blog für mich entdeckt und Robin Hobb auf der Startseite gesehen. Da musste ich direkt mal nach weiteren Rezensionen suchen und siehe da: Ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe 🙂 Das wird nämlich mein erstes Buch von Robin Hobb, bzw die ganze Reihe, da ich mich die Hörbücher kürzlich erreicht haben. Und deine Meinung dazu hat mich ganz neugierig gestimmt. Ich hoffe ich komme schon bald dazu. Es klingt einfach nach einem tollen Abenteuer.
Toller Beitrag.
Liebste Grüße, Stella
Friederike meint
Hi!
das freute mich riesig, dass du meinen Blog magst, so richtig breites-Grinsen-im-Gesicht-riesig. Und Robin Hobb ist eine großartige Autorin, ich finde es toll, dass ihr in Deutschland eine zweite Chance mit Penhaligon gegeben wurde. (Ihre Bücher wurden schon mal von Heyne verlegt, hatten da aber wohl nicht viel Erfolg.) Ich habe tatsächlich ein bisschen in das Hörbuch von „Die Gabe der Könige“ rein gehört und mochte es sehr. Normalerweise habe ich große Probleme mit Hörbuchsprechern, aber hier fand ich es wirklich toll. Ich hoffe, du hast Spaß an den Hörbüchern und bin schon gespannt, wie es dir gefällt.
Alles Liebe und fröhliches Hören!
Friederike.
Janika meint
Liebe Friederike,
wie immer hast du eine schöne Rezension geschrieben, die mein Interesse geweckt hat. Ich liebe High Fantasy, vor allem wenn sie so gut durchdacht und tiefgängig ist. Das Buch ist nun direkt auf meiner Wunschliste gelandet. Ich habe schon so viel Gutes von den Büchern von Robin Hobb gehört und immer noch kein einziges gelesen! Das sollte sich spätestens im nächsten Jahr ändern, denke ich.
Alles Liebe, Janika
Friederike meint
Liebe Janika,
das freut mich sehr. (Ziel erreicht!) 😀 Ich finde sogar, dass es ein gutes Buch für Throne of Glass Fans ist, ich liebe es aus denselben Gründen. Es ist natürlich erwachsener, aber Fitz ist einfach mega sympathisch und die Figuren alle sehr spannend. Tatsächlich hatte ich von Robin Hobb nur wenig gehört und sie irgendwie in dieselbe Schublade wie George R. R. Martin gesteckt, und – obwohl das irgendwo auch passt – schreibt sie finde ich, viel besser und greifbarer als Martin, aber nicht weniger komplex. Und eine Zeit lang bin ich davon ausgegangen, dass sie ein Mann ist, weil Robin … ^^‘
Wenn du es dann liest, wünsche ich dir ganz viel Spaß und würde mich freuen, wenn du mir schreibst, wie es dir gefällt.
Alles Liebe,
Friederike