Vor kurzem habe ich auf Romantastisch in einem Beitrag über das Thema „Klassiker lesen“ gesehen und da ich aktuell die Jane Austen Romane lese, dachte ich mir, dass ich mich dazu auch mal äußern könnte.
Warum überhaupt?
Aus Interesse. Ich will wissen, was an diesen Büchern so besonders ist, dass sie Jahrhunderte überstanden haben und zudem noch Jedermann ein Begriff sind. Denn irgendwie klingen die Inhaltsangaben schon ziemlich banal, sowas schreibt doch heute jeder zweite. Außerdem studiere ich Literatur, da ist so ein bisschen Hintergrundwissen durchaus angebracht.
Wie ist es?
Da ich bisher nur Jane Austen gelesen habe, ist meine Bewertung noch ein wenig einseitig, aber mir gefällt es sehr bisher. Stolz & Vorurteil habe ich bereits mit 15 schon einmal gelesen gehabt – kann ich nicht empfehlen – und jetzt – 6 Jahre später! – verstehe ich langsam, warum diese Autorin solange in aller Munde war. Ihre Figuren sind komplex, fehlerhaft und an die Gesellschaft ihrer Zeit gebunden. Ihre Beschreibungen eben dieser Gesellschaft sind wahnsinnig faszinierend und detailiert, es ist, als würde man eine Zeitreise machen. Für mich ist das attraktivste an den Bücher definitiv der Schreibstil. Ja, es sind viele Schachtelsätze; ja, manchmal muss man einen Absatz zweimal lesen. Viele mögen argumentieren, dass er unglaublich kompliziert und langatmig ist, aber ich lese sowas total gerne. Ich finde es super spannend heraus zu finden, mit welcher Betonung ich einen bestimmten Teilsatz lesen muss, damit das Gesamtbild Sinn ergibt. Das mag nerdig und langweilig klingen, aber das ist es, was ich an Sprache so schätze. Verschieden Bedeutungen, ein Rätsel im Satz versteckt, dass nur durch eine bestimmte Kombination von Wörtern zum Vorschein kommt. (Jaaa, mega nerdig.) Ich hatte schon in der Schule Spaß daran solche Sätze zu entschlüsseln und ich fühle mich auch intellektuell gefordert, wenn ich die Austen Romane lese. Sowas wird heute einfach nicht mehr geschrieben, die Stile sind jetzt eher kurz und prägnant, mehr etwas für Zwischendurch. Hier hingegen muss man die ganze Zeit konzentriert sein, abschweifen geht nicht, denn dann verpasst man automatisch etwas Wichtiges. Das klingt vielleicht ein wenig nach Folter, aber gerade außerhalb meiner Vorlesungen habe ich gerne ein bisschen Gedankensport. Ich brauche ihn auch, sonst rostet mir das Gehirn ein.
Auch wenn die Handlungen sich um das gesellschaftliche Leben der weiblichen Hautpfiguren drehen und deren größter Zweck die Verheiratung zu sein scheint, finde ich es total interessant. Es ist spannend zu sehen, wie sie allein mit Gesten oder einer bestimmten Wortwahl Meinungen vermitteln kann und was teilweise alles hinter den Konversationen steckt. Es ist ein Seiltanz der Höflichkeit und Jane Austens Figuren sind die Meister im höflichen Beleidigen. Ich habe bisher Stolz & Vorurteil und Verstand & Gefühl gelesen und möchte unbedingt mit Anne Elliot weitermachen. Allgemein sind diese Bücher nämlich super um Fernweh zu verursachen. Da ich letzten Herbst in Dorset war (Wo Jane Austen teilweise gelebt und geschrieben hat.) sind die Beschreibungen von der Landschaft und den Sitten für mich noch realer, als ohnehin schon. Anne Elliot zum Beispiel spielt in Bath, wo Austen auch einen Teil ihrer Zeit verbracht hat und Bath ist eine wirklich schöne Stadt. Wenn ihr einen Eindruck davon bekommen wollt schaut euch unbedingt den Instagram-Account von @visitbath und @the_valerigomez an, sehr stimmungsvolle Bilder und coole Ecken.
Mein kleines England-Fangirl kommt mit den Austen-Romanen zumindest voll auf seine Kosten und ich kann die Bücher nur empfehlen. Habt ihr schon Berührungen mit den großen Klassikern gehabt? Wie hat es euch gefallen?
Kerstin meint
Hallo Frizzi,
Ich liebe die Bücher von Jane Austern und ich kann alles, was du geschrieben hast, unterschreiben. Ich mag die langen Schachtelsätze und das sie zum Nachdenken anregen.
An Klassikern versuche ich mich immer wieder, seien es englische, französische, deutsche oder russische. Alle haben einen unterschiedlichen Stil. Aber lange Schachtelsätze sind mir bisher bei allen begegnet egal ob Austern, Dickens, Dumas, Mann oder Tolstoi.
Liebe Grüße
Kerstin
Friederike (Buch & Gewitter) meint
Hallo Kerstin,
Ich habe bisher noch keine weiteren Ausflüge in die Klassiker-Welt unternehmen können, aber es klingt auf jeden Fall spannend, was du da an Erfahrung gesammelt hast. Du liest sie sogar in anderen Sprachen? Da würde ich ja schon an Französisch scheitern. Dickens und Dumas stehen auch schon lange auf meiner Want to Read Liste, ob ich Tolstoi mal lesen werde, weiß ich noch nicht. Von Ana Karenina bin ich nämlich ziemlich eingeschüchtert.
Ich freue mich total, dass du auch so ein Schachtel-Satz-Freund bist, dann bin ich nicht alleine. Yippie!
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, ich habe mich sehr gefreut.
Alles Liebe, Frizzi.
Isabell meint
Hey 🙂
Was für ein schöner Beitrag. Ich habe mich selber ja ein wenig in ihm verloren und konnte gar nicht mehr aufhören, deinen Worten zu folgen.
Ich selber bin ja gerade erst selber in meinem zweiten Semester meines Anglistik/Amerikanistik Studiums und ich freue mich schon so dadrauf, auch einige Klassiker zu lesen. Von Jane Austen habe ich bisher nur ihre unvollständigen Werke gelesen (Lady Susan, The Watsons, Sanditon) und dort hat mir ihr Schreibstil schon sehr gut gefallen. Von Jane Austen will ich definitiv noch eine Menge mehr lesen, aber auch andere Klassiker würde ich bald sehr gerne lesen. Ganz vorne mit dabei ist The Picture of Dorian Gray. Das hat es mir schon seit Jahren angetan und ich hoffe, dass ich es bald mal lesen kann.
Liebe Grüße
Isabell
Friederike (Buch & Gewitter) meint
Hi Isabell,
ich grinse gerade ganz breit, weil du a) den Beitrag magst und b) kommentiert hast. Mein Blog ist erst vor wenigen Tagen umgezogen und ich hatte gar nicht so schnell mit neuen Lesern, geschweige denn Kommentaren gerechnet. Anglistik habe ich selber für 2 Semester studiert und habe es teilweise sehr geliebt; ich hatte ein tolles Seminar wo ich wirklich Bücher diskutieren konnte, das hat mega Spaß gemacht. „Lady Susan“ steht auch noch auf meiner Leseliste, aber aktuell versinke ich so in Uni, dass ich kaum dazu komme, etwas anderes als Gute-Nacht-Lektüre zu lesen. „The Picture of Dorian Gray“ habe ich tatsächlich auch schon mal angefangen, kam aber nicht weit, was ich auf mein Alter schiebe. Für manche Bücher ist man eben doch zu jung. Wenn du es gelesen hast, können wir ja gerne mal darüber reden, ich liebe sowas nämlich total.
Alles Liebe und vielen Dank für deinen netten Kommentar,
Frizzi.