Gehypte Bücher sind immer ein wenig mit Vorsicht zu genießen. Zumindest sehe ich das so. Colleen Hoover zum Beispiel kann mich gar nicht überzeugen, genauso wenig wie es Anna Todd kann. Dieses Jahr hat nun endlich Zenith von Sasha Alsberg und Lindsay Cummings das Licht der Buchwelt erblickt. Dieses Buch wurde so oft promoted und angeteasert, dass es einem zu den Ohren raus kam. Aber andererseits kann ich auch verstehen, warum Sasha es so übertrieben hat. Sie war stolz und konnte der Welt beweisen, dass sie auch ohne Collegeabschluss und mit Dyslexie ein Buch schreiben kann.
Ich muss euch vorwarnen – Ich bin großer Fan von Sasha. Nicht alles was sie sagt, tut oder liest gefällt auch mir; aber ich mag ihre Einstellung und Optimismus. Sie hat mich dazu gebracht Englisch zu lernen und mehr Bücher zu lesen und hat somit einen wesentlichen Teil meines Lebens beeinflusst. Deswegen bin ich sicherlich nicht die kritischste Person, um Zenith zu rezensieren. Meine Meinung ist also wesentlich beeinflusst, da ich es Sasha und Lindsay gönne einen New York Times Bestseller geschrieben zu haben. DAS ist allerdings kein Beweis für die Qualität des Buches. (Nur so nebenbei.)
Da Englisch nicht meine Muttersprache ist, habe ich natürlich, was den Schreibstil angeht, nicht wirklich etwas bemerkt. Deswegen werde ich dazu auch keine Meinung abgeben. Ich habe das Buch verstanden und konnte es gut lesen.
Darum gehts
Andi und die Besatzung der Marauder sind Experten im Weglaufen. Jede von ihnen möchte etwas vergessen und dafür arbeiten sie hart. In einer Galaxie, in der sie keinen Platz haben, schaffen sie sich einen als Piraten und Söldner. Bis sie dann plötzlich in der Falle sitzen und Andis Vergangenheit ihr die Pistole auf die Brust setzt. Einen letzten Job sollen sie erledigen, dann würden sie alle von ihrer Vergangenheit befreit werden. Doch nicht alles scheint so einfach zu sein, wie man sie glauben machen möchte und Andi und ihre Crew müssen sich durch ein Netz von Intrigen navigieren, ohne dabei einen Krieg loszutreten.
Meine Meinung
In meiner Goodreads-Review habe ich es schon gesagt und das werde ich auch hier tun. Ich mochte dieses Buch, mag es immer noch. Ich hatte Spaß beim lesen, war gespannt, was diese beiden Frauen produziert hatten und habe extra vorher keine Rezensionen gelesen oder angeschaut. Ich bin absolut unvorbereitet in dieses Buch rein und ich denke, das hat mir sehr geholfen. Denn viele Leser waren enttäuscht. Und an manchen Stellen kann ich das auch nachvollziehen.
Mir hat an Zenith die Reise durch die Mirabel-Galaxy gefallen. Dass man als Leser so viele unterschiedliche Planten besuchen konnte, so viele unterschiedliche Figuren treffen konnte. Während des Lesens sind mir nur hin und wieder ein paar „Löcher“ aufgefallen. Tiere und Eigenschaften der Bewohner wurden nicht näher erklärt, aber da sie kaum eine Rolle spielten, war es für mich auch nicht wichtig. Für mich haben diese Erwähnungen wie der „Slang“ der Eingeborenen geklungen. Dinge, die man eben sagt, wenn man da lebt. Wenn man einen Dialekt nicht ganz versteht, lässt man – zumindest ich – sich ja auch nicht jedes Wort erklären. Deswegen war das in Zenith für mich okay. Diese kleinen Fehler haben sich nicht auf die Handlung ausgewirkt.
Die Figuren sind sicherlich nicht die Vielschichtigsten und auch nicht die Abwechslungsreichsten. Andi ist die Hauptfigur mit der ich mich wunderbar identifizieren konnte – nicht, dass ich gerne morde -, ich konnte ihre Wut verstehen und warum sie das Alter Ego der „Bloody Baroness“ angenommen hat. Andi wurde von ihrem Heimatplaneten verraten, wo sie doch im Glauben erzogen wurde, dass dort alles perfekt läuft und Fehler nicht passieren. Alle haben sich nach einer verheerenden Tat von ihr abgewandt, ohne zu fragen warum. Da würde jeder sauer werden und ich kann verstehen, warum Andi sich entschieden hat in manchen Momenten kalt und blutrünstig zu werden. Es ist ein wenig wie eine gespaltene Persönlichkeit, allerdings ist Andi sich vollends bewusst, was sie tut und ist immer noch fähig Reue zu fühlen. Einige haben diesen Kontrast bemängelt, ich allerdings finde ihn gut. Für mich war es schlüssig, dass Andi sich immer wieder an ihr Alter Ego geklammert und erinnert hat, denn so vergaß sie nie ihren Verlust und lernte Weitere zu vermeiden. Wie gesund dieses Verhalten ist, steht auf einem anderen Blatt.
Da das Buch von sechs verschiedenen Personen erzählt wird, gibt es natürlich bessere und weniger besser ausgearbeitete Figuren. Dex zum Beispiel, existiert irgendwie nur als das männliche „Love-Interest“ und ist, wie ein Booktuber ganz richtig gesagt hat, nicht mal interessant. Sein Hintergrund wird nicht genau erklärt, er hat keine wirklich tragende Rolle. Er existiert nur für die Liebesgeschichte – die übrigens nicht wirklich stattfindet, was ich wiederum sehr cool fand – und um Andi aus dem Konzept zu bringen. Ich kann keine Charaktereigenschaft von ihm benennen. Das ist zugegeben mies. Ich hoffe einfach, dass er im nächsten Band besser dargestellt wird. Gleichzeitig hat Dex‘ Nichtsein wiederum geholfen Andi kennenzulernen. Denn da man als Leser nichts über Dex weiß, war Andis Reaktion umso wichtiger und hat sie – zumindest für mich – greifbarer gemacht.
Die Crew besteht weiterhin aus Gilly und Breck, zwei Figuren die leider nicht wirklich wichtig sind, daher auch nicht weiter beschrieben werden. Ich hoffe auch hier, dass sich dies in Band 2 ändert, denn mit dem Ende wurden viele Möglichkeiten für die folgende Handlung eröffnet und ich hoffe, die Autoren machen was daraus.
Dann ist da noch Lira. Sie rennt ebenfalls vor ihrer Vergangenheit weg, aber weniger aus einem blutrünstigen Grund. Lira ist das Gegenstück zu Andi und die andere Konstante, die in dem Buch zum Thema „starke Freundschaft“ gebraucht wird. Sasha und Lindsay haben ihr Buch immer in einem Atemzug mit einer tollen, guten Freundschaft zwischen zwei weiblichen Figuren genannt. Ich finde, das haben sie gut umgesetzt. Andi und Lira – und auch Gilly und Breck – kümmern sich umeinander, vielleicht nicht immer auf die netteste Art und Weise, aber sie tun es und das erdet sie. Meine Freundschaften sehen ganz ähnlich aus.
Valen und Nor sind zwei Figuren, bei denen man ein vorgefertigtes Bild präsentiert bekommt und während des Lesens selber entscheiden muss, ob man dem zustimmt oder nicht. Sie sind beide Protagonisten und zwei sehr interessante Figuren, auch wenn Valen leider mit dem Statement „Vengeance will be mine“ ins Lächerliche gezogen wird.
Der Plot des Buches wird auch von allen Seiten bemängelt, denn die Mission, mit der das Buch promoted wurde, ist in der Tat sehr schnell vorbei gewesen. Ich war da auch recht überrascht und habe mich gefragt, was da jetzt noch kommen soll. Es wurden aber eben auch genug Hinweise gestreut, die die weitere Handlung rechtfertigen und mir hat es gefallen, überrascht zu werden.
Der große böse Plottwist war nicht ganz so groß und böse, wie ich gedacht hatte, eher ein wenig vorhersehbar, aber heutzutage gibt es weniges, das einen Leser noch überraschen kann.
Einige Rezensenten haben Trigger-Warnungen abgegeben. Ich weiß nicht so wirklich, was ich davon halten soll. Denn die umstrittene Szene (Sex zwischen zwei verfeindeten Parteien) ist schwierig einzuordnen. Das muss dann jeder Leser für sich selbst entscheiden.
Nachdem ich jetzt schon so viele negativen Punkte angesprochen habe, will ich ein paar Dinge nennen, die bisher unerwähnt geblieben sind und die mir gefallen haben. Die Mirabel-Galaxy lebt seit 15 Jahren in Frieden. Die Unified Systems haben einen Krieg gegen den sterbenden Planten Xen Pterra gewonnen und diesen Planeten, samt seines Systems, aus ihrer Vereinigung verdrängt. Das bedeutet für diesen Planten keine Hilfe, keinen Handel. Und seitdem haben sich die anderen Planten in Sicherheit gewogen. (Was man nie machen sollte, wie wir aus unzähligen Büchern wissen.) Dieser Krieg wird mit seinem Anfang nicht perfekt erklärt, ich frage mich jetzt noch, warum er überhaupt ausgebrochen ist. Aber was mir gefallen hat, ist, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischt wurden. Denn die Gewinner des Krieges waren ausgesprochen unfair und selbstverliebt, während die Verlierer einen gerechtfertigten Grund hatten. In diesem Krieg ist vieles falsch gelaufen und das mochte ich so. Ich fand es realistisch, dass es keine gute und böse Seite gab und das Andi und ihre Crew lernen mussten, dass ihre Welt nicht perfekt ist. Ich kann verstehen, warum der Bösewicht das tut, was er tut und dass das zu einem größeren Wohl passiert. Nicht alle Mittel, die der Bösewicht nutzt, sind toll oder nett oder gut und am Ende fühlte es sich dann wirklich nach „Bösewicht“ an. Aber das Bild das vermittelt wurde, die Botschaft hinter diesem Krieg fand ich toll. Zumindest, die Botschaft, die ich daraus gelesen habe.
Außerdem hatte ich Spaß daran, die Hinweise zu anderen Science-Fiction Büchern und Serien zu finden, die verteilt wurden. Dabei haben sie allerdings nichts geklaut, zumindest habe ich nichts gefunden. Es war mehr wie ein Zeichen der Wertschätzung. Ich hatte das Gefühl, die Autoren haben sich in ihrem Buch ausgetobt und alles, was sie an SciFi mögen in das Buch gesteckt. Ich finde, das ist nicht verwerflich und mir hat es gefallen.
Dann wurde in den Reviews die nichtexistente Diversity kritisiert. Das ist mir nicht wirklich aufgefallen, leider. Ja, hier wurden nur heterosexuelle Beziehungen gezeigt, aber das kann sich noch ändern. Ich finde, man kann ich einem Debüt nicht verlangen, alle Kritikpunkte abzuarbeiten, die unserer Meinung nach in Büchern angesprochen werden sollen. Es gab nicht wirklich eine Liebesgeschichte, es wurden nur Andeutungen gemacht und solange LGBTQ+ nicht negativ dargestellt wird, ist das für mich kein Problem.
Long story short: Ich hatte Spaß am lesen von Zenith, trotz der Fehler. Ich sehe diese Fehler und hoffe einfach, dass die Autoren daraus lernen.
Zenith: The Androma Saga
Verlag: Harlequin Teen • Seiten: 534 • Format: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, Taschenbuch, eBook • Preis: 17,99€ (GB); 8,99€ (TB); 5,99€ (ePub) • Erscheinungstermin: 16. Januar 2018 • Neugierig? Amazon.de
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