Ich habe entschieden meine „alte“ Rezension von meinem liebsten Iosivoni-Buch zu importieren. Was auch immer geschieht hat mich durch seine originelle Geschichte und ehrlichen Figuren überzeugt und dieses Buch möchte ich natürlich mit euch teilen. Ich kann es nur jedem ans Herz legen, der gerne New Adult liest und sich ein bisschen mehr als das ständige College-Gedudel wünscht.
Darum gehts
Kann man jemanden lieben, der etwas Unverzeihliches getan hat? Und kann man jemandem vergeben um Anderer willen? Callie Robertson ist mit ihrem Leben ganz zufrieden. Eigentlich. Wäre da nicht die verbockte Klausur in Biochemie am College und der ihr bevorstehende Sommer in ihrer Heimatstadt. Zur Abschlussfeier ihrer jüngeren Schwester kehrt sie zurück und sieht sich mit all den schönen und traurigen Dingen konfrontiert, die sie eigentlich nur vergessen wollte. Aber wie das mit Problemen so ist, wollen sie sich nicht vergessen lassen und kommen immer wieder, bis man ihnen entgegen tritt.
Meine Meinung
Diese Geschichte ist sehr viel mehr, als der typische New Adult Roman, den jede*r zweite Autor*in schreibt. Der Konflikt ist keine Ausrede, um die Eroberung anzustiften und es dreht sich nicht nur um Callie. In dieser Geschichte finden sich sowohl die typischen New Adult Elemente wie College, Love-Hate-Relationships und traurige Vergangenheit wider, aber eben auch eine wunderbar ausgearbeitete Familie mit all ihren Macken, eine ebenso liebenswerte wie nervige Kleinstadt und eine gute Portion Bodenständigkeit.
Die Ringe unter meinen Augen waren ein deutliches Symptom von zu wenig Kaffee. – S. 36
Im Mittelpunkt der Handlung steht Callie, eine junge, starke Frau aus Alabama, die Medizin (in Woodshill!) studiert und nach einiger Zeit wieder in ihr Elternhaus zurückkehrt. So schön das Wiedersehen mit ihrer jüngeren Schwester Holly und ihrer Stiefmutter Stella auch ist, wird es doch von dem Unglück, das vor vielen Jahren passiert ist, überschattet. Callies Vater wurde bei einem Autounfall getötet und der Fahrer war Callies Stiefbruder Keith. Keith, Stellas leiblicher Sohn ist seitdem aus dem Leben der drei Frauen verschwunden und wenn es nach Callie geht, kann das auch so bleiben. Nur sieht ihre kleine Schwester das anders und lädt ihn, als Teil der Familie, zu ihrer Abschlussfeier ein. Aber Callie weiß nichts davon, bis sie ihm Nachts im dunklen Hausflur mit dem Baseballschläger eins überzieht.
Dieses Meet-Cute ist nur einer der vielen tollen Momente zwischen Callie und Keith und spiegelt ihre Beziehung wunderbar wieder. Schon als Kinder – als ihr Vater noch lebte – konnten sie sich wunderbar kabbeln und zanken, bis Callie anfing Keith toll zu finden. Damals war es nicht mehr als eine einseitige Schwärmerei, aber nun, Jahre später scheint Keith mit seinen doppeldeutigen Blicken und scharfen Bemerkungen mehr wahrzunehmen, als früher. Und Callie will ihn nicht mögen, sie kann ihn nicht mögen, wenn er ihren Vater umgebracht hat. Denn das wäre doch Verrat, oder?
Nichts war in Ordnung. Mein Vater war tot, und ich tanzte mit dem Mann, der dafür verantwortlich war. – S. 76
Der große Knackpunkt ist die Frage ob man jemandem vergeben kann, auch wenn er etwas Schreckliches getan hat. Ob man jemandem verzeihen kann, um andere nicht zu verletzen. Und ob man jemanden lieben kann, der für so viel Leid verantwortlich ist. Damit müssen sich nicht nur die beiden Hauptpersonen auseinandersetzen, sondern auch ihr Umfeld und der Leser demzufolge gleich mit. Bianca Iosivoni hat einen wahnsinnig nachdenklichen und tiefgründigen Roman geschrieben und macht dieses Buch mit seinen schlauen Fragen zu etwas ganz Besonderem.
An diesem Buch hat mir alles gut gefallen. Und der Schreibstil ist dabei ein ganz wichtiger Faktor. Denn immerhin ist er die Stimme, die uns in die Geschichte entführt. Und das hat die Autorin meiner Meinung nach super gemeistert. Als Leser folgt man Callie und erlebt alles aus ihrer Perspektive, wodurch man nicht nur ihre Sicht der Dinge erlebt, sondern auch in denselben Schritten wie sie die Vergangenheit entwirrt. Es bleibt dadurch bis zum Schluss spannend, denn Callie hat eine temporären Amnesie, sie kann sich an Nichts bei dem Unfall erinnern, was ihr verschließt, was damals wirklich passiert ist.
Liebe war nie Teil des Plans gewesen. – S. 350
Abgesehen von den schweren philosophischen Fragen besticht Was auch immer geschieht eben auch wegen seiner tollen Charakterdynamiken: Callie & Keith können wunderbare Wortgefechte und Starrduelle führen, die Beziehung zwischen Callie und ihrer Schwester ist so, wie sie sein sollte: Kameradschaftlich, Beschützend mit der ein oder anderen Gilmore-Girls Kabbelei. Außerdem wird auch ein sehr positives Licht auf Patchwork-Familien geworfen, denn Stella ist als Stiefmutter große Klasse. Sie ist für Holly und Callie eine wunderbare Freundin und Ratgeberin geworden und erwartet es gar nicht, ihre Mutter zu ersetzen. Die Beziehungen sind alle so ehrlich und lebendig, dass ich mich richtig Zuhause gefühlt habe. Hier geht es eben um mehr, als nur eine Liebesgeschichte, es erzählt auch die Geschichte einer Familie, die nach einem schweren Schicksalsschlag langsam heilt und zusammenwächst, die sich gegenseitig unterstützt und schätzt.
Und hatte ich schon erwähnt, dass Keith von Bob Morley inspiriert ist? Aka Bellamy Blake aus „The 100“? Ich liebe ja diese Serie (Und mag die Bücher auch ganz gerne.) und Halleluja! Bianca Iosivoni hat den Charakter auf den Kopf getroffen. Falls ihr noch nicht wisst, von wem ich rede, hier ein Bild.
– Achtung! Friederike verfällt in einen temporären Fangirl-Modus. –
Konnte ich jemanden überzeugen? 😀
Verlag: LYX • Seiten: 408 • Format: Klappenbroschur, eBook • Preis: 10,00€ (TB); 8,99€ (ePub) • Erscheinungstermin: 11. November 2016 • Neugierig?
[…] Heilung nach meinem KoA Bookhangover. (Der hat so ungefähr ein bis zwei Tage gedauert. ) Ich habe meine Rezension vom letzten Jahr überarbeitet, schaut unbedingt mal vorbei! (Ich habe Gifs eingefügt. […]