
Ich habe im Herbst (22. Oktober 2024) meinen Bookstagram-Account offline genommen. Ich habe den Großteil meiner Postings archiviert, meine Highlights gelöscht und im Prinzip nur das online gelassen, wo ich meinen Support zugesagt habe (Rezensionsexemplare beispielsweise). Bis Ende des Jahres wollte ich in Online-Spaces nicht wahrgenommen werden, um in Ruhe zu überlegen, was ich mit dem Account machen will. Das war keine leichte Entscheidung und etwas über dass ich schon seit Anfang 2024 nachgedacht habe. Sie ist auch mit ein bisschen Wehmut und Schmerz verbunden, weil mir die Community über die Jahre so viel geben konnte, es eine Zeit lang mein Safe Space war und mir Bookstagram einige Türen geöffnet und Möglichkeiten beschert hat. Es ist nicht leicht die Arbeit und Errungenschaften von fast 7 Jahren Social Media loszulassen.
Dennoch denke ich, dass es aktuell die einzig mögliche Entscheidung für mich ist. Auf Instagram habe ich öfter und offener darüber geredet, dass ich eine Depression und eine Angststörung habe, als ich das hier getan habe; dennoch beeinflusst meine mentale Gesundheit meinen Umgang mit Social Media stark und anders herum ebenso – Social Media hat einen starken Effekt auf meine mentale Gesundheit. Ich war deswegen schon öfter „offline“ in den letzten drei Jahren – deswegen ist auch dieser Blog ein bisschen verschlafener geworden –, aber ich bin immer wieder zurückgekommen. Ich konnte mir nie vorstellen mich komplett von Bookstagram zu lösen, weil Lesen nun mal ein einsames Hobby ist und ich schon immer nach Vernetzung dazu gesucht habe. Ich liebe es nach wie vor mich über das, was ich gerade lese, auszutauschen und kann kaum meine Klappe halten, wenn mich ein Buch beschäftigt. Aber irgendwie fühlt sich Bookstagram nicht mehr wie der richtige Ort dafür an.
Das war Bookstagram auch: Mein Ausgleich. Meine Alltagsflucht. Meine Quelle, um wieder Kraft zu tanken. Genauso wie Lesen das war. Bookstagram war Menschen finden, die ähnlich wie ich ticken, was Bücher angeht. Die auf dieselbe Art über Bücher nachgedacht haben, wie ich, dasselbe gelesen habe wie ich. Es war Vorfreude und Motivation teilen, gemeinsames Fangirlen und kritische Auseinandersetzung. Das war Bookstagram. Bis es das nicht mehr war.
Irgendwo zwischen den neuen Spielregeln für Social Media und Content Creation ist meine eigene Kreativität und Kraft verloren gegangen. Ich passe nicht mehr in den Online-Space, der Bookstagram geworden ist. Den Sprung zu BookTok habe ich nie richtig gewagt, eben weil ich die Art Content, die dort gut läuft, nicht selbst kreieren kann/will. Ich fühle mich nach 7 Jahren Social Media auch auf gewisse Art ausgebrannt; oftmals fühlten sich meine Beiträge in letzter Zeit wie ein Echo von bereits geschriebenen Beiträgen an. Außerdem: Der Überkonsum! Meine Güte, in den letzten Jahren habe ich mehr Bücher gekauft, als gelesen, ich hänge eigentlich konstant hinter Trends und Neuerscheinungen hinterher und mittlerweile habe ich keine Lust mehr darauf einem sich immer schneller drehenden Literaturbetrieb zu folgen. Ich will ein bisschen mehr Ruhe in meinem Leben, ein bisschen weniger Vergleichen mit anderen (Inhalte, Zahlen, Mehrwert). Ich will raus aus der Achterbahnfahrt Social Media und dem ewigen Doom Scrolling.
Dieser ganze Beitrag fühlt sich fast ein bisschen überdramatisch an, weil es „nur“ Social Media ist und Social Media nur 10% der Realität spiegelt, yada yada yada. Aber für mich ist es ernst, weil ich Social Media, und in dem Zug Bookstagram, immer ernst genommen und geschätzt habe; und mich jetzt von der Plattform und der Arbeit, die ich da rein gesteckt habe, zu distanzieren ist nicht einfach.
Dennoch fühlte es sich mit dem Jahreswechsel wie die richtige Entscheidung an. Also wird es ab Februar nur noch diesen Blog hier geben. Ich freue mich darauf wieder das zu lesen, worauf ich Lust habe, ganz ohne den Druck eines Rezensionsexemplars. Denn was war auch ein konstanter Stress-Faktor – das Wissen, dass Lesen mit einer Erwartung an eine Rezension verbunden war. Irgendwo zwischen Algorithmen, chronischem Online-Sein und einem überproportionalen Mitteilungsbedürfnis (und auch Mitteilungsnot, weil Algorithmus und so) ist mir der Spaß am Lesen verloren gegangen. Ich konnte kein Buch mehr in die Hand nehmen ohne nicht darüber nachzudenken, wie ich es für die „Authentizität“ auf Social Media teilen und besprechen sollte. Ich will wieder über Bücher schreiben, weil ich über das Werk nachdenke und nicht, weil ich eine Rezension schreiben muss. Das kann zwar Hand in Hand gehen, aber ich glaube meine Rezensionen beweisen, dass ich nicht immer genau die richtigen Bücher für mich finde, dazu tappe ich immer noch zu schnell in Marketingfallen. Und unterm Strich nimmt es einfach viel Druck aus dem Lesen raus.
Im Fazit: Ich hänge Social Media als Bloggerin an den Nagel. Ich habe bereits meine Profile auf TikTok, Goodreads, Reado und Bookie gelöscht, Twitter und Facebook sind auch schon seit einiger Zeit weg. Auf diesem Blog wird es irgendwie weiter gehen, weil ich nicht nicht über Bücher reden kann, aber eben zu meinen Bedingungen und wie es mir gerade passt. Als Hobby. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann, dass ich definitiv nicht zu den Menschen gehöre, die ihr Hobby zum Beruf machen sollten. Nichts war schrecklicher als zu merken, dass ich meinen Ausgleich, meine Leidenschaft, meine Begeisterung an einen verflixten Algorithmus verloren hatte.
Alles Liebe

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